Читать книгу Hinter hessischen Gittern - Esther Copia - Страница 10
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ОглавлениеEs war kurz nach 6 Uhr, als Susanne Herzberg die Tageszeitung aufschlug und genüsslich in ihr Brötchen biss. Katie, ihre braune Labradorhündin, lag zu ihren Füßen und ruhte sich nach der anstrengenden Joggingrunde am Morgen aus. Susanne war mit sich und der Welt zufrieden. In den Jahren, die seit dem Tod ihrer Eltern vergangen waren, hatte sie es geschafft, ein neues Leben zu beginnen. Die ersten Monate nach dem Autounfall, bei dem beide Eltern das Leben verloren hatten, waren schwierig gewesen, aber die Zeit heilte wirklich langsam die Wunden. Die Liebe ihres Mannes hatte ihr damals geholfen, gegen ihre Ängste und Depressionen anzukämpfen. Ihr Bruder war ihr leider keine Hilfe gewesen. Der Tod der Eltern hatte ihn nicht sonderlich berührt. Ihr Blick wanderte durch das große Wohnzimmer und den herrlichen Garten. Der angrenzende Wald ließ das Grundstück noch größer erscheinen. Die Ruhe in dieser noblen Wohngegend in Darmstadt-Eberstadt war traumhaft. In ihren kühnsten Träumen hätte sie nicht daran geglaubt, jemals hier zu wohnen. Sie war erfolgreich. Viele Jahre der Mühe und Entbehrung waren nötig gewesen, aber durch ihren Fleiß und ihr Gespür, was die Kundinnen heute wollten, konnte sie sich auf dem Markt etablieren. Anfangs stand ihr Unternehmen zweimal auf der Kippe, jedoch seit etwa vier Jahren machte sie mit ihrem Kosmetik-Onlinehandel Millionenumsätze. Katie hob den Kopf und wedelte ein wenig mit dem Schwanz, als ihr Mann Dirk das Esszimmer betrat.
»Guten Morgen, meine Schöne«, sagte er und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Wie war deine Joggingrunde?« Er nahm sich im Vorbeigehen ein Brötchen aus dem Korb und setzte sich zu Susanne an den Frühstückstisch.
»Es war heute besonders schön. Die frische Luft am Morgen tut nach so einer Tropennacht gut. Erst ab 5 Uhr kühlt es ein wenig ab, und wenn man dann so gegen 6.30 Uhr durch den Wald läuft, ist es, als würde man eine erfrischende Dusche nehmen.« Sie strahlte ihn an.
»Ich kann dem morgendlichen Gerenne nichts abgewinnen, tut mir leid. Da gehe ich doch lieber Golf spielen.« Sein Blick war leer, er sah deprimiert aus.
»Da wir hier so nahe am Wald wohnen, wäre es eine Schande, wenn ich das mit Katie nicht nutzen würde.« Sie sah ihre Hündin an, die sich mittlerweile in ihren Hundekorb neben dem Kamin verzogen hatte. »Wie kommst du mit der Klage gegen JAJK Investment voran?« Maria fragte vorsichtig, da sie wusste, mit JAJK Investment traf sie bei ihrem Mann einen wunden Punkt. Er blickte sie verloren an und erwiderte:
»JAJK Investment ist wahrscheinlich nicht beizukommen. Ich habe heute Nacht noch mit Anlegern aus den USA geskypt, auch sie sind betrogen worden. Wir werden eine Sammelklage in den USA einreichen. Was wir jedoch damit erreichen werden, ist fraglich.«