Читать книгу Wiesbaden - Erik Schreiber, Friedrich Rolle, Leo Woerl - Страница 5
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Die vorliegende Schrift ist hervorgegangen aus dem Wunsche, der im Herbste d. J. hier tagenden Versammlung der deutschen Philologen und Schulmänner ein Bild des Werdens und Wachsens der Stadt Wiesbaden vorzuführen, deren Vergangenheit gerade für sie von hohem Interesse sein muss. Birgt sie doch in ihrem Umfange noch jetzt den Rest eines der wenigen grösseren römischen Bauwerke auf dem rechten Rheinufer; ihr Schooss aber hat eine ganze Reihe höchst interessanter Alterthümer aller Art aufbewahrt, die, seit etwa einem halben Jahrhundert aufgefunden, gesammelt oder beschrieben, ein Bild der Vergangenheit geben, in welcher Wiesbaden römische Provinzialstadt mit einer Militärstation war. Die Fülle des zu Tage geförderten Materials ist bisher noch nicht in übersichtlicher Weise zusammengestellt worden; dies soll hier versucht werden, wobei ausser den Fundberichten die gründlichen Vorarbeiten der Herren Becker in Frankfurt a./M., v. Cohausen, Reuter und Schalk dahier, sowie von Verstorbenen namen dich Habels, Kleins und Rossels benutzt sind. Es konnte aber nicht die Absicht sein, alles und jedes hier aufzuführen, insbesondere musste die Erwähnung der römischen Waffen und Geräthe mancherlei Art für jetzt unterbleiben, da für die geschichtliche Entwickelung aus ihnen weniger als aus den Inschriften, Votivsteinen und Mauerresten zu gewinnen war.
Ebenso hat die Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit seit der letzten geschichtlichen Darstellung manche Bereicherung erfahren; ich erwähne nur die vortrefflichen Ausführungen des Herrn Professor Dr. Grimm dahier. Auch dies Material bedurfte einmal einer Zusammenstellung; vielleicht dass dadurch noch verborgene Schätze hervorgelockt und so manche Lücken ausgefüllt werden können. Für diese Perioden war gleichfalls Beschränkung auf das Nothwendige und knappe Darstellung geboten. Die letzten fünfzig Jahre der politischen Geschichte blieben ausgeschlossen, da ihre Behandlung ohne Eingehen auf die allgemeine Geschichte unmöglich ist, dieses aber die Schrift zu umfangreich gemacht hätte.
Die Eintheilung in drei Perioden hat einigemal genöthigt, Zusammengehörendes zu trennen, an anderen Stellen wurde über die gesetzten Grenzen hinausgegangen; aber nur so konnten unnöthige Wiederholungen vermieden und ein Bild der Entwicklung in den einzelnen Zeiten und auf den einzelnen Gebieten kurz und anschaulich entworfen werden.
Die Anmerkungen sollen zugleich Belege sein und Hinweisungen auf die Stellen, welche ausführlichere Mittheilungen bieten, als hier aufgenommen werden durften. Und da die Schrift auch auf einen grösseren Leserkreis berechnet werden musste, so ist in der Regel auf leichter zugängliche Werke verwiesen, auch meist der lateinische Wortlaut in deutscher Uebersetzung gegeben.
Schliesslich muss ich noch denen, welche mich bei der Ausarbeitung durch freundlichen Rath unterstützt haben, namentlich meinem Freunde und Collegen, Herrn Gymnasiallehrer Ammann, für die sorgfältige Durchsicht der Correcturbogen auch hier meinen gebührenden Dank aussprechen.
Wiesbaden, Juli 1877.
F. Otto.