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Wie reagieren bei Disziplinlosigkeiten?

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Die Anzahl an Erziehungsratgebern nimmt in den letzten Jahren kontinuierlich zu. Warum dies so ist, lässt sich nur schwer interpretieren. Einerseits mag dies Ausdruck einer gewissen Orientierungslosigkeit sein, andererseits sprechen die Titel der Verkaufsschlager (Buob: «Lob der Disziplin»; Winterhoff: «Warum unsere Kinder Tyrannen werden») dafür, dass das Grenzensetzen in der Erziehung wieder vermehrt zum Thema wird. Lehrpersonen beklagen, dass der Aufwand an Nacherziehung in der Schule grösser geworden ist und der Respekt geringer (vgl. Peterhans 2011).

Doch wie sieht diese von Frank erwähnte fällige Auseinandersetzung aus? Leider gibt es keine Patentrezepte dazu. Weder die «Basta!-Pädagogik» (Göppel 2010, S. 37) – eine Pädagogik, die keinen Widerspruch duldet – noch die sogenannte Kuschelpädagogik oder «Weichspülpädagogik» (vgl. Schoenenberger 2011) bietet nachhaltige Lösungen. Der heutige Konsens scheint jedoch in transparenten Haltungen, klar kommunizierten Regeln mit im Voraus definierten Sanktionen zu liegen.

«Wer Strafen ablehnt und in ihnen primär ein Mittel zur Erzeugung von Angst sieht, macht es sich zu einfach. Klare Strafen, die für alle Beteiligten logisch und gleich angewandt werden, sind berechenbar. Werden sie von einem wohlwollenden Pädagogen verhängt und durchgesetzt, dann lösen sie keine Angst aus, sondern bewirken Respekt.» (Schoenenberger 2011)

Die Bedeutung der Lehrkräfte steht im Zentrum der Betrachtung. Lehrerinnen und Lehrer sind mit ihrer ganzen Person gefordert, wenn sie bilden und erziehen, Grenzen setzen und sanktionieren, begleiten und Anteil nehmen. Je nach Situation müssen sie spüren, welche Handlungen und Massnahmen für die Lernenden unterstützend und zielführend sind.

Grenzensetzen und Sanktionieren sind unseres Erachtens keinesfalls Allheilmittel, Disziplinschwierigkeiten zu begegnen. In diesem Sinne schliessen wir uns Arnold an, der in seinem Buch «Aberglaube Disziplin» vor einer Disziplinierung der Kinder im Sinne einer Eingrenzung und Charakterdeformierung warnt. Arnold betont, dass Kinder Grenzen brauchten, «doch benötigen sie zugewandte Grenzsetzungen, nicht begrenzte Zuwendung» (Arnold 2007, S. 86 ff.). Damit unterstreicht auch er die Bedeutung der (pädago­gischen) Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern.

Durchsetzungsfähigkeit bei Disziplinschwierigkeiten hängt nicht an autoritärem Machtgehabe oder gedankenlosem Einsatz von Sanktionierungsinstrumenten, sondern sie steht und fällt unter anderem mit der Persönlichkeit der Lehrperson (→ Exkurs: Die gute Lehrperson).

Die Beispiele zu Beginn dieses Kapitels stehen stellvertretend für Disziplinschwierigkeiten. Es kann an dieser Stelle nicht um die Frage gehen, wie die Lehrperson in den geschilderten Situationen reagieren soll, weil wir über den Schüler, die Schülerin, die Lehrperson und die Situation keine Infor­mationen haben. Im Vordergrund stehen Handlungsstrategien und Haltungen von Lehrpersonen, die in diesem Kapitel nur gestreift werden konnten (für vertiefte Auseinandersetzung verweisen wir auf die zitierte Literatur).

Schulalltag konkret

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