Читать книгу Pflegekinder - Ernst Guggisberg - Страница 6
ОглавлениеNicht sollen mehr verstossen und verlassen
Verarmte Kinder sich ihr Brod erfleh’n;
Nicht mehr zerlumpt und hungrig durch die Gassen
Von Haus zu Haus Almosen suchend geh’n.
Wir nehmen bei der Hand die armen Kleinen;
Bald findet sich ein neues Elternhaus.
Die Waise sieht die Sonne wieder scheinen
Des Elends Spuren löschen wieder aus.
Wenn auch das junge Herz vor Gram noch blutet
Und oft in Thränen schwimmt der scheue Blick;
Wenn bei des Tages Neige unvermuthet
Schwermüthige Erinn’rung kehrt zurück;
Da wird der Pflegemutter zartes Fühlen
Wohl des Gemüthes stilles Weh verstehn,
Wird liebevoll die alte Wunde fühlen,
Und Muth und Hoffnung neu erstehen sehn.
Wo Eltern selbst die Pflichten schwer verletzen,
Im Kinde nur des Bettels Werkzeug sehn,
Die Kinder selbst auf böse Wege hetzen,
Muss Strenge Hand in Hand mit Milde gehn
Da muss die Wohlthat sich ihr Recht erzwingen,
Da will das Gute aufgedrungen sein.
Und kämpfend nur kann man dort Hülfe bringen,
Dem Kinde kämpfend nur ein Retter sein.
Gedicht aus: Jahresbericht des Basellandschaftlichen Armenerziehungsvereins über das Jahr 1891, S. 4f. Das Gedicht wurde ohne Autorenschaft abgedruckt, höchstwahrscheinlich stammt es aus der Feder eines Vorstandsmitglieds.