Читать книгу Hinter hessischen Gittern - Esther Copia - Страница 19

11

Оглавление

Pünktlich um 17 Uhr betrat Frank Hattinger die Anstalt. Er gab dem Pfortenbeamten sein Handy, aus dem er zuvor alle SMS und WhatsApp-Nachrichten gelöscht hatte. Die Schweizer Nummer hatte er sich auf einem Geldschein notiert, den er zwischen die anderen in sein Portemonnaie gesteckt hatte. Aus der Schweiz hatte sich niemand mehr gemeldet. Und die Nachricht, die er im Darknet auf einem Marktplatz hinterlassen hatte, war unbeantwortet geblieben. Man brachte ihn in den Nebenraum, damit ein anderer Kollege ihn abtasten konnte. Er war zufrieden, für den ersten Freigang war alles nach seinem Geschmack gelaufen. Dank Thomas Enders hatte er nun wirklich Freigang.

Er setzte sich auf eine Bank und wartete. Am nächsten Tag wollte er gleich richtig loslegen. In den Chatrooms wäre es für ihn ein Leichtes, einen süßen Kerl zu finden, mit dem er die nun gewonnene Freiheit feiern konnte. Obwohl er vor seiner Inhaftierung ab und an Sex mit Frauen gehabt hatte, war dies nach seiner Tat für ihn kein Thema mehr. In seinem Kopf arbeitete es. Was hatte die SMS zu bedeuten? Die Minuten schlichen dahin. Endlich kam ein Beamter und holte ihn ab. Er durchsuchte ihn nur oberflächlich, weder durchsuchte er die Taschen der Jeans noch tastete er ihn ordentlich im Schritt ab. In der Kammer erhielt er seine Knastklamotten, und um 17.30 Uhr war er wieder auf der Station II5. Langsam und ängstlich schlich Carlos Ribeiro sichtlich nervös auf ihn zu. Er knetete seine Hände, und Schweißperlen standen ihm auf der Stirn. Vorsichtig sah er sich um und flüsterte:

»Das Dope wurde heute gefunden.«

»Scheiße, dann hast du nun nichts zum Drücken.« Hattingers Miene blieb wie versteinert.

»Ja, aber hoffentlich finden die nicht raus, wem das Zeug gehört.« Ribeiro fing hektisch an, seinen Oberkörper zu kratzen, und fuhr sich durch seine lockigen schmierigen Haare.

»War das Zeug in meinen Schuhen bei dem Kurz in der Hütte?«

»Ja, klar. So, wie du gesagt hast.«

»Dann gibt es kein Problem. Ich melde meine Schuhe als geklaut. Die wurden mir nach dem letzten Sport aus meiner Tasche genommen, als ich unter der Dusche stand. Der Kurz geht nicht zum Sport und hat nichts mit Drogen am Hut. Ich bin kein Junkie. Da dürfen die erst mal Rätselraten. Jedoch wenn du hier weiter so ’nen Affen schiebst, dann können die drei und drei zusammenzählen und nehmen dich in die Mangel. Halte dann ja die Fresse, du weißt, was sonst passiert.« Hattinger sah Ribeiro durchdringend an.

»Mach dir keine Sorgen. Ich kann schweigen.« Ribeiro schleppte sich mit hängenden Schultern zu seiner Zelle. Als Hattinger sich umdrehte, entdeckte er Hausarbeiter Savic, der etwa drei Meter entfernt bewegungslos auf einem Stuhl saß und zwar in eine andere Richtung blickte, aber garantiert das Gespräch mitverfolgt hatte.

»Und du hältst schön das Maul, sonst wird es hier ungemütlich für dich.« Hattinger ging zwei Schritte auf ihn zu und baute sich vor ihm auf.

»Ich weiß nicht, von was du redest. Was willst du von mir?« Savic setzte seine Unschuldsmiene auf.

»Du hast mich schon verstanden.« Hattingers Blick durchbohrte ihn.

»Jaja, alles klar.« Savic konnte drei und drei zusammenzählen. Er war Hattinger ganz klar körperlich unterlegen und trollte sich.

Als Hattinger seine Zelle betrat, sah er auf den ersten Blick, dass jemand den Raum durchsucht hatte. Siegessicher setzte er sich hin und nahm sich ein Formular. Wie es für ihn üblich war, richtete er seine Anliegen stets an den für ihn zuständigen Beamten in der JVA, Anstaltsleiter Richard Meurer. Hiermit melde ich meine Nike Turnschuhe Gr. 43 als gestohlen. Frank Hattinger. – Die Schweizer SMS ging ihm nicht mehr aus dem Kopf.

Hinter hessischen Gittern

Подняться наверх