Читать книгу Liebesschwüre zum Dessert - Emma zur Nieden - Страница 12

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Wie Charlotte es geschafft hatte, zur Garage zu kommen, fragte Felizitas sich immer noch, denn sie war von einer Straßenseite zur anderen geeiert. Sie schien völlig entkräftet zu sein. Felizitas war vorsichtshalber hinter der Chefin hergefahren, um zur Not eingreifen zu können. Es sah ein bisschen aus wie ein Albatros bei der Landung. Felizitas kicherte in sich hinein. Diesen Vergleich würde die Chefin nicht gerne hören.

Das Taxi hatte die beiden unbeschadet zu Charlottes Wohnung gebracht. In Charlottes Reich kannte Felizitas sich ja bereits ein wenig aus. Felizitas ging nach ihr ins Bad, um sich frisch zu machen. Ja, das kalte Wasser tat gut und weckte ihre Lebensgeister. Am liebsten würde sie unter die Dusche steigen und das angenehm heiße Nass an ihrem Körper herabrinnen lassen. Aber das war nicht der richtige Moment. Eine kurze Katzenwäsche musste genügen. Als Felizitas das Bad verließ und ins Wohnzimmer ging, lag Charlotte bereits bäuchlings und halb entblößt auf ihrer breiten Couch.

„Isch ´abe dir Wasser ´ingestellt. Das Massageöl steht neben deinem Glas“, waren die vorerst letzten Worte, die Felizitas aus Charlottes Mund hörte. Sie klangen dumpf, weil sie ins Kissen gesprochen hatte. Sie meinte es also tatsächlich ernst mit der Massage. Naja, dafür war Felizitas ja schließlich mitgekommen. Wofür auch sonst? Innerlich schüttelte sie den Kopf. Sinnliche Gedanken waren ganz und gar fehl am Platze. Unsicher sah sie zur Couch. Ihre Chefin lag halbnackt vor ihr. Ihre Haut war gebräunt. Der Rücken schien ebenmäßig zu sein. Allein die Vorstellung, diesen sexy Rücken zu berühren, verursachte Felizitas einen schnelleren Herzschlag.

Auf leisen Sohlen ging sie zur Couch hinüber und setzte sich neben Charlotte auf den Rand des Sofas. Sie öffnete das Massageöl – Rosenduft, mhhh – und träufelte etwas davon auf ihre Hand. Nach dem Zerreiben senkte sie ihre Hände auf Charlottes Rücken. Sie schloss die Augen. So weich und warm, so wunderbar. Mit geschlossenen Lidern begann sie die Massage an den Schultern. Zuerst glitten ihre Hände sanft über die Schulterblätter, die Rippen und den Lendenbereich. Verirrte sich an die Flanken, was Charlotte ein Seufzen entlockte. Felizitas wiederholte die Bewegungen mit festerem Druck und wechselte zwischen sanft und fest hin und her. Wenn etwas wehtat, hörte sie ein „Au, nischt so grob!“ Wenn der sanfte Teil an der Reihe war, entfuhr Charlotte immer öfter ein fast schon laszives Stöhnen, das Felizitas direkt in den Unterleib fuhr.

Allein die Berührung der zarten Haut sorgte für ein Dauerkribbeln an Felizitas´ Fingerspitzen. Das Stöhnen ließ sie immer wieder um Fassung ringen. Zwischen ihren Beinen war es schlüpfrig. Hätte sich Charlotte in diesem Moment umgedreht, wäre sie ihr hilflos ausgeliefert gewesen. Himmel, diese Frau war heiß!

Felizitas schaffte es trotz der Ablenkung, Charlotte mit Hingabe eine offensichtlich wohltuende Massage zukommen zu lassen. Die entspannten Seufzer nahmen zu. Felizitas genoss die Berührungen dieser seidenweichen Haut offensichtlich ebenso sehr wie die Frau, die sie empfing. Felizitas schwelgte in Charlottes attraktivem Rücken. Überhaupt, die ganze Frau war attraktiv. Felizitas! Im Geiste schlug sie sich auf ihre Hände. Sie sollte sich auf die Massage konzentrieren.

Hätte Charlotte sich nicht geräuspert und leise gesagt, dass sie nun müde wäre, hätte Felizitas ewig so weitermachen können. Sie bedauerte, dass sie die Berührung aufgeben musste, ließ die Massage dennoch langsam ausklingen. Es ging nicht um ihre Wünsche. Charlotte hatte sich ein Nickerchen nach einem anstrengenden Tag verdient.

Minutenlang saß Felizitas bewegungslos neben Charlotte und starrte auf deren Rücken. Ihre Finger brannten, als hätte sie sie in ein loderndes Feuer gehalten. Regelmäßige Atemzüge kamen von der halbnackten Gestalt auf der Couch. Vorsichtig erhob Felizitas sich und legte die Wolldecke vom Ende des Sofas über die Schlafende, damit sie nicht fröre. Felizitas beugte sich zu Charlotte und küsste sie auf den Hinterkopf. Das Aroma einer frischen Wiese kitzelte in ihrer Nase. Sie seufzte und riss sich von allem los, was mit der schönen Frau zu tun hatte. Sie schlich in den Flur, nahm ihre Sachen, öffnete und schloss leise die Tür.

Als sie draußen angekommen war, schlug ihr kühle Luft entgegen. Sie zog die Fahrradjacke enger um ihren Körper. Sie würde ein Stück zu Fuß gehen und erst für den Rest des Weges nach Hause ein Taxi anhalten. Sie brauchte Abstand von diesem sinnlichen Abend, auf den ihr Körper eindeutig reagiert hatte.

Charlotte war sexy durch und durch. Sie wusste um ihre Reize. Und obwohl der Nachmittag nicht so verlaufen war, wie Felizitas es sich gewünscht hätte, hatte sie Charlottes Gegenwart in jeder Sekunde genossen. Zumindest ab dem Moment, in dem sie gemerkt hatte, dass es Charlotte nicht gutging.

Warum sie allerdings so merkwürdig reagiert hatte – um es nett auszudrücken – hatte Felizitas sich nur zusammenreimen können. Charlotte hatte vor ihr das Bad benutzt, aus dem nicht unbedingt die üblichen Geräusche gekommen waren: Schränke wurden geöffnet und geschlossen, ein komisches Knistern war nach außen gedrungen, und als Felizitas das Bad betreten hatte, lag ein kleines Stück Plastik auf dem Waschbecken. Das waren sicher Überreste einer Tamponhülle gewesen. Felizitas wurde einiges klar. Sie wusste selbst, wie unausstehlich sie war, wenn der rote Besuch sie heimsuchte. Sie war launisch, ungeduldig und könnte schreien vor Schmerzen, vor Wut, vor Ungeduld. Kein Wunder, dass Charlotte nicht ihren besten Tag gehabt hatte. Felizitas hätte lieber ihr Mitgefühl zeigen sollen, statt so aggressiv auf Charlottes linkische Bewegungen zu reagieren. Zuerst war Felizitas richtig sauer darüber gewesen, dass sie regelrecht geschlichen waren und sie nicht die Route nehmen konnten, die sie vorher ausgearbeitet hatte.

Felizitas war noch voll von Charlotte, ihrem betörenden Duft, der sinnlich weichen Haut. Mit diesen Sinneseindrücken war an Einschlafen nicht zu denken. Felizitas hoffte, die Bewegung würde die Massage und alles damit in Zusammenhang Stehende vertreiben. Jeder Schritt schüttelte die Gedanken an Charlotte ab und ließ ihre Gedanken klarer werden. Die kühle Luft tat gut und brachte Ordnung in ihren Kopf. Sie hatte gar keine Lust, sich in ein miefiges Taxi zu zwängen und lief den ganzen Weg zurück. Als sie die Haustür öffnete, umspielte ein Lächeln ihre Lippen. Während des Gehens hatte sie eine Entscheidung gefällt. Sie würde morgen Früh mit zum Großmarkt fahren und sich für ihr ruppiges Verhalten entschuldigen.

Mit diesem Vorsatz fühlte sich Felizitas leichter. Das wäre der richtige Moment, um den Abend mit einem leckeren Muscat d´Alsace ausklingen zu lassen. Vorher würde sie eine ausgiebige Dusche nehmen und das heiße Wasser minutenlang über ihren kalten Körper rinnen lassen und die Spuren ihres Angemacht-Seins wegspülen.

Liebesschwüre zum Dessert

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