Читать книгу Hinter hessischen Gittern - Esther Copia - Страница 17

9

Оглавление

In der Bahnhofshalle war es etwas kühler als auf der Straße. Frank Hattinger sah sich um. Menschen aller Herren Länder waren an diesem Ort versammelt. Reisende, die noch einen Kaffee trinken wollten, bevor sie mit ihrem Koffer zum Zug eilten, Büroangestellte mit ihrem Aktenkoffer in der Hand. Roma-Mädchen liefen mit Leidensmiene von Passant zu Passant, um ein paar Euro zu erbetteln. An den Tischen einer bekannten Fast-Food-Kette sah sich eine alte Frau mit abgewetzter, aber sauberer Kleidung auf den Tischen um, ob vielleicht jemand eine Pfandflasche oder auch etwas zu essen hatte liegen lassen. Die Welt hier draußen war eine andere geworden. Glaubte er es nur, oder war es tatsächlich so, dass es viele arme Menschen in Frankfurt gab? Sein Kaffeebecher war leer, und er suchte mit seinem Smartphone die Adresse eines Internet-Cafés in der Nähe. Nach kurzer Zeit hatte er eines in der Speyerstraße gefunden. Das war gleich um die Ecke. Er zog sich das Basecap von Thomas Enders tiefer ins Gesicht und verließ den Bahnhof. Mit dieser hässlichen Kappe würde ihn so schnell niemand erkennen. Seine Laune konnte nicht besser sein, als plötzlich sein Handy klingelte. Auf dem Display erschien der Name seines Rechtsanwalts Doktor Kriebel.

»Guten Morgen, Herr Hattinger, gut, dass Sie ans Telefon können. Wie ist der erste Tag in der Schule?« Kriebels sonore Stimme klang freundlich.

Frank Hattinger fühlte sich ertappt. Er spürte, wie sein Gesicht rot wurde. Schnell sagte er: »Gut ist die Schule. Gut. Ich bin mir sicher, das schaffe ich.« War es die Hitze oder schwitzte er aus Angst plötzlich so.

»Weshalb ich Sie anrufe: Falls es irgendwo Schwierigkeiten gibt, melden Sie sich bitte sofort bei mir. Sie wissen, ich habe gute Beziehungen zur Vollstreckungskammer. In der Anstalt ist man ja nicht ganz so glücklich darüber, dass Sie täglich den geschlossenen Vollzug verlassen. Also bitte, wenn was sein sollte, rufen Sie umgehend an.«

Hattinger vernahm noch ein Räuspern und sagte dann schnell: »Geht klar, Herr Kriebel. Ich melde mich.« Er sah auf sein Handy. Kriebel hatte aufgelegt. Hattinger war einigermaßen durcheinander. Mit einem Anruf seines Anwalts hatte er am wenigsten gerechnet.

Im Internet-Café angekommen, fing er an, in den einschlägigen Kontaktbörsen nach einer Bekanntschaft für schnellen Sex zu suchen. Seine frühere Suche auf dem Straßenstrich konnte er vergessen. Die Gefahr, in eine Polizeikontrolle zu kommen, war zu groß.

Er suchte nach einem zarten Jungen, der für alles offen war. Schon beim Öffnen mancher Profile wurde er ganz geil. Viele hübsche Gesichter sahen ihn an, die Boys waren mit nacktem Oberkörper zu sehen, manche hatten ihre geilen Hintern fotografieren lassen. Er sah auf die Uhr, die Zeit verging im Netz viel zu schnell. Die Chance, noch einen Lover zu finden, der sich mit ihm sofort in einem Hotel für einen schnellen Fick traf, war gering. »Das muss man auch wieder vorbereiten, vielleicht doch besser unauffällig im Bahnhof nach einem Jungen Ausschau halten«, murmelte er vor sich hin. Er wechselte die Internetseite und sah sich die aktuellen Social Media Seiten an. Facebook gefiel ihm, und er meldete sich unter einem Nickname an. Als Foto nahm er das eines Pferdes, welches er sich vorher aus dem Netz heruntergeladen hatte. Er versuchte sein Glück bei den Foren der Fans von Eintracht Frankfurt und anderen Fußballvereinen. In diesen Foren findet man bestimmt geile Jungs, dachte er. Beim Blick auf die Uhr erschrak er. In wenigen Minuten musste er sich schon wieder auf den Weg nach Dieburg machen. Keinesfalls durfte er zu spät kommen. Er schloss alle Seiten im Computer, setzte sein Basecap wieder auf, ging zum Tresen und bezahlte. Vor der Tür war die Stadt voller Leben, und die Innenstadt von Frankfurt hatte sich enorm aufgeheizt. Die Sportjacke lässig über die Schulter geworfen, ließ er die Sonne auf seine muskulösen Arme scheinen. Unterwegs schrieb er Thomas Enders eine SMS. Nach einigen Minuten antwortete dieser, dass alles glatt gelaufen sei. Jeder hielte ihn für Frank Hattinger, kein Problem. Und die Schule sei ein Witz.

Hinter hessischen Gittern

Подняться наверх