Читать книгу Hinter hessischen Gittern - Esther Copia - Страница 23
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Оглавление»Kommen Sie herein.« Anstaltsleiter Richard Meurer, der zuständige Beamte für Frank Hattinger, saß in seinem Büro und winkte Maria zu sich heran. Auf einem kleinen Tisch neben der Tür lag eine Ausgabe der aktuellen Tageszeitung. Als Maria beim Schließen der Tür einen Blick darauf warf, entdeckte sie ein Foto von Meurer mit einem anderen Mann. Beide lächelten zufrieden in die Kamera. Darunter stand: »Rotarier spenden 10.000 Euro für einen Kindergarten.« Maria war verblüfft, lächelnd hatte sie Meurer noch nie gesehen. Zynische Bemerkungen und abwertende Blicke waren eigentlich sein Markenzeichen. Ein Chef, der gefürchtet wurde, nicht respektiert. Der Flurfunk besagte, dass er als Jurist innerhalb der Justiz Karriere machen wollte. Das hessische Ministerium der Justiz war sein Ziel. Jedoch hatte er bis dato den Sprung dorthin nicht geschafft. Richard Meurer war arrogant und ließ andere gerne spüren, dass er sie für ihm unterlegen hielt. Selbstgefällig sah er, dass Maria den Zeitungsartikel in Augenschein nahm, erwähnte ihn aber mit keiner Silbe.
»Frau Saletti, können Sie mir etwas mehr über den Drogenfund sagen? In Ihrem Bericht, den ich hier vor mir habe, wird nicht so ganz deutlich, wem die Schuhe nun gehören. Zeitgleich habe ich eine Meldung auf den Tisch bekommen, in der Frank Hattinger seine Schuhe als gestohlen gemeldet hat. Herr Hattinger ist aber überhaupt nicht für Drogen bekannt, oder wissen Sie da etwas anderes?« Er hatte seine Lesebrille auf der Nase und blickte sie über deren Rand an. Maria trat zögerlich zwei Schritte näher an Richard Meurers Schreibtisch.
»Nein, Herr Meurer, der Gefangene Hattinger ist in keiner Weise auffällig, was Drogen angeht. Jedoch hat er näheren Kontakt zu Carlos Ribeiro, und dieser fällt auf, weil er bei der Urinkontrolle ständig positiv auf Heroin getestet wird.« Maria blieb stehen, irgendetwas hinderte sie daran, näher an den Schreibtisch zu treten.
»Wie kommt der an die Drogen, was meinen Sie?« Meurer hatte sich aufgerichtet und blickte Maria nun freundlich an.
»Ich weiß es wirklich nicht, vielleicht über den Besuch, aber ich habe schon in der Besucherliste nachgesehen. Carlos Ribeiro bekommt nur von seiner Mutter Besuch, und das ist ein altes Mütterchen, das wohl kaum das Heroin in ihren Körperöffnungen in den Knast schmuggelt.«
Meurer machte eine bedeutungsvolle Pause, wobei er sie genau ansah.
»Suchen Sie weiter auf dieser Station nach Drogen und beobachten Sie, mit wem dieser Ribeiro noch Kontakt hat. Danke!« Meurer lächelte sie an, wobei er dabei nur seinen Mund verzog, bis zu seinen Augen reichte das Lächeln nicht. Augenblicklich wanderte sein Blick wieder nach unten auf eine Akte, die vor ihm lag.
Das war eindeutig die Aufforderung zu gehen. Maria nickte und verließ das Büro.
Als sie im Flur stand und die Tür hinter sich geschlossen hatte, schüttelte sie über sich selbst den Kopf. Wie schaffte es Meurer nur immer, sie so zu verunsichern. Er hatte eine imposante Größe von mindestens einem Meter 90, aber da war etwas anderes, was ihn so einschüchternd wirken ließ. Normalerweise konnte man sie nicht so schnell ins Bockshorn jagen, nur in seinem Beisein fühlte sie sich wie ein Nichts. Gut, dass sie für den bösen Blick gerüstet war. Ihre Großmutter hatte ihr vor Jahren einen kleinen Anhänger, ein Hörnchen aus Gold, geschenkt, diesen trug Maria immer bei sich. In Neapel nannte man es Corno, es bewahrte den Träger vor dem bösen Blick.
Auf der Station II5 angekommen, sah sie gerade Savic mit Ribeiro sprechen. Es war offensichtlich kein Gespräch unter guten Freunden. Als beide Maria entdeckten, verstummten sie sofort, und Ribeiro trollte sich.
»Na, Frau Saletti, Sie sehen aus, als hätte Sie jemand geärgert.« Savic schien Maria genauestens zu beobachten.