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Alles neu?

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Viele von uns haben wahrscheinlich keine optimale neue Geburt erlebt. Vielleicht war niemand da, der ihnen geholfen hätte, eine bewusste Entscheidung für ein Leben mit Gott unter seiner liebenden Herrschaft zu treffen. Vielleicht hat keine Lebensbereinigung stattgefunden. Es wurde nicht erklärt, was Jesus am Kreuz getan hat, und schon gar nicht, dass wir durch die neue Geburt Zugang zum unsichtbaren Königreich Gottes haben und darin leben dürfen. Die allermeisten hatten vermutlich nicht das Privileg, liebevoll betreut die ersten Schritte im Glauben machen zu können. Nur wenige Christen sind gut begleitet durch Jüngerschaftsprozesse gegangen, und deshalb haben auch nur wenige ein geradliniges geistliches Wachstum erlebt. Daher ist es so wichtig, dass wir uns unser geistliches Leben noch mal genau anschauen und dass wir uns den folgenden Fragen stellen: Warum kämpfe ich immer wieder mit denselben Sachen? Warum verändert sich dieses oder jenes Verhalten nicht? Warum kommen nicht mehr von den Früchten zum Vorschein, die doch eigentlich an mir sichtbar werden sollten?

Das sind wichtige Fragen, die uns auf die richtige Spur bringen. Um diesen Fragen auf die Spur zu kommen, müssen wir ehrlich mit uns selber werden. Genau hinschauen, wie es in uns gerade aussieht, unterscheiden lernen, welche Motivation uns wirklich antreibt, was von Gott kommt und was nicht. Gott will uns auf die verborgenen Wege unseres Herzens führen. Es ist offensichtlich, dass noch vieles nachgeholt werden muss, was eigentlich am Anfang unseres geistlichen Lebens hätte passieren sollen. Und vieles muss noch nachreifen und wachsen. Lasst uns also genau hinschauen und uns nicht zufriedengeben mit einem kraftlosen, langweiligen christlichen Leben, das weit unter dem Niveau bleibt von dem, was Gott eigentlich für uns möglich gemacht hat!

Dass mit der neuen Geburt in unserem Leben noch nicht alles komplett neu, heil und wiederhergestellt ist, liegt zu großen Teilen daran, dass wir noch am Wachsen und Reifen sind und durch die geistlichen Entwicklungsstadien gehen müssen. Aber es liegt auch massiv daran, dass wir als Menschen eine Einheit aus Körper, Seele und Geist sind und dass diese drei nicht sofort gleichermaßen erneuert sind (darum wird es in Kapitel 7 noch ausführlicher gehen).

Der Apostel Paulus schreibt in 2. Korinther 5,17, dass wir eine neue Schöpfung sind, wenn wir in Christus sind, dass das Alte vergangen und Neues entstanden ist. Es steht nicht da, dass alles sofort vollständig neu geworden ist. In einem gewissen Sinn ist zwar alles sehr neu, weil wir jetzt in zwei Welten gleichzeitig leben, im Reich Gottes und in der sichtbaren Welt. Wir haben einen ganz anderen Lebensraum und einen anderen Status bekommen als erlöste und von Sünden gereinigte Kinder Gottes. Aber in unserer Seele ist nicht alles sofort vollständig neu geworden.

Durch die neue Geburt haben wir einen neuen, lebendigen Geist bekommen, denn davor war unser Geist tot in Bezug auf Gott, inaktiv ihm gegenüber. Wir hatten sozusagen keine Antenne für Gott und waren geistlich gesehen blind und taub. Das ist eine Folge des Sündenfalls. Gott hatte gesagt: Wenn ihr von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen esst, werdet ihr sterben (1. Mose 2,17). Wir wissen aber, dass Adam und Eva nicht auf der Stelle tot umgefallen sind; etwas anderes ist in ihnen gestorben: ihr Geist. Seit ihrer Entscheidung gegen Gott ist der Geist des natürlichen Menschen tot. Paulus schreibt im Römerbrief, dass der Lohn der Sünde der Tod ist (Römer 6,23), und im Epheserbrief schreibt er, dass wir tot waren in unseren Sünden (Epheser 2,5). Das bedeutet, wir konnten uns Gott nicht nahen, hatten kein Verlangen nach seiner Gegenwart und geistliche Dinge waren für uns wie ein Buch mit sieben Siegeln. Aber seit unserer neuen Geburt ist unser Geist wieder lebendig und vollkommen wiederhergestellt. Er versteht die geistliche Dimension, er kann die Stimme Gottes wahrnehmen, und er bekommt etwas von der unsichtbaren Welt Gottes mit. Gottes Erlösungsplan für die Welt macht plötzlich Sinn. Das ist die neue Schöpfung in uns. Aber wir sind eben zunächst im geistlichen Babystadium. Unser Geist oder, wie die Bibel auch manchmal sagt, unser innerer Mensch muss durch gute Ernährung und Training wachsen und reifen.

Gottes Erlösungskraft soll und wird auch unseren Körper berühren. Kraft und Gesundheit sollen und werden im Laufe unseres Lebens als Kind Gottes zunehmen. Aber wir leben noch in einer gefallenen Welt, in der uns auch Krankheit angreifen kann und der Körper mit den Jahren altert und schwächer wird.

Unsere Seele ist auch erlöst, aber noch nicht völlig erneuert. An unserer Seele wird vielleicht am meisten sichtbar, dass das neue Leben nicht mit der neuen Geburt sofort umfassend ein anderes ist. Dass also nicht alles auf einmal neu ist, sondern das Neue in uns begonnen hat. Das liegt daran, dass die Seele sozusagen noch im falschen Betriebssystem ist, wir könnten es Waisenkindmodus nennen. Das ist unsere alte Prägung. Als wir Gott noch nicht kannten und auf uns alleine gestellt waren, lebten wir wie Waisenkinder. Wir kannten diesen wunderbaren Vater noch nicht, mussten uns alleine versorgen und selber beschützen, es blieb uns gar nichts anderes übrig, als zu leben, zu denken und zu fühlen wie ein Waisenkind.

Ein Waisenkind fühlt sich alleine, überfordert, ist ständig bemüht, halt irgendwie zu überleben, hat niemanden, der in Krisen hilft, wird nicht versorgt, bekommt nichts geschenkt, muss sich alles hart erarbeiten. Als wir uns noch nicht vertrauensvoll an unseren Guten Hirten anlehnen konnten, mussten wir notgedrungen alle Fäden selbst in der Hand halten. Wir mussten selber die Kontrolle über unser Leben haben, sehen, dass wir nicht zu kurz kommen. Diese Art zu denken, zu fühlen und zu wollen, muss jetzt Schritt für Schritt verändert werden, sodass sie zu unserem neuen Leben im Königreich passt. Unsere Seele braucht also ein neues »Betriebssystem« und muss neu programmiert werden, vom Waisenkindmodus in den Königskindmodus.


Jetzt wird es spannend. Wir sind zwar versetzt vom Reich der Finsternis in das Reich des Lichts, aber wir merken noch nicht so viel davon. Und das hat damit zu tun, dass unser Denken, unser Fühlen und unser Wollen noch so stark geprägt sind von unserem Leben, das wir vorher ohne Gott gelebt haben. Jetzt gilt es zu lernen, wie man in dem unsichtbaren Königreich mit diesem herrlichen König, der zugleich unser Vater ist, lebt. Und zwar standesgemäß.

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