Читать книгу Momente des Erkennens - Emma zur Nieden - Страница 6

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Stefanie hatte den Tisch im Esszimmer festlich gedeckt. Die Vorbereitungen für das Abendessen waren abgeschlossen. Sie hatte zur Feier des Tages – immerhin lag ihr erster Arbeitstag in der Schule hinter ihr – einen Rotwein geöffnet und dekantiert. Ruth mochte den Wein am liebsten, wenn er vorher mindestens eine halbe Stunde „geatmet“ hatte, wie sie es nannte.

Stefanie hörte den Schlüssel in der Tür. Ruth hatte früher Schluss gemacht heute, sonst wäre sie wesentlich später zu Hause gewesen. Sie wusste, dass Stefanies Arbeitsantritt und die anfänglichen Aufregungen hinter ihr lagen. Außerdem hatte Stefanie sie morgens gebeten, nicht derart spät da zu sein wie üblich. Diese Bitte bedeutete meistens, dass sie eine Kleinigkeit zum Abendessen vorbereitet hatte, die Ruth sich auf keinen Fall entgehen ließ, denn Stefanie war eine begnadete Köchin. Von der Küche ging ein köstlicher Knoblauchduft aus, der die ganze Wohnung erfüllte.

Stefanie hörte, wie Ruth ihre Tasche an der Garderobe abstellte und ihre High Heels von den Füßen streifte. In dem Moment, in dem Stefanie das Nudelwasser aufsetzte, betrat Ruth die Küche.

„Hallo, Schatz!“ Ruth umfing die Geliebte von hinten und drückte ihr einen Kuss auf den Nacken. „Das riecht verführerisch.“

„Hm.“ Stefanie gab sich einen Moment der behutsamen Umarmung hin. „Es gibt Lachsnudeln in Knoblauch-Wein-Soße mit Tomatensalat.“

„Eins meiner Lieblingsgerichte. Herrlich. Und dabei ist es ein besonderer Tag für dich. Da müsste ich eigentlich das Verwöhnen übernehmen.“ Ruth rieb ihre Nase an Stefanies Hals.

„Du bist früher nach Hause gekommen.“ Was bei einem Kochversuch von Ruth herausgekommen wäre, wagte sich Stefanie lieber nicht vorzustellen.

„Wenn dir das als Leistung genügt.“

Stefanie nickte. „Und den Rotwein habe ich dekantiert.“

„Du bist wirklich einmalig.“ Ruth umarmte Stefanie erneut, drehte sie zu sich herum und initiierte einen leidenschaftlichen Kuss. „Und das, obwohl du eigentlich am liebsten Weißwein zu Lachs servierst.“

Über die Frage, welchen Wein man zu welchem Gericht reichte, hatten die Geliebten bereits endlose Diskussionen geführt. Ruth ließ sich nicht davon abbringen, dass man Rotwein durchaus zu allen Gerichten trinken könne, weil sie roten Wein am liebsten mochte. Und dieses Mal hatte sich Stefanie Ruths Geschmack gebeugt. Es war nicht unbedingt der Fall, dass sie den erlesenen Rotwein nicht mochte, den Ruth aus ihrem gemeinsamen Sommerurlaub in Spanien für eine horrende Summe mitgebracht hatte. Stefanie hatte lediglich ihre Prinzipien, wenn es um die perfekte Abstimmung zwischen der Speise und dem Getränk ging.

Manchmal musste man eben Kompromisse machen oder nachgeben.

„Du hast dich wieder einmal selbst übertroffen.“ Ruth wischte sich nach dem Essen mit der Serviette den Mund ab und erhob ihr Glas. „Auf meine Lieblingsköchin.“ Ruth lächelte.

Die beiden prosteten sich zu und nahmen einen Schluck des köstlichen Weines.

„Erzähl mal“, forderte Ruth die Lebenspartnerin auf, „wie war dein erster Schultag?“

„Wir – es hat eine andere Frau mit mir zusammen heute angefangen – haben vom Lehrerrat eine kleine Schultüte mit lauter nützlichen Utensilien bekommen: eine Kreidedose …“

„Ich dachte, die Zeiten von Tafel und Kreide seien vorbei.“ Ruth runzelte die Stirn. „Und wenn nicht, läge die Kreide in den Klassenräumen bereit.“

„Nein, die Lehrer bringen sie selber mit, weil das einerseits die Schmierereien und Sauereien reduziert, die man mit Kreide im Klassenraum veranstalten kann. Andererseits wurde auf diese Weise anscheinend der Verbrauch enorm gesenkt, wie mir die Schulleiterin heute ausführlich erklärt hat.“

„Ist nicht wahr!“, war Ruth erstaunt. Neugierig wollte sie wissen: „Was war außerdem in der Tüte?“

„Die Chefin ist eine vehemente Verfechterin einer lupenrein sauberen Tafel, deshalb haben wir einen Schwamm und einen Abzieher bekommen, mit dem man die Tafel problemlos sauber kriegt – streifenlos und unmittelbar einzusetzen, weil der Abzieher sie staubtrocken macht.“

„Das glaub ich grad nicht.“ Ruth grinste.

„Ist trotzdem Tatsache. Hat nicht jede einen Hiwi, der ihr die Tafel putzt.“ Stefanies Grinsen war schelmisch.

„Ich dachte, in der Schule gäbe es einen Tafeldienst.“ Ruth verzog ihren Mund verächtlich über Stefanies Bemerkung, dass sie einen Assistenten hatte, der derlei profane Tätigkeiten für sie übernahm, denn natürlich wurde die elektronische Tafel ebenso wenig an ihrer Uni eingesetzt wie an Stefanies Schule, weil es zu kostspielig gewesen wäre, sämtliche Seminarräume und Hörsäle umzugestalten.

„Der funktioniert allenfalls sporadisch.“

„Gab es etwas Süßes in der Tüte?“, wollte Ruth wissen und gleichzeitig offensichtlich das unangenehme Thema wechseln.

„Traubenzucker, um die verbrauchte Energie aufzufüllen.“

„Das ist aber dürftig. Für das Süße müssen wir deshalb selber sorgen.“ Ruth grinste und nahm einen Schluck Rotwein zu sich. „Der schmeckt wahrlich um einiges besser, wenn man ihn dekantiert. Danke, dass du daran gedacht hast.“ Sie stand auf, ging um den Tisch herum, ergriff Stefanies Hand und zog sie an sich.

„Ich bin immer wieder fasziniert, wie lecker du kochst.“ Ruth küsste Stefanie auf die Lippen. „Wir werden diese Speise mit einem fantastischen Nachtisch krönen.“ Ruth drängte mit ihrer Zunge in Stefanies Mund. Stefanie erwiderte den sanften Druck und ließ sich auf Ruths Spiel ein.

„Lass uns den Nachtisch im Wohnzimmer zu uns nehmen“, schlug Stefanie atemlos vor.

„Warum nicht im Bett?“ Ruth hatte ein Faible für ausgefallene Liebesspiele, am liebsten im Schlafzimmer. Ihre Argumentation war, dass sie ständig ein eindeutiges Bild vor Augen hatte, wenn sie Besuch bekamen. Das sei ihr unangenehm, obwohl niemand wissen konnte, was auf der Couch stattgefunden hatte.

„Weil es bis dahin zu weit ist und ich dich sofort vernaschen will.“ Stefanie lenkte Ruth in Richtung der Couch, während sie die Jacke von Ruths Hosenanzug auf den Boden fallen ließ.

„Lass mich eben den Anzug ausziehen und ihn ordentlich aufhängen.“ Ruth befreite sich aus Stefanies Armen, entledigte sich des teuren Hosenanzugs und legte ihn ordentlich über den Sessel, der neben ihnen stand. Zerknitterte Kleidung war ihr ein großes Ärgernis. In dieser Frage ließ sie nicht mit sich reden.

Als Ruth ohne Jacke und Hose vor Stefanie stand, waren durch das seidene Top ihre erigierten Brustwarzen zu sehen. Stefanie streckte ihre Hände danach aus und umfasste die Brüste. Ihre Daumen reizten Ruths Warzen bis aufs Äußerste. Ruth atmete heftiger. Ein Stöhnen war hin und wieder aus ihrem Mund zu hören.

Stefanie griff unter Ruths Top, zog ihr den BH aus und streifte das Oberteil über den Kopf, um freien Blick auf die Brüste zu haben – und freien Zugang.

„Ich liebe es, wenn sie sich mir auf diese Art entgegenstrecken“, flüsterte Stefanie erregt in Ruths Ohr und schob sie zur Couch. Ruth ließ sich darauf nieder und streckte sich aus, damit Stefanie sich auf sie legen konnte. Vorher entfernte Stefanie Ruths Slip und zog sich selbst aus. Sie liebte es, Ruth nackt auf ihrer Haut zu spüren. Sie stöhnte leise, als sie die hüllenlose Ruth lasziv auf der Couch drapiert sah.

Stefanie schwebte über der Freundin. Sie stützte sich mit den Händen ab und rieb mit ihrem rechten Oberschenkel an Ruths Mitte. Sie konnte deren Feuchtigkeit auf ihrem Bein spüren.

Ruth atmete heftig. „Schneller!“, forderte sie. Stefanie kam der Forderung umgehend nach. Kurze Zeit später stöhnte Ruth laut und ungeniert in ihr Ohr, um ihrem Orgasmus Luft zu machen. Stefanie hielt in ihrer Bewegung inne und legte sich auf sie.

„Das war schön!“, ließ Ruth hören. „Das hast du seit ewigen Zeiten nicht gemacht.“

„Was meinst du?“

„Die Initiative ergriffen“, erklärte Ruth. „Mir gefällt das!“

Stefanie hob den Kopf, um Ruth anzusehen. Sie lächelte scheu. In der Regel war Ruth stets die treibende Kraft, wenn es darum ging, ein Liebesspiel zu beginnen. Ab und an übernahm Stefanie die Führung. Sie wusste, dass Ruth in solchen Situationen enorm angemacht war.

„Ich finde es süß, wenn du verlegen wirst“, kommentierte Ruth Stefanies zarte Röte auf den Wangen und streichelte mit den Händen über deren Rücken. Stefanie legte ihren Kopf auf Ruths Schulter und genoss diese zärtlichen Berührungen.

Sie spürte Ruths Hand an ihrer Mitte.

Endlich bist du über und über nass“, hörte sie Ruth erregt in ihr Ohr flüstern. Der Satz rief in Stefanie die Erinnerung an ihr kürzlich missglücktes Liebesspiel wach. Ruth mochte es am liebsten, wenn sie auslief. Das funktionierte nicht immer, weil sie in der Vergangenheit des Öfteren ganz woanders mit ihren Gedanken gewesen war. Deshalb war Stefanie froh, dass sie heute in Stimmung für eine heiße Liebesnacht war. Ruth übte größeren Druck auf Stefanies Mitte aus und forcierte das Tempo. Stefanies Atem beschleunigte sich heftiger und heftiger. Sie bewegte ihr Becken in dem Rhythmus, den Ruth vorgab.

„Beweg dich.“ Ruth war heiser vor Erregung. „Ich liebe es, wenn du dich mir hingibst.“

Ruth verstärkte ihre Bewegungen, bis Stefanie innehielt und kam. Ein lautes Stöhnen entwich ihrer Kehle. Ihr Atem ging unkontrolliert. Sie lag mit ihrem gesamten Gewicht auf Ruth, die über Stefanies Rücken streichelte.

Nach einer Weile schlug Ruth mit rauer Stimme vor: „Lass uns ins Bett gehen und den Rest der Nacht Liebe machen.“

Stefanie hob den Kopf, lächelte und nickte. Sie erhob sich, zog Ruth an der Hand, um ihr aufzuhelfen. Hand in Hand gingen sie ins Schlafzimmer, um den Rest der Nacht zum Tag zu machen.

Momente des Erkennens

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