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Die neue Geburt

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Das ist jetzt ein guter Moment, dass du dich an deine eigene neue Geburt erinnerst. Weißt du noch, wie das war, als du zum ersten Mal in deinem Herzen die Gewissheit hattest, dass Jesus der Sohn Gottes ist? Dass er der verheißene Retter ist, der gekommen ist, damit du wieder in ungebrochener Nähe zu Gott leben kannst? Kannst du dich erinnern, welche Umstände oder Menschen dazu geführt haben, dass dir das klar geworden ist? Hattest du damals schon eine Ahnung, dass jetzt alles ganz anders und neu geworden ist? Dass du jetzt in zwei Welten gleichzeitig lebst?

Wie das Wunder der neuen Geburt im Einzelnen passiert, ist bei jedem Menschen anders. Jeder hat seine eigene Geschichte mit Jesus. Beim Apostel Paulus war es eine sehr dramatische Geburt. Er hieß ursprünglich Saulus von Tarsus und war ein sehr gebildeter jüdischer Rabbi mit römischem Bürgerrecht. Er gehörte der Gruppierung der Pharisäer an und hatte es sich zum Ziel gesetzt, die Anhänger Jesu Christi zu verfolgen, ins Gefängnis zu werfen oder am besten gleich zu steinigen. Jesus hatte er nie persönlich kennengelernt, aber die junge Gemeinde war ihm ein Dorn im Auge. Seiner Ansicht nach waren das alles vom wahren Glauben abgefallene Juden. Klingt nicht so, als wollte man ihn zum Freund haben. Aber: Auch er war so ein Mensch, der auf der Suche war nach dem, was sein Herz in die Ruhe bringen konnte.

Als er wieder einmal unterwegs war, um Christen zu jagen, erschien ihm Jesus. Saulus war auf dem Weg nach Damaskus mit einer Vollmacht der Hohepriester in der Tasche, dass er jeden Juden, der sich zu Jesus Christus bekannte, gefangen nehmen und nach Jerusalem ins Gefängnis bringen durfte. Da passierte etwas sehr Außergewöhnliches: Saulus wurde plötzlich von einem übernatürlichen, hellen Licht geblendet, sodass er zu Boden fiel. Er hörte eine Stimme, die ihn fragte: »Saul, warum verfolgst du mich?« Saulus fragte zurück: »Herr, wer bist du?« Die Stimme antwortete ihm: »Ich bin Jesus, den du verfolgst«, und gab ihm den Auftrag, in die Stadt zu gehen, wo er weitere Aufträge bekomme würde. Was für ein spektakuläres Ereignis! Die Männer, die er dabeihatte, sahen das Licht nicht, aber sie hörten die Stimme.

Als Saulus aufstehen wollte, stellte er fest, dass er nichts mehr sehen konnte; er musste nach Damaskus geführt werden. Drei Tage lang konnte er nichts sehen, und er aß und trank nichts. Dann wurde ein Jünger von Jesus namens Hananias zu Saulus geschickt. Hananias hatte auch eine Erscheinung gehabt, und Jesus hatte ihm aufgetragen, zu Saulus von Tarsus zu gehen. Jesus sagte zu Hananias: »Geh zu ihm, denn er betet, und er hat dich in einer Erscheinung gesehen, wie du ihm die Hände auflegst, damit er wieder sehen kann.« Davon war Hananias nicht begeistert. Zu einem Mann gehen zu müssen, der die Gemeinde Jesu mit einer Vollmacht der Hohepriester verfolgte, das war viel verlangt.

Aber Jesus wiederholte seinen Auftrag mit der Begründung: »Er ist mir ein auserwähltes Werkzeug, er soll das Evangelium verkünden vor Nationen, vor Königen und vor dem Volk Israel. Und er wird um meines Namens willen viel erleiden müssen.« Daraufhin ging Hananias zu Saulus, legte ihm die Hände auf und tat, was Jesus ihn geheißen hatte. Saulus konnte sofort wieder sehen, stand auf und ließ sich taufen (Apostelgeschichte 9).

Meine persönliche Geschichte mit Jesus ist weit weniger spektakulär, zumindest aus menschlicher Sicht. Jesus sagt nämlich in Lukas 15, dass im Himmel jedes Mal eine Freudenparty gefeiert wird, wenn ein Sünder umkehrt. Bei mir war es so, dass ich einfach ganz organisch in ein Leben mit Jesus hineinwuchs. Meine Oma war eine gläubige Frau, eine Beterin. Sie lehrte mich schon von klein auf das Beten, las mir zuerst Geschichten aus der Bibel vor und las später mit mir die Bibel. Ihre erste Reaktion auf jede Herausforderung oder krisenhafte Situation war: Komm, wir beten. Mit meiner Oma ging ich auch in die Kirche und war regelmäßig im Kindergottesdienst. Als unsere Kindergottesdienstgruppe einen Ausflug nach München zu einer Kinderevangelisation machte, war es klar, dass ich auch mit dabei war.

Am Ende der Veranstaltung wurden wir Kinder in Zweiergruppen aufgeteilt und einem Mitarbeiter zugewiesen. Die Mitarbeiterin erklärte dem anderen Mädchen und mir noch einmal, was es mit Jesus auf sich hat. Dass er der Sohn Gottes ist, der einzige Mensch ohne Sünde. Dass er meine Schuld, meine Fehler, jede Lüge, jeden Ungehorsam am Kreuz auf sich geladen und dafür die Strafe bezahlt hat, damit ich frei von Schuld sein kann. Sie fragte mich dann, ob Jesus mir meine Schuld vergeben und der Herr über mein Leben sein dürfe, ob ich ihm mein Leben übergeben würde. Was ich da hörte, war für mich nichts Neues und eigentlich logisch, das hatte ich ja schon von meiner Oma oft gehört. So konnte ich ohne großes Nachdenken im Gebet mein Leben Jesus anvertrauen und sein stellvertretendes Opfer für mich annehmen.

Das war 1972, da war ich sechs Jahre alt. Ich bin überzeugt, dass das Wunder der neuen Geburt an diesem Tag bei mir passiert ist. Ich wurde versetzt vom Reich der Finsternis in das Reich des Lichts. Im Geist, sozusagen hinter den Kulissen, genauso spektakulär und dramatisch, als ob ich direkt nach China versetzt worden wäre, aber für die natürlichen Augen unsichtbar und völlig unspektakulär. Ich sah genauso aus wie vorher. Ich konnte immer noch frech und ungehorsam sein, hatte manchmal schlechte Laune und war ab und zu gehässig. Trotzdem war ein Wunder geschehen.

Im Brief an die Epheser beschreibt Paulus es so:

Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner vielen Liebe willen, womit er uns geliebt hat, auch uns, die wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr gerettet! Er hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in der Himmelswelt in Christus Jesus, damit er in den kommenden Zeitaltern den überragenden Reichtum seiner Gnade in Güte an uns erwiese in Christus Jesus.

Epheser 2,4–7

Wir waren also tot in unseren Vergehungen – eine Folge des Sündenfalls –, aber mit Christus wurden wir lebendig gemacht durch den Glauben an seine Rettungstat am Kreuz. Das ist pure Gnade, nicht unser Verdienst. Im zweiten Brief an die Korinther erklärt es Paulus mit diesen Worten: »Daher, wenn jemand in Christus ist, so ist er eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden« (2. Korinther 5,17).

Wenn wir durch die neue geistliche Geburt ins Königreich Gottes versetzt worden sind, sind wir in Christus. In seiner Königsherrschaft. In seiner Gegenwart. In Christus sind wir mit auferweckt und sitzen mit ihm in der Himmelswelt. Und zwar immer. Nicht nur am Sonntag im Gottesdienst oder wenn wir gerade beten oder in der Bibel lesen. Das Königreich Gottes ist immer um uns herum, und wir nehmen es mit, wo auch immer wir hingehen. Wir leben in zwei Welten gleichzeitig: ganz normal als Menschen in der sichtbaren Welt, aber gleichzeitig genauso real im unsichtbaren Königreich Gottes, in das wir durch Christus Eingang gefunden haben. Das ist doch unvorstellbar, oder nicht?

Jetzt fragst du dich vielleicht, warum nach 20 Jahren Christsein noch so viele Dinge in deinem Leben immer noch genauso schwierig sind wie vorher, obwohl du doch schon so lange im Reich Gottes lebst. Warum du immer noch mit Charakterschwächen oder sogar handfesten Sünden kämpfst. Warum du die Gegenwart Gottes nicht immer als total erfüllend erlebst und Gott weiterhin immer wieder aus den Augen verlierst.

Das hat viel damit zu tun, dass wir als geistliches Baby in diese neue Welt hineingeboren werden und vieles noch nicht gelernt haben. Außerdem hängt es damit zusammen, dass wir nicht nur einen Körper haben, sondern auch eine Seele und einen Geist.

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