Читать книгу Liebesschwüre zum Dessert - Emma zur Nieden - Страница 11
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In den letzten zwei Wochen waren Felizitas und Charlotte nicht zu einem Ausflug ins Elsass gekommen. Die Gäste hatten ihnen die Bude eingerannt. Die gesamte Küchenmannschaft war nach den fünf Tagen jedes Mal auf dem Zahnfleisch gegangen, einschließlich Chefin und Souschefin. Sie hatten deshalb beschlossen, erst dann zu fahren, wenn der Ansturm sich wieder gelegt hatte. Felizitas war nicht unglücklich darüber. Wenn sie daran dachte, der Chefin so nah zu sein, brach ihr der Schweiß aus.
Zum Glück gab es auf dem Großmarkt außerhalb von Koblenz einen Käsehändler, der akzeptable Käsesorten importierte. Der Rosenkohl mit Roquefort schlug alle Rekorde. An jedem Tisch bestellte mindestens eine Person eine Portion davon. Mehr als einmal hatte die Chefin die Küchencrew gelobt, weil sie Hand in Hand gearbeitet hatte. Eine solche Anerkennung hatten sie sich mehr als verdient.
Bisher war es eher selten vorgekommen, dass die Chefin ihre Wertschätzung ausgesprochen hatte. Die anderen Mitarbeiterinnen hatten Felizitas erzählt, dass sie sehr überrascht gewesen waren, als sie eine Einladung zu einer Schifffahrt bekommen hatten. Felizitas konnte sich denken, woher der plötzliche Sinneswandel kam. Charlotte war bis über beide Ohren in die schöne Unbekannte verliebt. Die Chefin sprach oft im Singsang, tänzelte von Topf zu Topf und hatte für jede ein nettes Wort. Das kam der gesamten Crew äußerst seltsam vor. Wo die geheimnisvolle Dame wohl wohnte, die Charlottes Herz erobert hatte? Felizitas hatte sie noch nie im la fantasie gesehen. Vermutlich stammte sie wie Charlotte aus dem Elsass und hatte dorthin zurück an die Arbeit fahren müssen.
Nach der letzten Schicht am Sonntagabend fiel Felizitas vollkommen ermattet in ihr Bett und schlief sofort ein. Sie hatte sich für morgen unbedingt einen Ausflug mit dem Rad verordnet. Sie brauchte Bewegung und frische Luft. Sie lächelte im Schlaf, als ihr einfiel, dass Charlotte mitkommen wollte. Das Lächeln erlahmte, als sie sich daran erinnerte, unter welcher Bedingung Charlotte dem Ausflug zugestimmt hatte. Was tat man nicht alles für ein bisschen Gesellschaft mit einer attraktiven Frau. Mit einem langen Seufzer glitt sie in den Schlaf.
Am Frühstückstisch hatte Felizitas eine schöne Route ausgearbeitet, die fantastische Ausblicke auf die Weingärten an der Mosel bereithielt. Sie nannte sich die Brückentour. Klang vielversprechend. Da die Sonne schien, würden sie und Charlotte einen herrlichen Tag haben. Sie müssten zuerst zum Hauptbahnhof von Koblenz radeln, um dann den Zug nach Löf zu nehmen. Dort startete die Tour. Sie würden links der Mosel beginnen und flussaufwärts fahren – kein großer Anstieg. Das sollte Charlotte schaffen, die gar kein Rad besaß und sicher nicht geübt im Radfahren war.
Felizitas hatte es nicht glauben können, dass es jemanden gab, der nicht in Besitz eines Rades war. Innerlich hatte sie mit dem Kopf geschüttelt, als Charlotte schulterzuckend vor ihr stand. Deshalb würde sie in wenigen Minuten klingeln, um sich eines von Felizitas´ Rädern zu leihen. Normalerweise stellte Felizitas sich etwas an mit ihren wertvollen Fahrzeugen und vermied es, jemand anderen eines davon benutzen zu lassen, aber Charlottes Augenaufschlag gestern Abend hatte sie nicht widerstehen können, als es darum ging, ein Rad für sie aufzutreiben. Felizitas war ganz und gar nicht immun gegen ihren verführerischen Charme. Sie hatte sich nicht dagegen wehren können. In diesem schwachen Moment hatte sie Charlotte eins der Räder angeboten. Und was sollte auch schon passieren? Felizitas war ja dabei. Sie könnte sicher das Schlimmste verhindern.
Die sanfte Melodie der Ode an die Freude erklang, der Ton ihrer Klingel. Rasch griff Felizitas die Karten vom Tisch und eilte in den Flur. Sie schnappte sich den Rucksack – ihre Jacke hatte sie bereits übergezogen – und schloss die Wohnungstür ab. Schnellen Schrittes jagte sie nach unten, um Charlotte zu empfangen.
Nachdem sie die obligatorischen Wangenküsse ausgetauscht hatten, blieb Felizitas wie angewurzelt stehen und betrachtete Charlotte. Im Hintergrund knallte die Haustür zu. Felizitas zuckte zusammen. Charlotte hatte einen enganliegendes Fahrradtight an. Woher hatte sie denn den? Sie besaß doch gar kein Rad. Ihr wohlgeformter Po wurde äußerst vorteilhaft hervorgehoben. Das Oberteil war zwar etwas weiter geschnitten, verriet aber eine ordentliche Oberweite. Das kam in der Schürze und in ihrer Kochjacke gar nicht so deutlich zum Vorschein. Felizitas unterdrückte den Impuls, sich die Lippen zu lecken. Hitze stieg ihr in den Kopf. Sie gab sich einen Ruck. Sie sollte aufhören, so zu starren, sonst glaubte die Chefin noch, Felizitas wollte sie anmachen. Sie räusperte sich. „Wir müssen einmal um die Ecke zur Garage.“
„Du ´ast eine Garage für dein Fahrrad?“ Die ungläubigen Blicke von Charlotte bekam sie nicht mit, weil sie Richtung Garage davoneilte, um die Röte in ihrem Gesicht zu verbergen. Sie müsste das Rad noch Charlottes Größe anpassen. Sie sollten sich beeilen, damit sie den Zug erreichten, den Felizitas ausgesucht hatte.
Als die Garagentür nach oben geklappt war, stand Charlotte mit offenem Mund davor.
„Was ist?“, fragte Felizitas ein wenig ungeduldig.
„Wie viele Räder ste´en dort?“ Charlotte war offensichtlich perplex.
„Sieben. Nummer acht ist in Reparatur.“ Felizitas holte das Rad hervor, das sie Charlotte überlassen wollte. Ein Tourenrad mit acht Gängen. Sie hoffte, Charlotte käme damit klar und würde ihr die Gangschaltung nicht ruinieren. Da es sich um eine Kettenschaltung handelte, mussten die Gänge während des Tretens gewechselt werden. Schaltete man ohne zu treten, würde die Kette sich früher oder später verheddern. Das wäre das Ende des Ausflugs. Felizitas schickte ein Stoßgebet gen Himmel, dass das nicht passieren würde. In dem Fall hätte sie unendliche Stunden Bastelarbeit vor sich. Mal abgesehen davon, dass die Räder ja auch wieder in ihrer Garage stehen sollten. Sie selbst hatte vorsichtshalber das Tourenrad mit den 24 Gängen für sich vorgesehen. Damit wäre Charlotte als Nichtfahrerin hoffnungslos überfordert.
Charlotte stand immer noch sprachlos vor der Garage, als dachte sie, ihre Souschefin wäre komplett übergeschnappt. „Du kannst aber immer nur ein Rad fahren, oder?“, fragte sie unsicher. „Wozu brauchst du so viele Räder?“ Man hörte ihrer Stimme an, dass sie das „Hast du sie noch alle“ mit Mühe zurückgehalten hatte.
„Jedes einzelne Rad hat eine andere Funktion. Ich habe dieses Tourenrad für das Fahren in der Stadt. Damit fahre ich zur Arbeit“, erklärte Felizitas und zeigte auf das Rad für Charlotte. „Heute nehme ich das Tourenrad mit mehr Gängen als bei deinem. Dort hinten“ – sie deutete auf das Rad an der Stirnwand – „steht mein Mountainbike. Das brauche ich in unwegsamem Gelände.“ Sie ging die einzelnen Räder nacheinander durch – zwei Trekkingräder mit verschiedenartiger Schaltung für mehrtägige Radtouren; ein Rennrad, um sich auszupowern; ein zweirädriges Liegefahrrad, wenn ihr Rücken schmerzte. Das Fatbike für den absoluten Fahrspaß befand sich in Reparatur. Das Radfahren und die Fahrräder waren Felizitas´ große Leidenschaft. Ihr Enthusiasmus knisterte förmlich in der Luft.
„Steigst du mal auf.“ Felizitas hielt Charlotte das Rad hin. „Ich muss den Sattel noch deiner Größe anpassen.“
„´ast du kein Damenrad?“ Ratlos stand Charlotte vor der Querstange. Offensichtlich war sie mit einem solchen Rad noch nie gefahren. Ärger stieg in ihr auf. Felizitas fragte sich, ob die Dame überhaupt in der Lage war, das Rad zu besteigen. Das konnte ja heiter werden. Sie hatte sich derart auf die Radtour mit Charlotte gefreut, dass sie ihre Enttäuschung über deren offensichtliche Ungeschicklichkeit mit Fahrrädern nicht verbergen konnte.
„So ein Rad habe ich nicht.“ Felizitas rümpfte die Nase, als wollte sie sagen, dass man etwas Derartiges nicht als Fahrrad bezeichnen konnte. „Willst du es nun haben oder soll ich alleine fahren?“ Sie wurde ungeduldig. Es konnte doch nicht sein, dass eine sportlich aussehende Enddreißigerin – so schätzte Felizitas jedenfalls – sich so zierte, auf ein Rad zu steigen. Sie ließ die Schultern hängen. Den angepeilten Zug hatten sie bereits verpasst. Zum Glück fuhren die Regionalzüge alle halbe Stunde. Ihr Blick richtete sich fragend an Charlotte, die konsterniert vor dem Gefährt stand.
„Also gut. Isch probiere es.“ Ungelenk erklomm sie den Sattel, der sich perfekt an den knackigen Po anschmiegte. Schweißperlen standen Felizitas auf der Stirn. Der Sattel war ein wenig zu niedrig.
„Steig wieder ab. Ich muss ihn etwas höherstellen.“ Felizitas ignorierte Charlottes Ächzen. Das Murmeln hörte sich an wie eine Litanei von französischen Schimpfwörtern.
Nach einem weiteren Versuch war der Sattel richtig eingestellt. Es konnte endlich losgehen. Felizitas fuhr vor, weil sie der Chefin nicht zutraute, den Weg zum Bahnhof zu finden. In Koblenz führte zum Glück ein Lift auf die Gleise. Sie wagte nicht daran zu denken, dass sie in Löf wahrscheinlich keinen solchen Luxus vorfänden. Sie würden die Räder treppab tragen müssen. Felizitas stellte sich gedanklich darauf ein, dass sie zweimal würde schleppen müssen, da Madame das Rad sicher zu schwer wäre, wenn sie sich beim Aufsteigen schon derart ungelenk anstellte.
Um die Mittagszeit – viel später als gedacht – standen sie vor dem Bahnhof in Löf und hielten sich an den Rädern fest. Felizitas orientierte sich und übernahm die Führung. „Mir nach.“ Sie wollte lieber nicht sehen, wie unsportlich Charlotte sich auf ihr Rad quälte und fuhr einfach los. Charlotte hatte sich schon geweigert, ihr Rad treppab zu tragen. Missmutig hatte Felizitas diesen Part übernommen. Dieser Tag entwickelte sich ganz und gar nicht so, wie sie sich ihn ausgemalt hatte. Felizitas sollte vielleicht selbst einmal einen Gang zurückschalten, was ihre ruppige Stimmung und das ebensolche Tempo anging. Als sie auf dem Radweg an der Mosel angekommen waren, schloss Charlotte auf.
„Musst du so schnell fahren? Isch komme kaum mit“, beschwerte sie sich hechelnd und fasste sich an die Stirn. Dabei musste sie eine Hand vom Lenker nehmen und kam ins Schlingern. Ihr schwerer Atem zeigte an, dass sie sich enorm anstrengen musste, um mitzuhalten. Das war offensichtlich eine unbekannte Bewegung für sie. Dabei tanzte sie doch zweimal in der Woche. Felizitas verzog die Lippen, als sie daran erinnert wurde, dass sie zugestimmt hatte, einmal mitzukommen, wenn Charlottes Salsakurs stattfand. Im Gegenzug unternahm Charlotte diesen Radausflug mit ihr. Sie musste dem in geistiger Umnachtung zugestimmt haben. Vor ihrem inneren Auge erhob sich Charlottes Lächeln. Charmant, kess, verführerisch, dazu ihre blau leuchtende Iris. Felizitas war nicht mehr Frau ihrer Sinne gewesen. Als Charlotte sie so bezirzt hatte, hatte ihre Ratio für den Bruchteil einer Sekunde in dem Moment ausgesetzt, als sie der einmaligen Teilnahme an deren Salsakurs zugestimmt hatte. Jedenfalls müsste Charlotte über eine bessere Fitness verfügen, wenn sie das Tanzen als Sport betrieb, analysierte Felizitas im Geiste.
„Ich fahre schon langsam.“ Felizitas drosselte dennoch das Tempo. „Wenn wir so schleichen, kommen wir nie ans Ziel.“ Sie klang verstimmt. Sie hätte doch besser allein fahren sollen. Dieses Kriechen entsprach in keiner Weise ihrer Gewohnheit. Normalerweise holte sie geschwindigkeitstechnisch auf dem Rad das Letzte aus sich heraus. Sie hatte sich darauf eingestellt, mit Charlotte etwas langsamer zu fahren, aber dass sie so schlich, machte Felizitas extrem ungeduldig.
„Wo´in fahren wir denn?“, wollte Charlotte wissen, die ihre Hände krampfhaft am Lenker festhielt. Felizitas konnte sehen, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Felizitas erschrak, dass sie erst in der Sekunde merkte, dass Charlotte sich nicht wohlzufühlen schien. Felizitas gab sich einen imaginären Klaps auf den Hinterkopf. Sie war ein Esel. Wann war sie einer so schönen Frau wie Charlotte zuletzt begegnet? Und sie hatte nichts Besseres zu tun und die taffe Sportlerin herauszukehren, die grob wurde, wenn es nicht nach ihrer Nase lief. Sie nahm sich vor, ab jetzt etwas netter zu Charlotte zu sein.
„Wir fahren eine Weile flussaufwärts, überqueren die Mosel und fahren flussabwärts wieder zurück. Etwas über dreißig Kilometer.“
„Dreißisch Kilometer, ´ast du den Verstand verloren, oder willst du misch umbringen? Und dann in diesem erbarmungslosen Tempo.“ Charlottes Stimme war nah daran, hysterisch zu klingen. „Willst du übermorgen allein in der Küsche stehen? Isch brauche all meine körperlischen Kräfte, um die Abende im Restaurant durschzuste´en.“ Charlotte hielt mitten auf dem Weg an, stieg vom Rad, fuhr vehement den Ständer mit dem Fuß aus und stemmte ihre Hände in die Hüften. Ihre Gesichtszüge verkrampften sich.
Was war das für ein Ausbruch? Felizitas hatte nett zu ihr gesprochen, und Charlotte rastete so dermaßen aus, dass ihre Stimme sich überschlug. Zugegeben, ihr Tempo war vielleicht ein wenig zu schnell für eine ungeübte Radfahrerin, aber musste sie deshalb ausflippen? Da stimmte doch etwas nicht. Felizitas schaute genauer hin. Charlotte schien es gar nicht gut zu gehen. Sie war ganz bleich. Warum war Felizitas das noch nicht aufgefallen?
„Isch fahre keine dreißisch Kilometer. Ändere die Tour oder isch fahre sofort zurück.“ Charlotte kehrte die Chefin heraus.
Wow, diese Frau hatte wahrlich Temperament, dachte Felizitas voller Bewunderung, obwohl das in diesem Moment völlig unpassend war. Charlotte brachte ihre Pläne komplett durcheinander. Sie hatte alles fein säuberlich ausgearbeitet, und die Route bis ins Detail geplant. Sie stieg vom Rad und setzte ihren Rucksack ab, um die Fahrradkarte von der Mosel zur Hand zu nehmen.
„Ich habe eine Alternative gefunden.“ Felizitas schaute auf. Charlotte verzog das Gesicht. „Ich zeig sie dir und du sagst mir, ob das für dich in Ordnung ist.“ Sie hielt inne. „Und wenn dir das nicht gefällt, fahren wir wieder zurück“, schlug sie vor. Das war ein großes Zugeständnis für Felizitas, die am liebsten mit voller Geschwindigkeit losgefahren wäre, um danach zufrieden in ihren Sessel zu sinken. Was war bloß los mit Charlotte? So kannte sie die Chefin nicht. Selbst bei der Arbeit sprach sie nicht in einem solch herrischen Ton mit ihren Mitarbeiterinnen.
Charlotte ließ sich widerwillig den Weg zeigen. „Wie viele Kilometer sind das?“, fragte sie mürrisch und hielt ihren Bauch.
„Etwa fünfzehn.“ Was hat sie? Ist sie krank? Felizitas begann, sich Sorgen zu machen. Irgendetwas stimmte nicht mit ihr. Hoffentlich war es nichts Schlimmes. Sollte Felizitas sie darauf ansprechen?
Charlotte sah aus, als würde sie gleich mit dem Fuß aufstampfen, als wäre sie ein trotziges Kind. Fehlte nur, dass sie auch noch losheulte. „Also gut, isch mache mit“, lenkte sie ein. „Aber wir legen eine Mittagspause ein in dem nächsten Gasthof, der am Weg liegt, und essen etwas Köstlisches. Isch brauche Nahrung für die Nerven. Und du bezahlst.“ Sie sah provozierend zu Felizitas hinüber, die mit den Schultern zuckte, was so viel wie „Meinetwegen“ heißen sollte. „Aber isch sage dir,“ Charlotte drohte mit dem wedelnden Zeigefinger vor Felizitas´ Kopf, „wenn isch nach´er un problèm ´abe mit meinem Rücken, wirst du misch ´eute Abend massieren, bis es mir wieder besser geht.“
Felizitas´ Herz schlug bis zum Hals. Konnte Charlotte ernst meinen, was sie gerade gesagt hatte? Sie ignorierte ihren Herzschlag und nickte nur, das Prickeln in ihren Händen ignorierend, das sich bemerkbar machte, als das Bild der nackten Charlotte vor ihr aufblitzte, während Felizitas Massageöl in ihren Händen rieb.
Das Mittagessen in einer der urigen Straußenwirtschaften direkt am Wasser sowie die restliche Radtour verliefen doch noch recht harmonisch, was nach dem Auftritt der Chefin am Vormittag nicht zu erwarten gewesen war. Felizitas atmete auf. Die Schönheit der Landschaft hatte sie nicht genießen können, immer in Erwartung eines neuen Problems mit Charlotte. Ihre Befürchtungen bewahrheiteten sich zum Glück nicht.
Charlotte sah fertig aus, als Felizitas jetzt mit ihr im Zug nach Koblenz saß. Sie rieb sich den Rücken. „Mein Po bekommt Ausschlag, wenn isch daran denke, gleisch noch einmal auf das Rad zu steigen“, klagte sie und rieb über ihr Hinterteil. Felizitas musste den Blick abwenden. Das sah so sexy aus. „Du musst misch massieren, sonst komme isch morgen nischt mehr ´och.“
Augenblicklich raste Felizitas´ Puls davon. Sie hatte gedacht, die Sache mit der Massage wäre eine spontane Drohung gewesen, die aber auf keinen Fall ernst zu nehmen war. Dieser Tag nahm eine dramatische und völlig unerwartete Wendung.
„Du siehst aus wie das blühende Leben und ´ast offensischtlisch Energie für zwei. Wenn wir die Räder in deine Garage gebracht ´aben, fahren wir mit dem Taxi in meine Wohnung. Danach mache isch keinen Schritt mehr, bis deine Massage gewirkt ´at.“