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Wenn der Weise auf die Sterne deutet; sieht der Dumme nur die Finger.

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(Unbekannter Verfasser)

Eine wunderschöne, sternenklare Nacht lag über dem Fjord von Høy Øya. Der Mond stand beinahe voll am Firmament. Im Grunde genommen, eine zauberhaft klare Nacht, wie jede andere Nacht dieser Art. Wenn nicht einer der prangenden Sterne, ein sonderbares Licht ausgesandt hätte. Dieser Stern wirkte, als leuchte er in einem gänzlich einzigartigem Schimmer; es hatte den Anschein, als würde er nebenbei gleichzeitig größer werden. Ob es sich dabei um eine optische Täuschung handelte, konnte im Moment niemand sagen, weil gerade zu diesem Zeitpunkt keine Menschenseele dem Firmament große Aufmerksamkeit schenkte. Eigentlich sehr schade, bei so einer funkelnden Pracht. Deutlich zeichnete sich die mächtige Milchstraße vor der undurchdringlichen Finsternis des Weltalls ab. Ein wahrlich ehrfurchtgebietender Anblick.

Und doch bewegte sich der auffällige Stern zielstrebig der Erde entgegen. Ein Meteorit? Ein Asteroid? Ein Komet? Eine Sternschnuppe? Oder gar Superman?

Es ertönte ein ohrenbetäubender Knall, als das unbekannte Flugobjekt in die Erdatmosphäre eintauchte, in grell schillernden Farben aufblitzte und einen eindrucksvoll glühenden Schweif sein Gefolge nannte. Wenig später erfolgte eine weitere Detonation, die etliche Kiefern zu Fall brachte und eine Einflugschneise samt stattlichem Krater ins Erdreich fräste. Das zusätzlich Ungewöhnliche, was dieses Schauspiel im Krater hinterließ, war ein glühend roter Gegenstand, der eine beachtliche Dampfwolke von sich gab. Und dieser Gegenstand, dieses rotglühende Etwas, tat Ungewöhnliches - es hustete...

Wahhh! Na, scheiß die Wand an! Ich glaubte schon, diese Odyssee nähme niemals ein Ende! Als ich mir selbst bestätigte, endlich gelandet zu sein, entfuhr es mir: »Verdammt! Simon! Es hat geklappt! Das Zeitreise-Experiment ist gelungen! Zumindest die Teleportation... Argh, fast jedenfalls, die Landung habe ich mir irgendwie sanfter vorgestellt!«

Und wo waren, verdammt und zugenäht, meine Klamotten? Herrje! Splitterfasernackt! Ich trug rein gar nichts mehr am Körper, außer Erde, Tannennadeln, Schrammen und Kratzer. Eigentlich nichts Neues, denn ständig wird meine Kleidung zerrissen, verbrannt, aufgeschlitzt, oder entwendet. Das Gleiche gilt für mein Hab und Gut, wenn ich unterwegs bin. Ständig verliere ich meine Sachen. Entweder fallen sie in Gletscherspalten, werden mir von Feinden abgenommen, oder noch Schlimmeres. In Papua-Neuguinea verschluckte ein Krokodil sogar mal mein Handy. War klar, dass ich ebenfalls nicht gänzlich unbeschadet aus so einem Unglück hervorging.

Ich war nicht nur nackt, sondern trug förmlich eine Decke aus Schmerzen, die mich umhüllte; ein Gefühl, als hätte mich eine verhärmte, bösartige Waschfrau durch ihre Mangel gedreht. Bewegungslos blieb ich liegen und führte im Geiste eine Bestandsaufnahme durch, indem ich vorsichtig, nach und nach, jedes meiner Glieder bewegte.

»Das gibt es doch nicht! Dieser blöde Wappler war schon wieder kaputt! Au, ahhh!«, knurrte ich unter Schmerzen. …Der Wappler... Das ist ein nicht gerade unwichtiges Teil im Konstrukt von Simons Zeitportal. Simon ist ein wirklich ungewöhnlich intelligenter und begabter Forscher, der auch schon mal unkonventionelle Wege einschlägt. Er erklärte mir die Funktion des Wapplers so: Er verhindere, dass es in Zeit und Raum zu Paradoxen kommt. Wenn der Wappler nicht funktioniert, kommt es zu einer Art Rückkopplung im Zeit-Raum-Gefüge, was zur Konsequenz hätte, dass man gegrillt würde. Nun ja, beinahe wäre dieses Dilemma eingetreten. Außerdem, meinte Simon, für den Fall, funktioniere der Wappler nicht korrekt, könnte man sich selbst während einer Zeitreise über den Weg laufen. Ein sehr beunruhigender Gedanke, aber nur halb so schlimm, wie bei vollem Bewusstsein gegrillt zu werden...

»Zum Glück bin ich dank meiner Vampir-Gabe feuerresistent!«, sprach ich zu mir selbst, weil ich mir schon von jeher der beste Zuhörer war, und im Moment tröstende Worte brauchte. Ach ja, und ich bin ein Vampir, falls ihr euch fragen solltet, wieso ich solcherlei Tortur überstehen konnte. Jeder Vampir hat Dunkle Gaben, die er als Geschenk von seinem Schöpfer erbt, oder sich im Laufe der Jahre aneignet.

Eine meiner Dunklen Gaben ist die Telekinese. Das heißt, Gegenstände gekonnt, mittels Gedankenkraft zu bewegen, oder als Waffe einzusetzen. Ebenso kann ich damit eine Art Energiefeld erzeugen, das sowohl als Mauer, als auch wie ein Puffer fungiert. Tja, nur zu dumm, dass es mir bei meinem Sturz nicht in den Sinn kam, meine Fähigkeit geschickter einzusetzen. Das werde ich mir für´s nächste Mal merken.

Die Pyrokinese, ist meine zweite Gabe. Sie ist wiederum die Kraft, per Gedanken Feuer zu entfachen. Auch eine wirkungsvolle Waffe. Nur ist der Preis sehr hoch, derart Feuer zu erzeugen. Mein Energiehaushalt ist nicht unbegrenzt. Immerhin ein Glücksfall, diese Gabe macht mich resistent gegen Feuer und allzu große Hitze. Kaum auszudenken, wenn ich sie nicht gehabt hätte. Dann wäre ich jetzt ein verkohltes Stück Fleisch unbekannter Herkunft. Und deshalb war ich nackt, weil mein Nano-Suit verglühte, als ich wie ein Feuerball auf die Erde fiel. Bei dieser Hitze wäre wohl so ziemlich alles verdampft. Selbst jetzt kochte mir noch das Blut. Gut, der Anzug ist hin, aber wo war mein Handy geblieben? Krokodile hatten mir hier noch nicht ihre Aufwartung gemacht. Obwohl ich nicht bezweifle, dass es in Urzeiten, als diese Landmasse noch zum Superkontinent Pangaea gehörte, diese Panzerechsen hier zuhause waren. Überhaupt beherbergt der Tiger, der zum Sprung über den Rest Europas ansetzt, das älteste und härteste Granit-Gestein dieses Planeten. Wir Nordmänner sind eben gut geerdet.

»Ah! Da!«, stöhnte ich, und zog mir ein paar geschmolzene Glassplitter aus der Hüfte. Die Telekommunikation konnte ich damit nun eindeutig vergessen. Ebenso war es hier in dieser Gegend ganz offensichtlich zu einem gravierenden Stromausfall gekommen. Um mich herum, spendeten lediglich die Sterne ihr Licht, - äh, um ganz ehrlich zu sein, noch ein paar brennende Bäume, die ich wohl auf dem Weg zur Erde abfackelte. Wenn ich mich nicht rechtzeitig vom Acker machte, käme bald die Feuerwehr. Falls man mich aufgriff, winkte mir der Knast, weil ich als nackter Waldschrat an Bäumen herum zündelte. Und wieso war es überhaupt dunkel und tief in der Nacht? Als ich den Teleporter programmierte, stellte ich das Gerät so ein, am frühen Nachmittag die Insel zu erreichen. Eigentlich sollte es jetzt hell und warm sein, und nicht kalt und dunkel. Vielleicht lag es an der Erdkrümmung, oder der Sommerzeit? Das veranlasste mich zum Grübeln. Stöhnend und mit schmerzenden Gliedern, kletterte ich aus dem Krater und ließ meinen Blick schweifen. Schließlich musste ich eine wichtige Mission erfüllen.

»Holla! Welch Verwüstung!«, grinste ich nicht gänzlich ohne Stolz. Meine destruktive Ader war befriedigt, nickte anerkennend und streckte mir ihren Daumen entgegen. »Da kann ich wirklich von Glück sagen, während der Landung nicht gegen einen Baum geprallt zu sein!«

Mit Bedacht kletterte ich aus dem Krater, setzte mich allerdings schleunigst auf seinen Rand, weil heftiger Kopfschmerz durch meinen Schädel brandete und mich zu einer heiteren Karussellfahrt einlud. Yeah! Jede Faser meines Körpers schien mir ihren Hass entgegen zu speien. Hinter mir ertönte ein quietschendes Geräusch, welches mich sofort alarmierte.

»Oh, Scheiße!«, stöhnte ich, war bei meiner Flucht aber noch viel zu benommen und langsam, während der Baum fiel und mich unter seinem Gewicht begrub...

*

Viele Skeptiker glauben nicht an so etwas wie Zufälligkeiten. Sie führen diese Begebenheiten auf ein Zusammenspiel aus Ursache und Wirkung zurück. Andere glauben an Fatalismus; halten das Schicksal für einen Ränkeschmied und schreiben ihm einzig und allein die Ereignisse zu. In diesem Fall möge jeder selbst entscheiden, welcher listige Gott, oder Teufel, da seine Finger im Spiel hatte. Unweit der Absturzstelle, öffnete sich ein blau gleißendes Portal und Molly Flannigan trat daraus hervor. Zuerst checkte sie die Lage. Suchend sah sie sich nach ihrer Begleiterin um.

»Esther? Pssst! Esther? Wo bist du?«, flüsterte sie verhalten. Man konnte nie wissen, was einen erwartete. »Und wo zum Teufel, ist meine verdammte Armbanduhr?«, fragte sie in die dunkle Nacht. Nun sah sie sich vor eine unerwartete Situation gestellt. Eigentlich müsste Esther bei ihr sein. Nur war die kleine Vampirin bisher noch nicht angekommen. »Verdammt, ihr würde ich es zutrauen, die falsche Abbiegung genommen zu haben, aber das ist nicht möglich!«, sprach sich Molly ein wenig Mut zu. Sie verharrte noch eine Weile, in der Hoffnung, Esther müsse in kürzester Zeit erscheinen. Doch als Molly sich umblickte, war nirgendwo ein Portal, geschweige denn, eine Esther zu sehen. Stattdessen eine Verwüstung, nahezu apokalyptischem Ausmaßes. Die junge Frau näherte sich dem Krater. Um sie herum knisterten brennende Zweige, die ihr auf den Kopf zu stürzen drohten. »Ragnor?«, fragte sie leise, horchte und hoffte, - doch nichts und niemand erwiderte ihre Frage. Molly kletterte über einen umgefallenen Baum und begann vorsichtig den Abstieg in den Krater. »Jessas, das sieht aus, als hätte er eine verflixt harte Landung gehabt. Hoffentlich ist der Kerl nicht verglüht!« Und während sie sich im Krater aufhielt, schlichen sich zwei dunkle Schatten an sie heran.

»Hvem er det? Hei, jente! Hva gjør du her?«, fragte eine Stimme über ihr.

»Was für ein Ding?«, keifte Molly nach oben. »Wer spricht da? Los, zeig dich, ich bin bewaffnet und gefährlich!«, trug sie ein wenig zu dick auf. Als Antwort erklang unverschämtes Gelächter im Duett.

»Du bist nicht nur unverschämt, sondern auch noch Engländerin, wie? So einen komischen Dialekt hörte ich noch nie!«, lachte der eine Kerl und schaute über den Kraterrand. Sein Haar war blond wie Stroh, der Bart hingegen rötlich. »Und vom Himmel bist du auch noch gefallen! Wir sahen einen Kometen. Wenn du das widerlegen willst, musst du uns schon dein Boot zeigen, mit dem du hierher kamst, Sternenmädchen!«

»Ich bin keine Engländerin, sondern habe irische Wurzeln!«, stellte sie klar. »Auch noch Forderungen stellen, oder was? Komm runter, und ich werde dir zeigen, wie du Sterne siehst!«, ging Molly weiter in die Defensive. Genau, Defensive - nur dass sie eher offensiv anmutete. Auf so eine Konfrontation war das Gothic-Girl nicht vorbereitet. Ihr und Esthers eigentlicher Plan sah vor, zuerst die Gegend zu sondieren, Ragnor zu finden und ihn wieder zurückzuholen. Dass sie auf ungepflegte, bärtige Waldschrate treffen würde, überforderte, ja verängstige Molly ein bisschen. Sie hörte schon viel über diese Art von Menschenschlag, und beabsichtigte nicht mit ihm in näheren Kontakt zu treten. Es befiel sie eine schreckliche Angst, doch diese kanalisierte sich in Wut. Wut, weil sie sich so schrecklich wehrlos fühlte. Doch sie wollte sich keineswegs in die Opferrolle fügen. Das sagte ihre psychologische Weitsicht. Zeige niemandem deine Angst. Wehre dich!

Ein zweiter, ebenso mit Haaren Zugewachsener, zeigte sich am Kraterrand. Der obligatorische, zweite Mitlacher. Vor ihm gruselte es Molly mehr, als vor seinem Begleiter. Seine Behaarung war eher brünett, schäferhundfarben, schoss es ihr durch den Kopf. Seine Visage zierte eine Narbe, die von der Stirn schräg über das restliche, untere Gesicht verlief. Seine verschlagenen, hellblauen Augen funkelten amüsiert. Sie beunruhigten Molly mehr als die fürchterliche Narbe, und ihre Nerven schlugen Alarm.

»Dich hat wohl der Jarl geschickt, um zu spionieren?«, fragte der Brünette, mit drohendem Unterton.

»Wer? Ich kenne niemanden mit Namen Jarl, nur Jarlsberg, aber das ist ein Käse!«, pampte Molly zurück.

Der Narbige quittierte diese Aussage mit einem verdutzten Gesicht, besann sich jedoch schnell wieder darauf, weiterhin den unerschockenen Schurken zu spielen. »Mich juckt´s im Schritt! Was meinst du Hjálmarr, ob sie zwischen den Beinen genauso heiß ist, wie ihr Temperament es vorgibt?«, fragte Narbengesicht. Der blonde Zottel zuckte lediglich mit den Achseln. »Wenn es dich juckt, sind das deine Filzläuse. Wenn du meinst, ihr nahe treten zu müssen, probiere es einfach aus; aber ich an deiner Stelle, würde bei dieser Hexe sehr vorsichtig sein, Stígandr!« Stígandr umkreiste den Krater, kletterte geschickt über einen umgefallenen Baum und begab sich in die Schneise. So versperrte er Molly den Fluchtweg. Allerdings dachte Molly nicht an Flucht. Sie wollte die Kraterwand nicht empor klettern, weil sie dabei den Kerl im Rücken hätte. Niemand sollte der Gefahr den Rücken zukehren. Sie balancierte sich aus und stemmte die Beine in den Boden, damit sie einen festen Stand bekam. Der Haarige mit Namen Stígandr, rückte immer näher. Und es grauste Molly, als er hämisch grinste. »Komm mein kleines Vögelchen! Wenn du nett zu mir bist, passiert dir nichts!«, schmeichelte er mit klebriger Stimme. Der jungen Frau drehte sich beinahe der Magen um. Je näher er kam, desto größer und bedrohlicher erschien der Kerl.

Molly ließ ihn fast auf Armeslänge herankommen. Daraufhin bewegte sie blitzschnell ihre Hand. Etwas blitzte auf.

»Ahhhh!... Ha, ha, ha!«, lachte ihr Peiniger. »Hjálmarr! Guck dir das an! Das Biest hat mir ein Messer ins Bein gerammt!«

»Ahahaha! Ich sagte doch, du sollst bei ihr vorsichtig sein. Wahahaha!«, grölte Hjálmarr lachend vom Kraterrand herunter und klopfte sich dabei auf die Schenkel.

»Wie seid ihr denn drauf?«, fauchte Molly. »Ich ramme dir ein Messer ins Bein, und du lachst auch noch darüber?«

»Klar, weil du dumme Gans, das Messer stecken lassen hast! Womit willst du dich jetzt wehren?«, fragte der Narbige, zog das Messer aus seinem Bein, wischte die Klinge an seiner Hose ab und verstaute das Schneidwerkzeug hinten in seinem Gürtel.

Molly überlegte. Das war in der Tat eine ausgesprochen interessante Frage.

»Probier´ es doch aus! Vielleicht habe ich ein zweites Messer! Komm ruhig näher, ich schneide dir deinen kleinen Schwanz ab!«, knurrte sie gereizt.

»Los, Hjálmarr! Lach nicht so dämlich, sondern hilf mir!«, rief er zu seinem Kumpel empor. Der schien es nicht eilig zu haben, kletterte über den gefällten Baum und trottete gemütlich zu Stígandr hinunter. »Ehrlich, Mann! Du brauchst meine Hilfe, um sie zu nehmen? Schlag den Tryggvason! Das darfst du echt niemandem weitererzählen!«, kicherte er kopfschüttelnd. »Was soll ich tun?«, fragte er sachlich.

»Halt diese Wildkatze einfach nur fest, klar?«, erklärte Stígandr genervt. Recht sorglos ging Hjálmarr auf Molly zu, um sie von hinten zu packen und festzuhalten. Nur kam er nicht dorthin. Stattdessen traf ihn ihr Stiefel in die empfindlichen Teile.

»So! Das hast du jetzt davon. Das war mein Stiefel, Freundchen! Der hat Stahlkappen«, erklärte Molly befriedigt. »Diesen Trick habe ich von meiner Freundin Trixie! Da soll noch jemand behaupten, es sei unnütz, wenn Frauen über Schuhe reden.«

Der Blonde ging stöhnend in die Knie und verdrehte dabei die Augen. Er war nicht mehr in der Lage, einen weiteren Ton von sich zu geben. Die Stille dehnte sich aus, nur Hjálmarrs Atem, der in Stößen ging, durchschnitt sie. Dann sagte er gepresst: »Wir sollten die Furie lieber ins Dorf bringen... Es ist ohnehin besser, denn du blutest wie eine angestochene Sau und mir ist ebenfalls die Lust vergangen... Wir sollten das Sternenmädchen als Preis ausloben, du weißt schon, für den Wettkampf. Soll sich jemand anderes mit diesem Weib herumärgern! Wer sie gewinnt, kann sie behalten und zur Frau nehmen, oder als Sklavin verkaufen.«

»Da gebe ich dir recht! Schau ihre zierlichen Hände. Ich wette, damit hat sie niemals wirklich hart gearbeitet. Mit solch kleinen Händen kommt sie prima beim Putzen in die Ecken!«, lachte Stígandr.

»Einspruch! Ich gehöre schon zu jemanden! Und noch etwas: Hände betrachten bringt Streit«, bemängelte Molly, der die Aussicht keineswegs zusagte, an einen verlausten Macker weitergereicht zu werden.

»Hör mal, Mädchen!«, widersprach Hjálmarr, der sich mühsam wieder auf die Beine rappelte. »Du trägst keine Haube, also bist du noch nicht vermählt! Klar? Und wenn, wäre es uns auch egal!«

»Was für eine Haube?«, fragte sie barsch.

Ihre Frage wurde jedoch ignoriert. »Schweig still!«, keifte der Brünette stattdessen angepisst. »Oder, wir opfern dich den Göttern!«

Blondie wandte sich an seinen blutenden Kumpel: »Stíggi? Du tar til høyre. Jeg tar til venstre!«

»Jetzt redet doch nicht schon wieder so ein Kauderwelsch! Ich verstehe nichts!«, beschwerte sie sich bitterlich. Doch ehe Molly einen weiteren Ton von sich geben konnte, packte der Brünette sie unter dem rechten Arm, der Blonde sie links; gemeinsam hoben sie die Verblüffte einfach an, als wäre sie schwerelos. »Hey! Lasst mich runter!«, keifte sie zappelnd, während sich Stígandr und Hjálmarr in ihrer Muttersprache unterhielten, als gäbe es Molly überhaupt nicht. Mit der Zeternden zwischen sich, stiefelten sie aus der Schneise. Nebenbei traten sie ein paar Feuer aus. All das Fauchen, Zappeln und Drohen seitens Molly, schien die beiden Nordmänner nicht im Geringsten zu beeindrucken...

*

Lausige Zeiten

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