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B Beispiele

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B1 Der Schwimmunterricht der 5. Klasse ist beendet, und die Schülerinnen und Schüler sollen das Schwimmbad verlassen. Doch Leo fragt: «Darf ich nicht noch schnell eine Länge tauchen?» «Nein», antwortete die Lehrperson, «du kannst das nächste Mal wieder schwimmen und tauchen.» Leo gehorcht nicht und springt ins Wasser.

B2 Der Sportlehrer der Sekundarschule gibt Kevin eine Anweisung. Der Junge weigert sich, dieser zu folgen. Erneut fordert der Sportlehrer ihn auf, der Aufforderung Folge zu leisten. Daraufhin spuckt Kevin vor dem Lehrer auf den Hallenboden.

B3 Matthias (Sekundarschule) hat zum dritten Mal in diesem Semester die Hausaufgaben nicht gemacht. Dies ist der fünfte Eintrag, weil er ausserdem zweimal verschlafen hat. Fünf Striche bedeuten an dieser Schule, dass Matthias eine Unterschrift der Eltern braucht und am folgenden Mittwochnachmittag in der Schule arbeiten muss. Diese Regeln sind schriftlich festgelegt und allen bekannt. Matthias ist aufgebracht und beginnt laut zu lamentieren, will sofort darüber diskutieren, um den Eintrag abzuwenden. Er merkt, dass ihm das nicht gelingt, und wird immer lauter und unbeherrschter. Auf eine Ermahnung der Lehrerin hin steht er auf, geht zum Zimmer hinaus und wirft die Türe zu. Die Lehrerin weiss aus Erfahrung, dass sie am Abend einen Anruf der Eltern erhält, die ihr Vorgehen aufs Schärfste missbilligen.

B4 «Ein spezieller Stress war die Pausenaufsicht. Es gab dauernd Raufereien, hier eine versprayte Wand, da wieder mal einen kleinen Brand auf der Toilette, dort primitive Sprüche hinter meinem Rücken. Hey, fick dich, Hurensohn!» (Beglinger 2008, S. 16)

Hinter jeder Situation steht eine passive oder aktive Weigerung, sich an eine Anweisung, Ordnung oder Regel zu halten – mit zum Teil mehr als respektlosen Reaktionen. Es gibt auch die Auffassung, dies seien alles Situationen, in denen das Probierverhalten von Kindern und Jugendlichen im Vordergrund stehe. Wäre dies die ausschlaggebende Motivation, würde dies ebenso eine Reaktion der Lehrperson verlangen. Die Reaktion auf ein Missachten von Regeln gehört zum Beruf der Lehrperson und ist unter anderem ein Element der Klassenführung.

Schlagzeilen wie «Kampfzone Klassenzimmer» (Esser 2007), «Alle gegen den Lehrer» (Guggenbühl 2010), «Entzauberung des Lehrers» (Peterhans 2011) sind häufig und bringen eine Ohnmacht zum Ausdruck – Ohnmacht, die vielleicht auch den einen Leser oder die andere Leserin der Beispiele beschleicht.

Ob die Disziplinlosigkeit ein Zeichen der heutigen Zeit ist, wird kontrovers diskutiert. Dies ist aus den Buchtiteln «Lob der Disziplin» (Bueb 2007) und «Aberglaube Disziplin» (Arnold 2007) ersichtlich. Diese bekannte Kontroverse ist aber nicht Gegenstand dieses Kapitels. Dessen ungeachtet sind Störungen im Unterricht heute ein Thema, das viele Lehrende und Lernende beschäftigt (→ Kapitel 1, Der «schwierige Schüler»). Tatsache ist, dass nicht wenige Lehrpersonen vermehrte Respektlosigkeit seitens der Lernenden beklagen und sich in diesem Zusammenhang oft alleingelassen fühlen.

Im Folgenden soll der Umgang mit Disziplinlosigkeit in der Schule im Vordergrund stehen mit den Fragen: Was heisst Disziplin? Welches sind die Faktoren, welche die Disziplin beeinflussen? Und wie begegnet man Disziplinschwierigkeiten?

Schulalltag konkret

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