Читать книгу Liebesschwüre zum Dessert - Emma zur Nieden - Страница 4

Оглавление

1

Felizitas richtete gerade die Granatapfelkerne auf den Desserttellern für Tisch fünf an, als ein ohrenbetäubender Lärm durch den Raum tobte. Sie zuckte zusammen und sah auf. Charlotte Clement, ihre Chefin, hatte einen Topf vom Ofen gerissen und ihn mit voller Wucht in den Ausguss gedonnert, dass die Suppe nur so spritzte. Ihre Schürze war mit roten Tupfern übersäht. „Isch ´abe dir tausendmal gesagt, du sollst vorsischtig mit den Gewürzen sein. Nachwürzen kann man immer. Wenn die Suppe einmal versalzen ist, ist sie nischt mehr zu gebrauchen“, polterte Charlotte und goss die Suppe weg. „Das machst du noch einmal, aber toute de suit! Die Leute warten auf ihr Essen.“ Charlotte merkte, dass sämtliche Personen im Raum von der Lègumière über die Poissonnière bis hin zur Pâtissière und zur Souschefin ihre Arbeiten unterbrochen hatten und dem Geschehen gefolgt waren.

„Was glotzt ihr so ´erum? ´abt ihr nischts zu tun? An die Arbeit! Marsch, marsch! Mon dieu!“ Charlotte hob theatralisch die Arme nach oben und schob ein weiteres „Mon dieu!“ hinterher, bevor sie ein paar unverständliche französische Schimpfwörter murmelte. Alles, was Felizitas verstehen konnte, war merde und enfoiré. Ihr Französischlehrer hatte ihr während einer Klassenfahrt in der Mittelstufe eingeschärft, laut und deutlich „Arschloch“ auf Französisch zu rufen, wenn sich ihr ein Unbekannter nähern wollte. Witzigerweise gab es von diesem Schimpfwort sowohl die männliche als auch die weibliche Version, die die Chefin soeben benutzt hatte. Felizitas grinste innerlich. Sie hielt die Luft an, um nicht laut loszulachen und senkte die Augen auf ihre Granatapfelkerne.

Während sie wieder an die Arbeit ging, sinnierte sie darüber, wie sexy sie Charlottes französischen Akzent fand, der noch deutlicher herauskam, wenn sie sich aufregte. Es war herrlich, wenn sie die Worte auf der zweiten Silbe betonte und das „h“ wegließ. Felizitas hatte es geradezu genossen, ihr dabei zuzuhören und zuzusehen, wie sie ausgeflippt war und französische Schimpftiraden aus ihrem sinnlichen Mund gehüpft waren. Man konnte ihr gar nicht böse sein. Der französische Akzent klang so süß. Felizitas, Felizitas! Solche Gedanken solltest du im Zusammenhang mit deinem Boss nicht haben und sie dir schleunigst verkneifen. Aber Charlottes Augen funkelten so wunderbar, wenn sie wütend war. Felizitas konnte sich gar nicht satt daran sehen. Funkelten sie auch, wenn sie verliebt war? Verträumt richtete Felizitas ihren Blick in die Ferne, als sähe sie dort Charlottes verliebt funkelnde Augen auf sich ruhen. Felizitas seufzte. Schluss damit! Sie konzentrierte sich wieder auf ihre Arbeit. Nachdem der letzte Granatapfelkern an seinem Platz lag, drückte sie sanft auf die Klingel, um der Bedienung zu signalisieren, dass die Teller zum Abtransport ins Restaurant bereitstanden.

Liebesschwüre zum Dessert

Подняться наверх