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Frühstück

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Ich beginne den Tag immer mit einer Tasse Tee. Während ich dies schreibe, erscheint es mir zugleich auf absurde Weise englisch und auch wieder überhaupt nicht englisch, am Morgen eine schöne Tasse Tee zu trinken. Yorkshire-Tee mit etwas Milch und einem Teelöffel Zucker (direkt in der Tasse aufgegossen, mit Milch, Zucker und dem Teebeutel schon in Warteposition, bis das Wasser kocht) oder einen Earl Grey mit einem kleinen Spritzer Zitrone. Oder Lady Grey, Lapsang Souchong, grünen oder roten Tee. Fang mit einer großen Tasse Tee an.

Oder vielleicht trinkst du lieber Kaffee. Drei Löffel gemahlene Bohnen unten in die Pressstempelkanne, nicht mehr kochendes Wasser dazu, ehe sich die dicke Crema bildet, wenn du den Stempel nach unten drückst, alles ganz gläsern und silbern und aufregend kontinentaleuropäisch. Ich trinke meinen Kaffee jedenfalls schwarz. Schwarz und damit zurück ins Bett – vielleicht ist das eine gute Regel für den Morgen: Wie auch immer du ihn beginnst, nimm dein Getränk mit zurück ins Bett. Ich stelle extra dafür meinen Wecker zehn Minuten früher. Manche Leute meditieren; ich mache mir im Bett bei einem heißen Getränk To-do-Listen. Gegen die Kissen gelehnt, die Tasse in der einen Hand, den Stift in der anderen, sinne ich über den bevorstehenden Tag nach und mache mir eine Art Schlachtplan.

Als ich noch klein war, habe ich jeden Tag zu meiner Mum gesagt: Das ist mein großer Plan, und das ist mein kleiner Plan. Das tue ich immer noch, und ich beginne stets beim Frühstück mit beiden Plänen. Zum einen, weil dann die To-do-Liste gut anläuft, zum anderen, weil Frühstück wichtig ist. Alte Ehefrauen und junge Ernährungsexperten sind sich darin einig: Nimm ein Frühstück zu dir, und zwar ein gutes. Frühstücke wie ein Kaiser, heißt es doch in dem alten Sprichwort. Ich tue das. Und du solltest es auch tun. Ein kleiner Freiraum am Beginn des Tages, der nur für dich da ist – das macht alles andere glatter, ordentlicher, leichter.

Außerdem ist es etwas Köstliches: Frühstücksgerichte sind die besten Gerichte. Wenn ich wüsste, wann ich sterben muss (wie es angeblich bei Hexen der Fall ist), würde ich als letzte Mahlzeit ein Frühstück zu mir nehmen. Frühstück wird mir nie langweilig. Zuerst einmal ist es so abwechslungsreich: von Coco Pops bis hin zu Bagels und Eiern, von denen man ein wachsweiches Dotter auf einer dicken Scheibe Toast oder einem weißen Teller verteilt. Pochierte Eier mit Lachs, Rührei mit Schnittlauch oder weich gekochte Eier mit Brotstreifen. Frisches Brot oder kleine Pfannkuchen mit einem dicken Klecks gesalzener Butter, die verführerisch in die winzigen Grübchen hineinschmilzt. Oatcakes – nicht die trockenen, harten schottischen, sondern die weichen Staffordshire Oatcakes*, um salzigen, schmelzenden Cheddar und fetten Speck gewickelt. Specksandwiches mit roter Sauce, niemals mit brauner, und Würstchensandwiches mit brauner Sauce, niemals mit roter. Ein üppiges warmes Frühstück in einer einfachen Imbissstube, der undefinierbare und unübertreffliche Geschmack von billigen Würstchen und einer im Fett gebratenen Scheibe Toastbrot. Bohnen, ausschließlich von Heinz. Dicke Pilze, nur im eigenen Saft gegart. Pommes. Drop Scones, die direkt auf der Herdplatte eines AGA-Herds gebacken und dann aufgestapelt und mit Ahornsirup übergossen und mit knusprigem Speck belegt oder mit Butterscotch-Sauce und Schlagsahne zu einem Sandwich zusammengeklappt werden. Die Sahne oben auf der Milch, für den Porridge mit dem Löffel abgeschöpft, einen richtigen Porridge mit braunem Zucker oder dem herrlich metallischen Golden Syrup aus der grünen Dose mit dem armen, toten Löwen darauf. Stempelkannen und Espressokannen mit glühend heißen Griffen und Kaffee, der nach französischer Art in einer Schale serviert wird, wobei der Dampf zwischen den gewölbten Händen aufsteigt.

Tee. Marmite. Himbeermarmelade. Cornflakes, Frosties, Croissants. Griechischer Joghurt mit darübergeträufeltem blassgoldenem Honig. Frisch gepresster Orangensaft, so frisch, dass noch ein paar versprengte Kerne darin schwimmen. Bagels aus der Brick Lane oder, besser noch, Bagels aus der Küche meiner Freundin Fiona, die wir auf dem Boden hockend verdrücken, während der Hund Widget um Krumen bettelt, Bagels: mitten durch ihre glasierte Außenseite entzweigeschnitten, sodass ihre weiche Mitte offen daliegt, bepackt mit weichem Räucherlachs und kreideweißem Frischkäse und dem schwärzesten schwarzen Pfeffer. Shakshuka. Avocado mit dem perfekten Reifegrad. Makrele. Kedgeree. Räucherheringe. Wachteleier. Ich liebe alles davon. Ich liebe sogar „grüne Säfte“. Ich liebe, liebe, liebe Frühstück.

Ich habe aus meinen liebsten Frühstücksgerichten die folgenden ausgewählt. Manche eignen sich für heiße Tage, andere für kalte; manche für Wochenenden, andere für Werktage; manche gehen sehr schnell (Porridge, Drop Scones, Smoothies), während andere etwas mehr Aufwand erfordern (Bagels, Pikelets). Nichts davon ist kompliziert, denn Frühstück sollte nie eine komplizierte Mahlzeit sein, aber alles davon wird deine Tage – selbst deine tristen Tage, deine missmutigen Tage, deine grauen Tage – ein klein wenig luxuriös machen, ein klein wenig besonders und ein klein wenig besser.

* Lokale Pfannkuchenspezialität aus Staffordshire/UK.

Die Geschichte beginnt mit einem Huhn

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