Читать книгу Momente des Erkennens - Emma zur Nieden - Страница 13

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„Prima, dass du mitgekommen bist“, sagte Hannah zwischen zwei Bissen Salat beim Italiener.

„Na ja“, murmelte Stefanie mit vollem Mund, „deine Argumentation war aber auch unschlagbar.“

Hannah grinste und nickte. Nach einer Weile, in der die beiden schweigend ihren Salat verspeisten, fragte sie: „Und wie schmeckt es dir?“

„Es ist superlecker. War ein klasse Tipp. Ich habe Lachs bisher ausschließlich zu Nudeln zubereitet. Er passt perfekt zum Salat.“

„Er muss gegrillt sein. Aus der Pfanne schmeckt er nicht halb so fantastisch“, konstatierte Hannah fachmännisch.

„Du bist demnach eine exzellente Köchin?“

„Hast du das etwa vergessen?“ Hannah tat entrüstet. „Sag nicht, du kannst dich nicht an die legendären kulinarischen Gelage bei uns zu Hause erinnern, als die Schulmannschaft sich auf unserem Sofa gefläzt und einen selbstgemachten Burger nach dem anderen vertilgt hat?“ Sie lachte aus vollem Halse.

„Jetzt, wo du es sagst, erinnere ich mich dunkel.“ Stefanie stimmte in das Lachen ein. „Haben wir uns über Gebühr danebenbenommen – damals?“, wollte Stefanie wissen.

„Nicht sehr“, lachte Hannah erneut. „Eure hervorragende Erziehung hat das Schlimmste verhindert.“

„Und deine Desserts waren ein Rausch“, schwelgte Stefanie in Erinnerungen.

„Na, Gott sei Dank scheint dein Hirn noch zu funktionieren, und du erinnerst dich.“ Hannah hatte vom ausgiebigen Lachen Tränen in den Augen. „Was hältst du davon, wenn wir dienstags mal zusammen kochen, statt uns beim Italiener bedienen zu lassen?“ Fragend hob sie die Augenbraue. „Wenn du ähnlich meisterhaft kochst wie ich – Eigenlob stinkt –“ Hannah hüstelte und fächelte mit der Hand durch die Luft, als würde sie den imaginären Gestank vertreiben wollen, „muss zwangsläufig exorbitant Beeindruckendes dabei herauskommen.“

„Ich glaube, dazu hätte ich große Lust!“ In Stefanies Augen funkelte es, als sie ihren Blick in Hannahs Richtung wandte.

„Machen wir es direkt nächste Woche? An den zwei darauffolgenden Dienstagen bin ich auf Fortbildungstour.“ Hannah klang, als bedaure sie ihre Abwesenheit.

„Worin bildest du dieses Mal fort?“

„Einen Termin habe ich in Wuppertal, um die Kolleginnen und Kollegen in die Geheimnisse des Inlineskatens einzuweihen, und eine Woche später halte ich an der Uni in Münster einen Vortrag zum Thema ´Einführung ins Volleyballspiel bei Fünftklässlern`.“

„Wow, so etwas machst du auch? Ich bin beeindruckt.“ Bewundernd blickte Stefanie zu Hannah auf, während sie einen Bissen des Salats zu sich nahm.

„Der Vortrag ist zwar noch nicht fertig, aber ich wäre beruhigt, wenn du mal einen Blick darauf werfen würdest, bevor ich nach Münster fahre.“ Hannah sah fragend in Stefanies Richtung.

„Meinst du, ich bin die Richtige, um die Qualität deiner Ausführungen zu beurteilen? Immerhin bist du diejenige, die dereinst in der Bundesliga gespielt hat.“ Ein zaghaftes Lächeln huschte durch Stefanies Züge.

„Das hat nichts damit zu tun, ob ich die passenden Worte bei den Lehramtsstudierenden finde. Außerdem bin ich der Meinung, dass du als ehemalige Lehramtsstudentin und Volleyballspielerin das durchaus beurteilen kannst.“

„Mit Freuden übernehme ich diesen Part. Nichtsdestotrotz würde ich ungern den Text lesen. Effektiver ist es, wenn du mir den Vortrag hältst“, forderte Stefanie und sah Hannah mit einem provozierenden Augenaufschlag an. „Dann kann ich viel besser die Zusammenhänge und eventuelle unlogische Verknüpfungen erkennen.“

„Das willst du dir antun, dass ich mich vor dir blamiere?“ Hannah fühlte sich offensichtlich unwohl in ihrer Haut bei dem Gedanken daran, den Vortrag vor Stefanie tatsächlich zu halten, denn sie rutschte nervös auf ihrem Stuhl hin und her. „Das ist auf jeden Fall eine ausgezeichnete Übung“, musste sie jedoch zugeben.

„Und es ist besser, dich bei mir zu blamieren als vor den Studierenden“, schlussfolgerte Stefanie. „Abgesehen davon, dass du dich nicht blamieren wirst.“ Sie sah Hannah prüfend an. „Wann hast du den Vortrag fertiggestellt?“

„Kannst du dich am Wochenende vor dem Termin loseisen? Ich versuche es bis dahin. Ich bin allerdings noch nicht besonders weit gekommen.“ Hannah verzog die Mundwinkel und erklärte: „Am besten arbeite ich unter Druck, weißt du.“

„Eine derartige Arbeitsweise behagt mir überhaupt nicht. Ich muss mich weit im Vorhinein für eine Prüfung vorbereiten. Die Unterrichtsproben im Referendardienst habe ich am liebsten großzügig im Voraus geplant. Bei fast sechsundzwanzig Stunden, die ich jetzt unterrichte, muss ich jedoch öfter von diesem Prinzip abrücken, als mir lieb ist.“ Sie bekundete ihre Zustimmung darüber, dass sie am besagten Wochenende Zeit hätte. Ihr war klar, dass es sich um exakt das Wochenende handelte, an dem Ruth und sie die Entwürfe für die Einladungen zu ihrer Verpartnerung anfertigen wollten. Es wird ja mal möglich sein, mich für drei oder vier Stunden auszuklinken. Bei näherer Betrachtung wurde ihr allerdings klar, dass Ärger mit Ruth sich wohl nicht vermeiden ließ, wenn sie Hannah bei ihrem Vortrag half.

Momente des Erkennens

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