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§ 2.

GERMANEN. CHATTEN. MATTIAKER.

Zunächst nun scheint kein deutscher Stamm dauernd den Mittelrhein behauptet zu haben; Usipeter, Tenkterer, Ubier werden von den kriegerischen Sueven verdrängt und suchen an dem unteren Rheine oder auf dessen linkem Ufer feste Sitze zu gewinnen statt des allgemeinen Namens der Sueven erscheint bald das Volk der Chatten, vielleicht nur die specielle Bezeichnung statt der allgemeinen, (Seyberth, Ann. IV, 2. p. 435. Grimm, GDS. II, p. 565.) und an dessen Stelle zur Zeit des Kaisers Claudius der Name der Mattiaci, der von nun an bis zum Ende der Römerherrschaft mit dem Gebiete zwischen Taunus und Rhein eng verbunden bleibt. Den ager Mattiacus erwähnt zuerst Tacitus in den Annalen (XI, 20) zum Jahre 47 n. Chr., die Stadt oder das Dorf Mattiacum Plinius in der Naturgeschichte (31, 2, 27); die Mattiaci und gens Mattiacorum Tacitus in den Historien (IV, 37) und in der Germania (29), Ptolemaeus (II, 11, 29) um 150 n. Chr. XXgriechXX Ammianus Marcellinus im Jahre 371 die Aquae Mattiacae (XXIX, 4) und endlich die Notitia dignitatum die Mattiaci juniores; ausserdem werden auf Inschriften des zweiten Jahrhunderts, die fast alle zu Castel bei Mainz aufgefunden wurden, die civitas Mattiacorum, (Becker, Ann. VII, I. No. 46, 24, 27, 40. (Becker und Klein) ib. IV, 3. No. 118 sqq. endlich die Coh. II Mattiacorum auf einem Militärdiplom des Kaisers Hadrian vom Jahre 134 genannt. (Rossel, Ann. V, 1. p. 72. Mommsen C. J. L. III, p. 877.)

Dass Mattiacum zur Zeit des Plinius der Name eines Ortes und zwar dessen, den Ammianus Aquae Mattiacae nennt, und dass dieser Ort gerade Wiesbaden war, ergibt die richtige Erklärung der betreffenden Stellen. (Vgl. Habel in Ann. I, 2. p. 42. Seyberth IV, 2. p. 459. Becker VII, 1. p. 123.)

Sowohl über die Verwandtschaft und Abstammung der Mattiaker, als auch über die Herleitung des Namens sind verschiedene Meinungen aufgestellt, von denen jedoch noch keine als vollständig erwiesen angesehen werden kann. Die gewöhnliche Ansicht geht dahin, die Mattiaker seien ein Zweig der Chatten und hänge der Name mit dem chattischen Mattium, jetzt Maden, (Nach Grimm zu Matte gehörend; andere Abtheilungen s. bei Arnold, Ansiedelungen u. s. w. Hellmund erklärt den Namen Mattiaker als die Muthigen, eine Etymologie, die sich würdig den anderen von ihm p. 233 vorgetragenen anschliesst, wonach z. B. Chatten = die Guten, Ubier = die Obigen, d. h. hoch wohnenden, die Usipeter = Wiesenspether, von Wiese und Spad, mit welchem sie sich auf ihren Auen nährten, die Schwaben = Sauländer, von Suevia, Sauland, weil es in Schwaben viele Mästung oder Eicheln und daher viele Säue gebe.) zusammen; die erste Behauptung stützt sich auf die zweite sowie darauf, dass im batavischen Freiheitskriege die Mattiaker sofort an der Seite der Chatten einen Ueberfall der Stadt Mainz versuchen, beides durchaus, nicht zwingende Beweise; denn eine gemeinsame Erhebung gegen die Römerherrschaft setzt nicht auch Stammesverwandtschaft voraus, ebensowenig als die scheinbare Namensähnlichkeit, obgleich es etwas Bestechendes hat, die Gleichheit in Namen auf Verwandtschaft zurückzuführen. Die Zusammengehörigkeit von Chatten und Mattiakern bleibt daher nur eine annehmbare Vermuthung. Die Chatten hatten sich Anfangs der römischen Nachbarschaft nicht feindlich erwiesen, zogen es aber, als der Römer Absichten deutlicher hervortraten und Drusus die Burg auf dem Taunus anlegte, im Jahre 9 v. Chr. vor, ihre heimischen Sitze am Taunus zu verlassen und sich zu ihren Stammesgenossen im heutigen Hessen zurückzuziehen. (Dio Cass. 54. 36) Es können nun recht wohl manche Gemeinden oder Familien ganz oder zum Theil zurückgeblieben und andere zu ihnen übergesiedelt sein. Dies rechtfertigt aber noch nicht die Herleitung des Namens der Mattiaci von Mattium. Ziehen wir die sonstigen zahlreichen celtischen Ortsnamen am Mittelrhein in Betracht, so hat es nichts Auffallendes, wenn Mattiacum wie das benachbarte Mogontiacum celtischen Ursprungs ist, zumal die Bildung des Wortes aus dem sonst nicht viel verwendeten Worte Matte (adh. der mato, gen. matawes) auf grosse Schwierigkeiten stösst. Wir werden daher Mattiacum nicht als dasselbe wie „Wiesbad“ aussagend ansehen dürfen. (Wie Rossel, Stadtwappen p. 56 Anm. thut.) Die Römer fanden den celtischen Namen des Ortes Mattiacum vor und benannten die Bewohner der ganzen civitas, die sie errichteten, wie die civitas Taunensium, Mogontiacensium, Sumelocennensium und Ulpia Trajana (S. Brambach, Inscr. Rhen, im Index.) u. a. nach einer Oertlichkeit. Den Deutschen blieb das Wort fremdartig und so erklärt sich, dass es erst mit der Befestigung der Fremdherrschaft aufkommt und mit deren Authören spurlos verschwindet. Der Name Mattiacum ist daher weder durch Zusammensetzung von zwei deutschen Wörtern, Matte und aha, Wasser, noch durch die sonderbare Ableitung von einem deutschen Stamme vermittelst einer celtischen oder gar griechischen Endung entstanden, sondern ein celtisches Wort mit der Endung iac oder ac, die an den celtischen Personennamen Matto angefügt wurde, wie aus dem Namen Mongontius (abgeleitet vom Namen des Gottes Mogon) oder Mogon selbst auf eben dieselbe Weise Mogontiacum, aus Nemet Nemetacum entstand. (S. Zeuss, Gramm, celt. p. 173 u. 772. Matto kommt auf Inschriften mehrfach vor. Obermüller in dem celtischen Wörterbuch II, p. 307, erklärt das Wort Mattiaci weniger ansprechend aus mattach Ackerland als „Ackerleute“.)

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