Читать книгу Momente des Erkennens - Emma zur Nieden - Страница 11
Оглавление8
Dienstags war für Stefanie und Hannah die Schule gleichermaßen nach der sechsten Stunde beendet. Hannah hatte sich bereit erklärt, mit Stefanie zusammen Inlineskates zu kaufen. Die Schulskates, die Stefanie bisher bei ihren Trainingseinheiten getragen hatte, waren nicht unbedingt die Besten, die zu haben waren.
„Ich kenne einen Sportladen, da bieten sie hervorragende Inliner an. Wenn du willst, begleite ich dich, wenn du in Erwägung ziehst, dir eigene Skates zu kaufen“, hatte Hannah vor einer Woche vorgeschlagen. „Und ich kann dich beraten und dir gute Tipps geben, damit du erstklassige Ware bekommst.“
„Das wäre toll.“ Stefanie hatte dankbar gelächelt. Sie hätte nicht gewusst, worauf sie beim Kauf der Skates hätte achten müssen. „Ich glaube, Inlineskaten ist meine neue Lieblingssportart. Und da sind eigene Schuhe unbedingt erforderlich. Beim Joggen nehme ich jedenfalls keine geliehenen.“
Die beiden hatten sich für den Dienstag verabredet. Sie saßen nach dem erfolgreichen Kauf neuer Inlineskates inklusive der Sicherheitsausrüstung wie Helm, Knie- und Ellbogenschoner in einem Café und labten sich an einer Latte Macchiato und einem Pflaumenkuchen mit Sahne.
„Du hast da Sahne an der Wange.“ Stefanie kaute an einem Stückchen des köstlichen Pflaumenkuchens, beugte sich über den Tisch, um Hannahs Wange von dem Sahnetupfer zu befreien. Wie weich sich ihre Haut anfühlt, dachte sie und errötete, und wie warm sie ist. Ihr Puls spurtete davon. Ihre Hand zog sich blitzartig zurück, als hätte sie sich verbrannt.
„Danke!“ Hannah versuchte, mit ihren Augen in die von Stefanie zu versinken, sie entzogen sich ihr, indem sie den Blick senkten.
„Wie geht´s dir inzwischen bei uns an der Schule?“ Stefanie war froh, dass Hannah eine unverfängliche Frage stellte.
„Eigentlich fühle ich mich blendend.“ Stefanie hob den Blick, um Hannah in die Augen zu sehen. Sie meinte ein Blitzen darin zu erkennen. „Eine Menge Kolleginnen sind unglaublich nett und haben Tipps auf Lager, ohne zu denken, dass ich es nicht auf die Reihe kriege.“
„Wir hatten am Anfang alle unsere Probleme, davon kannst du mal ausgehen.“ Hannah reichte mit ihrer Hand über den Tisch, um kurz über Stefanies Handrücken zu fahren und sie sogleich wieder wegzuziehen. Anscheinend fürchtete sie, eine Grenze zu überschreiten. Stefanies Hand fühlte sich danach ziemlich heiß an. „Und wer etwas anderes behauptet, ist entweder eine Lügnerin oder hat die Anfangsschwierigkeiten erfolgreich verdrängt.“
Hannah spielte auf eine Bemerkung der Kollegin Gerber an, die behauptet hatte, von Beginn ihrer Karriere an keine Probleme gehabt zu haben – schon gar nicht mit der Disziplinierung der Schüler. Das hatte sie Stefanie brühwarm aufs Butterbrot geschmiert, als sie sie nach einer schwierigen Unterrichtsstunde völlig fertig und kreidebleich an ihrem Platz im Lehrerzimmer angetroffen hatte.
Zum Glück war Hannah nicht weit gewesen und hatte Frau Gerber mit einer entsprechenden Bemerkung in die Flucht geschlagen. Anschließend hatte sie Stefanie die Hand auf die Schulter gelegt und ihr tröstende Worte zugeflüstert. Augenblicklich hatte Stefanie sich beruhigen können. Sie lächelte, als ihr die pikiert davonschleichende Kollegin in den Sinn kam.
„Du hast mir ständig Mut gemacht in den vergangenen Wochen und stets ein nettes und aufmunterndes Wort für mich übriggehabt. Danke!“ Stefanie sah Hannah ernst an.
„Das ist doch selbstverständlich“, wiegelte Hannah ab. „Wir haben alle mal klein angefangen. Ich finde es nur fair, wenn man die Einsteigerinnen unterstützt.“ Sie hielt einen Moment inne. „Im Übrigen finde ich, dass du deine Sache prima machst. Ich habe zufällig gesehen, wie du mit deiner Klasse umgehst. Die Kinder lieben dich.“ Ein bewunderndes Lächeln begleitete ihre Äußerung.
„Das verbergen sie geschickt“, seufzte Stefanie. Sie sah unglücklich aus.
„Du musst aufmerksam in ihre Gesichter sehen, wenn du mit ihnen redest“, schlug Hannah vor. „Ich lese Respekt und Zuneigung in ihren Augen. Und das sind zwei Dinge, die gewisse Kolleginnen nie erreichen.“ Sie zwinkerte Stefanie zu.
Die verdrückte ein Tränchen vor Rührung und Dankbarkeit. „Deine wohlmeinenden Worte tun mir wirklich gut“, brachte sie leise mit gesenktem Blick hervor.
Hannahs Hand streichelte warm über Stefanies. Ein Strom von Wärme und Geborgenheit lief durch Stefanies Körper.