Читать книгу Erfüllt - Elke Mölle - Страница 18

2 VERSETZT IN EINE ANDERE WELT – WAS EIGENTLICH PASSIERT, WENN DU IM GEIST NEU GEBOREN WIRST

Оглавление

Eines Morgens kommt der Chef zu seinem Angestellten und teilt ihm mit, dass er nächste Woche nach China versetzt wird, und zwar bis zur Rente. Nicht etwa in eine Großstadt, wo jemand Englisch spricht oder schon einmal im Ausland war, sondern weit abgelegen aufs Land. Dort soll er unter lauter Chinesen arbeiten und leben. Der Mitarbeiter kommt also in eine komplett neue Welt hinein, wo er alles neu lernen muss. Die Sprache ist neu, die Essgewohnheiten sind neu, was bei ihm bisher als höflich galt, ist in China vielleicht völlig ungehobelt und anstößig. Wie man Freundschaften lebt, was man sagen darf und was nicht, wie man Geschäftsbeziehungen knüpft und verhandelt, welche Feste man feiert – alles weicht vollkommen von dem ab, was der Mann bisher gewohnt war.

Das ist nur ein erfundenes Szenario, aber Paulus schreibt im Brief an die Kolosser, dass genau das uns passiert ist, nur dass wir nicht nach China versetzt worden sind, sondern in das unsichtbare Königreich Gottes. Und auch nicht nur bis zur Rente, sondern bis in alle Ewigkeit. »Er hat uns gerettet aus der Macht der Finsternis und versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe. In ihm haben wir die Erlösung, die Vergebung der Sünden« (Kolosser 1,13–14).

Das ist ähnlich dramatisch, wie wenn wir nach China versetzt worden wären. Jeder, der sein Leben der Herrschaft Jesu anvertraut, wird in diesem Moment in ein anderes Reich versetzt. Vermutlich war das nicht uns allen gleich präsent, als wir unser Leben mit Jesus gestartet haben. Bei einem Ortswechsel nach China hätten wir sehr deutlich festgestellt, dass wir in eine andere Welt versetzt worden sind. Wir hätten alles ganz neu lernen müssen: die Sprache, die Kultur, die Mentalität. Aber genau das ist mit uns passiert, und deshalb ist dieses Bild so passend.

Es hat tatsächlich auch bei uns ein sehr dramatischer Wechsel stattgefunden, nur haben wir das nicht gleich gemerkt, weil das Königreich Gottes unsichtbar ist und wir nur durch Glauben Zugang zu dieser Realität haben. Aber wenn wir darüber nachdenken, wird schnell klar, dass es Zeit und auch ein Trainingsprogramm braucht, bis man sich in dieser neuen Welt auskennt und die neuen Sitten und Gebräuche kennengelernt hat. Alles muss gelernt werden: die neue Sprache, die neue Kultur und auch die ungeahnten Reichtümer und Möglichkeiten, die unsere neue, unsichtbare Heimat mit sich bringt.

Als Adam und Eva im Paradies der Schlange glaubten und sie vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen aßen, war die unmittelbare Nähe zu Gott zerbrochen. Sie konnten die Schönheit des Paradieses und die Gegenwart Gottes nicht mehr genießen. Die Schlange hatte ihnen gesagt: Vertraut doch nicht Gott, vertraut lieber euch selbst, ihr könnt selbst sein wie Gott! Doch statt wie Gott zu sein, hatten sie plötzlich Angst vor Gott. Sie schämten sich, konnten nur noch sich selbst und ihre Mangelhaftigkeit sehen. Das Misstrauen Gott gegenüber hatte sie dazu getrieben, sich gegen Gott zu stellen. Ihre Liebe zu Gott und ihre Fähigkeit, Gottes Liebe zu empfangen, waren verloren gegangen. Das war die größte Tragödie in der Geschichte der Menschheit.

Gott hatte Adam und Eva verboten, von der Frucht dieses Baumes zu essen, da sie tödlich giftig sei und sie sterben würden. Nun, wir wissen, dass sie nicht körperlich gestorben sind, aber ihre Herzensverbindung mit Gott war zerbrochen. Das Paradies war verloren aufgrund von Stolz und Furcht. Stolz, weil sie lieber selbst Gott sein und sich nicht unter die liebende Herrschaft des Schöpfers beugen wollten. Sie wollten in Unabhängigkeit von ihm leben. Furcht, weil sie der Schlange glaubten, die sagte, dass Gott ihnen das Beste vorenthalten würde und er in Wahrheit nicht wirklich gut sei. Der Mensch war fortan getrennt von Gott durch sein Misstrauen und die Entscheidung, von nun an selbst für sich sorgen zu wollen.

Da brauchte es eine sehr radikale Intervention Gottes. Und Gott griff radikal ein. Er kam selbst als Mensch auf die Erde, um zu demonstrieren, wie es aussieht, wenn ein Mensch wieder eine ungebrochene Nähe zu Gott, dem Vater, hat. Wie es aussieht, wenn er in zwei Welten gleichzeitig lebt, nämlich auf der Erde und im unsichtbaren Königreich Gottes. Jesus sagte von sich: »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben. Niemand kommt zum Vater als nur durch mich« (Johannes 14,6). Und er verkündigte, dass mit ihm auch seine Königsherrschaft auf die Erde gekommen ist. Deshalb ist nun alles anders. Nichts ist mehr, wie es vorher war. »Die Zeit ist erfüllt, und das Reich Gottes ist nahe gekommen. Tut Buße und glaubt an das Evangelium!« (Markus 1,15).

Die Begriffe »Buße« und »Evangelium« sind den meisten Christen wohlbekannt. Dabei ist vielen vielleicht nicht klar, was für eine mächtige Botschaft in diesen Worten steckt. In der Septuaginta, der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, wird das griechische Wort »evangelion« (»Gute Nachricht«) mehrfach in Situationen verwendet, in denen einem König die gute Nachricht von einem militärischen Sieg gebracht wird. Für das Wort »Buße« steht im griechischen Urtext das Wort »metanoia«. Mit Buße verbinden viele die Vorstellung, dass man etwas bereut und Gott um Vergebung dafür bittet. Metanoia (wörtlich »Umdenken«) bedeutet aber nicht nur, um Vergebung für seine Sünden zu bitten, sondern spricht von etwas weitaus Umfassenderem: Wir denken um, kehren um und gelangen so zu einem vollständig neuen Weltbild und ändern unsere bisherige Sicht der Dinge mit allen Konsequenzen.

Wenn wir nun zusammensetzen, was Jesus dann eigentlich gesagt hat, kommt Folgendes dabei heraus: »Die Zeit ist erfüllt, jetzt ist die Königsherrschaft Gottes nahe herbeigekommen. Nichts ist mehr, wie es vorher war, Leute! Ein neues Zeitalter hat angefangen! Gewinnt eine komplett neue Sicht der Welt und glaubt an die frohe Botschaft, dass der Sieg über die Mächte der Finsternis gewonnen ist!«

Erfüllt

Подняться наверх