Читать книгу Hinter hessischen Gittern - Esther Copia - Страница 22
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ОглавлениеSusanne war tief getroffen. Es war das erste Mal gewesen, dass Dirk dermaßen ausfällig geworden war. Sie musste sich setzen. Seit über fünf Jahren kannte sie nur einen charmanten, aufmerksamen und äußerst kultivierten Dirk, der ihr jeden Wunsch von den Augen ablas. Er musste wirklich in großen Schwierigkeiten stecken, anders war seine Reaktion nicht zu erklären. Seit einiger Zeit war er oft mürrisch und schnell gereizt. Als sie seine finanziellen Schwierigkeiten einmal zum Thema machen wollte – sie hätte ihn leicht unterstützen können – wies er sie mit den Worten:
»Da wir Gütertrennung vereinbart haben, gehen dich meine finanziellen Sorgen nichts an«, brüsk zurück. Danach sprach sie das Thema nicht mehr an. Dieser Angriff jedoch am Telefon war eindeutig zu viel für sie. Egal, welche Schwierigkeiten er hatte, es gäbe ihm nicht das Recht, so mit ihr zu reden. Sollte er ruhig in Darmstadt bleiben, sie würde mit Katie einige Tage auf der Insel Usedom verbringen. Ein wenig frische Luft und Erholung hatte sie sich wahrlich verdient. In ihrem Telefonbuch war die Nummer des Grand Hotels in Heringsdorf gespeichert, mit ein wenig Glück würde sie morgen ihr Abendessen auf der wunderschönen Terrasse einnehmen und den Sonnenuntergang genießen. Abstand würde ihr und Dirk sicher guttun. Sie nahm ihr Handy zur Hand und wählte die Telefonnummer des Hotels, als ihre Sekretärin mit der Unterschriftenmappe in ihr Büro trat. Frau Krüger erwähnte die verbale Attacke ihres Mannes mit keiner Silbe, aber an ihrem Gesicht konnte Susanne sehen, dass sie alles gehört hatte. Sie hing mit ihrem Telefonat in der Warteschleife und sagte zu Frau Krüger, die gerade wieder das Büro verlassen wollte:
»Gut, dass Sie mich an Usedom erinnert haben, die ganze Zeit wollte ich schon buchen, aber ständig kam etwas dazwischen. Können Sie bitte die Damen und Herren der Marketingabteilung informieren, dass das Meeting am Freitag ausfällt. Ich denke, wir alle haben die letzten Wochen genug geschuftet und können die Sitzung verschieben. Ich bringe heute noch die wichtigsten Sachen zu Ende, und morgen früh fahre ich direkt los.«