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§ 5.

DAS CASTELL.

a. Anlage und Zweck.

Wenn auch ausser Zweifel ist, dass die erste Anlage des Castells durch die vierzehnte Legion erfolgte, und zwar vielleicht schon unter Augustus, so ist damit nicht behauptet, dass es nicht in etwas späterer Zeit einen Umbau oder Neubau erfahren habe. Es ist sogar wahrscheinlich, „dass die erste Anlage sich gegenüber den stürmischen Angriffen der Deutschen im batavischen Freiheitskriege nicht ausreichend erwies und eine neue, wohl auch solidere Befestigung unter den nachfolgenden Kaisern, besonders zur Zeit der Revision und Renovirung des Pfahlgrabens unter Domitian vorgenommen wurde. Dieselbe könnte dann auch wieder von der Stifterin, der Legio XIIII Gem., jetzt Martia Victrix, ausgeführt worden sein, denn von ihr haben sich aus der genannten Zeit in dem Bereiche des Castells mehrere Ziegel erhalten; doch müssen auch andere Legionen dabei thätig gewesen sein; abgesehen von der Legio XXII, deren Ziegel sich auf ihren mehr als zweihundertjährigen Aufenthalt am Rheine vertheilen — es sind von ihr sechzehn im Castell gefunden worden — waren vor zwanzig Jahren nach Rossel (Ann. V, I. p. 55.) ebenfalls im Bereich des Castells gefunden: fünf Ziegel mit dem Stempel Legio XIIII, neun mit Leg. XIIII Gem., drei mit Leg. Gem. Mart. Vict., unbestimmte vier; von der Leg. VIII ein Stempel und von der Leg. I Adj. zwei Stempel; dazu traten in den folgenden Jahren noch ein Stempel mit der Bezeichnung Leg. XIIII Gem. und ein zweiter mit Leg. XIIII Gem. Mart., (Per. Bl. 1860, No. 13. p. 363. Der Stein ist sehr ausgetreten.) bei welchem die Buchstaben Vict. fehlten; ein dritter zeigte den Stempel der Leg. I Adj. („Auf dem Heidenberg gefunden“. Mitth. 1865, No. 4. p. 15.) Danach ist die vierzehnte Legion für ihren zweiten Aufenthalt dahier mit mindestens vier, vielleicht sechs Ziegeln vertreten, was zwar hinter den vierzehn bis sechzehn Ziegeln der ersten Anwesenheit zurückbleibt, aber doch eine der Kürze der Zeit etwa entsprechende Thätigkeit bekundet.

Von den Auxiliartruppen haben sich besonders viele Ziegel der dritten Cohorte der Delmater im Castell gefunden, (Zwanzig nach Rossel in den Ann. V, I. p. 56.) einer der Vindelicier.

Auch der Zweck des Lagers erweiterte sich, wenn es in dieser Gestalt nicht schon von Anfang an ins Auge gefasst war; aus einer Station zum Schutze der Bäder, wie wir oben annahmen, wurde es seit der Errichtung des Pfahlgrabens auf dem Taunus, die wahrscheinlich unter Domitian (Marquardt, Röm. Staatsverwaltung I, p. 124. Tac. Germ. 29.) erfolgte, eine wichtige Zwischenstation zwischen dem Hauptorte am Mittelrhein, wo das Hauptstandquartier der Legionen war und von wo aus die Grenzstationen besetzt wurden, und eben diesen Grenzstationen an dem Grenzwall, mit beiden durch Strassenzüge verbunden, und gewährte so auch den zahlreichen, an dem Abhänge des Gebirges liegenden römischen Niederlassungen, die wir weiter unten vorführen werden, die nöthige Sicherheit. So begreift sich die Wichtigkeit der ganzen Anlage, welche, in der Solidität, die wir an den Römern allenthalben zu sehen gewohnt sind, errichtet, nur den wiederholten zerstörenden Angriffen der Germanen und in der Folge dem Zahne der Zeit erlag, ohne indess nicht hinreichende Spuren ihres Daseins unter der Erde und den ehrwürdigen Rest eines mit ihr in enger Verbindung stehenden Bauwerks über der Erde bis auf den heutigen Tag hinterlassen zu haben.

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