Читать книгу Hinter hessischen Gittern - Esther Copia - Страница 21
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ОглавлениеEr war zu weit gegangen, verdammt noch mal. Dirk Herzberg saß zusammengesunken hinter seinem Schreibtisch. So fühlte es sich also an, wenn die Welt unter einem zusammenbrach. Die Fahrt in die Schweiz hatte bisher auch nicht das Ergebnis gebracht, das er sich erhofft hatte. Vor diesem Augenblick hatte er sich immer gefürchtet. Alles zu verlieren, für das er jahrelang gekämpft hatte. Dabei sah bis vor einem Jahr alles noch so gut aus. Er hatte mit Investments ein stattliches Vermögen aufgebaut. Es schien wie von selbst zu laufen, und so wurde er immer mutiger und leider auch leichtsinniger. Der Spruch Gier frisst Hirn traf leider auch auf ihn zu. Anstatt mit sicheren Investitionen weiter langsam voranzukommen, wollte er den ganz großen Wurf auf einmal. Eine Rendite von 20 Prozent lockte ihn, einen großen Teil seines Vermögens in Aktien zu investieren, die ihm ein guter Freund und angeblicher Insider an der Börse empfohlen hatte. Es kam, wie es kommen musste, die Insiderinformationen erwiesen sich als falsch, und die Aktie stürzte ins Bodenlose. Er verlor innerhalb weniger Tage fast sein gesamtes Vermögen. Die Schmach, diesen Verlust vor seiner Frau, die zeitgleich ihrem unternehmerischen Höhepunkt entgegenstrebte, zuzugeben, kostete ihn eine Menge Überwindung. Aber er musste es tun, die Leasingfirma seines Mercedes hatte die überfälligen Raten bereits dreimal angemahnt. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann der Wagen abgeholt wurde.
Susanne hatte den Ernst der Lage nicht erkannt, denn sonst hätte sie ihn nicht mit Urlaubsplänen behelligt, aber wie sollte sie auch verstehen, wie das war, wenn man am Abgrund stand. Der Schweiß lief ihm in Bächen den Rücken runter. Seinen Angestellten hatte er bereits vor Wochen gekündigt, jedoch rief der eine oder andere noch an und erinnerten ihn an die offene Lohnzahlung. Freunde aus seiner Studentenzeit, darunter sein Freund Michael, hatten ihm vertraut. Es war zum Verzweifeln. Sie alle hatten viel Geld verloren. Zum Golfplatz nach Groß-Zimmern traute er sich nicht mehr. Der heiße Tipp seines »Insiders« hatte auch den einen oder anderen Golffreund schmerzlich getroffen. Irgendwie musste er schleunigst an Geld kommen.