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Richtige Oatcakes


Ich möchte dich nach Hause bringen. Oder zumindest an einen Ort, der sich wie zu Hause anfühlt. Inzwischen bin ich ziemlich flexibel, was die Bedeutung des Wortes „Zuhause“ angeht. Falls es dort ist, wo das Herz ist, dann ist meines überall, und ich scheine es mittlerweile an einem halben Dutzend Orten zurückgelassen zu haben. Je älter ich werde, desto mehr Orte gibt es, die für mich ein Zuhause sind. Einer der ältesten ist das alte rosafarbene Haus meiner Großeltern in Staffordshire, wo sich vor dem Küchenfenster grün und wellig das Heideland erstreckt. Hier bin ich am meisten ich selbst.

Und jetzt backen wir Oatcakes. Richtige Oatcakes. Ein richtiger Oatcake ist wie ein Pfannkuchen aus feinem Hafermehl. Er hat mehr Geschmack als normale Pfannkuchen, gekräuselte Ränder und unzählige Grübchen und lässt sich zusammenrollen wie eine dicke Zigarre, aus der geschmolzener Käse tropft. Es ist ein praktisches Essen, wie eine Cornish Pasty für die Leute in der Töpferwerkstatt, die die Hände voller Ton haben. Ein Frühstück für Arbeiter.

Wir haben die Oatcakes immer aus Staffordshire mitgenommen, zwei oder drei Dutzend auf Eis, und sie dann so lang wie möglich gestreckt. Das Gefühl, den letzten Oatcake zu essen, ist mir geblieben: eine komische Mischung aus Freude und Salz und Heimweh und pikantem Käse und dem Wissen, wie weit ich von einem Oatcake-Laden und von meinen Großeltern und dem grün-grauen Heideland entfernt war.

Das Heideland von Staffordshire ist unvergleichlich (es ist kein Moor, das ist wichtig). Am Rand eines Nationalparks gelegen, aber nicht annähernd so beliebt, wogt und schwingt die Erde in trägen Kurven dahin, die einem immer fast, aber doch nicht ganz genau so vorkommen wie eine Landschaft, die man schon mal gesehen hat. Ich wurde weder dort geboren, noch bin ich dort aufgewachsen, und doch weiß ein Teil von mir – ein tief in den Knochen sitzender Bergarbeiter-Ahne: Von hier kommen die Knochen. Es ist eine Art Heimat.

Oatcakes sind übrigens ziemlich leicht zu backen. Im Grunde geht es nur darum, die trockenen und die feuchten Zutaten zu vermischen und zwischendrin eine Pause zu machen, um die Hefe zu aktivieren.

Ich backe oft schon am Vortag einen Stapel Oatcakes, bewahre sie über Nacht im Kühlschrank auf und wärme sie dann am Morgen rasch in einer Bratpfanne ohne Fett auf. Wenn man nicht alle auf einmal essen will, kann man Oatcakes zwischen einzelnen Schichten Backpapier einfrieren und sie dann im gefrorenen Zustand erhitzen.

Und so geht’s …

Für etwa 10 Oatcakes

225 g Haferflocken

200 g grobes Brotmehl (ich mag eine Mischung aus Vollkornmehl und weißem Mehl)

½ TL feines Salz

450 ml Milch

450 ml heißes (nicht kochendes) Wasser

4 g (etwa 1 TL) Trockenhefe

1 TL Zucker

Butter oder Öl zum Braten (wenn deine Bratpfanne unbeschichtet ist)


Bevor du anfängst, die Haferflocken zu Hafermehl zermahlen: Mit einem Standmixer dauert es etwa 30 Sekunden, es geht aber auch mit dem Stabmixer in einer Schüssel. Die Textur sollte irgendwo zwischen ganz feinen Semmelbröseln und Vollkornmehl liegen, wenn du verstehst, was ich meine.

Die gemahlenen Haferflocken und das Mehl in eine größere Schüssel geben und das Salz einrühren.

Die Milch mit dem heißen Wasser vermischen. Das Wasser sollte etwa „Bluttemperatur“ haben: Wenn sich ein Tropfen davon innen an deinem Handgelenk weder besonders kalt noch heiß anfühlt, passt es. (Deshalb sollte man kein kochendes Wasser verwenden, weil es dann länger dauert, bis es auf Bluttemperatur abkühlt, was nervig ist.)

Die Hefe und den Zucker in eine kleinere Schüssel geben, dann einen Esslöffel von der warmen Milch-Wasser-Mischung. Rühren, bis sich die Hefe und der Zucker aufgelöst haben – und alles richtig intensiv nach Hefe riecht –, danach 10 Minuten ruhen lassen, um die Hefe zu aktivieren. (Davon bekommen die Oatcakes ihre herrliche lockere Struktur, aber keine Angst, falls die Hefemischung nicht besonders schaumig wird – seidig ist auch gut.)

Die Hefemischung sowie den Rest der warmen Milch-Wasser-Masse zu dem Hafer-Mehl-Mix geben und alles zu einem glatten Teig verarbeiten. Den Teig mit einem sauberen Geschirrtuch abdecken und etwa eine 1 Stunde an einem warmen Ort gehen lassen. (Ich stelle die Schüssel immer unter den Tisch, neben die Heizung, mit zwei großen Decken obendrüber.)

Am Ende der Gehzeit eine kleinere, eher schwere Bratpfanne bereitstellen. Eine mit Antihaftbeschichtung ist am besten, aber wenn du keine hast, gib einfach ein Stückchen Butter oder etwas Öl in eine normale Pfanne. Leg ein Stück Küchenpapier auf einen Teller, stell ihn neben den Herd und halte die Küchenrolle griffbereit. Die Pfanne bei mittlerer Temperatur erwärmen, bis sie heiß ist. Halte die Hand etwa 10 cm über die Pfanne: Spürst du die Hitze? Super, also leg los. Gib zwei Esslöffel Teig in die Pfanne. Verteil den Teig so dünn wie möglich auf dem Pfannenboden, falls nötig mit einem Pfannenwender.

Jeden Oatcake 2 Minuten auf einer Seite braten, bis er schäumt und Blasen schlägt. Wenn er oben trocken (also durchgebacken) ist, mit einem Pfannenwender umdrehen und 2 Minuten auf der anderen Seite braten. Dann auf den Teller gleiten lassen und mit Küchenpapier abdecken. Dein erster Oatcake wird wahrscheinlich nicht perfekt sein. Mach dir deshalb keinen Kopf. Wenn du erst mal drei oder vier gebacken hast, wirst du denken, du hättest nie etwas anderes getan.

So weitermachen, bis der Teig aufgebraucht ist und ein Stapel dünner, weicher, goldfarbener Oatcakes vor dir liegt.

Am Schluss jeden Oatcake noch mal kurz in einer Pfanne ohne Fett aufwärmen, mit Butter und Marmite bestreichen, zusammenrollen, einmal durchschneiden und essen.

So mache ich es meistens.

Wochenend-Oatcakes

Aber was ist an den Wochenenden? An den Wochenenden mache ich Folgendes: Während der Teig für die Oatcakes geht, reibe ich Käse – am liebsten kräftigen Cheddar – und schneide ein paar Pilze in Scheiben. Etwa 30 Minuten, bevor ich mit den Oatcakes anfange, lege ich ein paar Scheiben Frühstücksspeck in den Backofen und brate sie bei 180 °C oder bis sie so sind, wie ich sie mag. Die Pilze röste ich etwa 15 Minuten bei ganz niedriger Temperatur zart in einer beschichteten Pfanne. (Hier nehme ich weder Butter noch Öl, nur die Pilze, so schmecken sie intensiver.)

Während die Oatcakes einer nach dem anderen von Teig zu Frühstück werden, bestreue ich sie mit einer großzügigen Portion geriebenem Käse, lege eine Scheibe Speck und ein paar Pilze darauf und klappe sie einmal zusammen. Mit einem Pfannenwender hebe ich sie aus der Pfanne und lege sie auf ein Stück Backpapier. Wenn ich doppelt so viele (gefüllte und gefaltete) Oatcakes wie Leute am Frühstückstisch habe, backe ich die Oatcakes etwa 10 Minuten bei 180 °C im Ofen, bis der Käse geschmolzen ist und sie fast knusprig sind. Ich serviere sie auf warmen Platten mit einer großen Tasse Tee und fühle mich dabei stets wie zu Hause – wo auch immer auf der Welt ich gerade bin.

Die Geschichte beginnt mit einem Huhn

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