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Tianwen-1 – Der Missionsablauf

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Zum Zeitpunkt, an dem diese Zeilen entstehen, ist die Mission bereits sicher auf dem Transfer zum Mars. Der Start klappte einwandfrei, was gerade bei der Langer Marsch 5 keine gesicherte Sache war. Es war erst der fünfte Start einer Langer Marsch 5, und eine der vier vorausgegangenen Missionen war ein Fehlschlag gewesen. Traditionell treten Startversager vorwiegend bei den frühen Missionen neuer Trägerraketen auf, deswegen dürfte der Blutdruck der chinesischen Ingenieure bei diesem Start nicht gerade niedrig gewesen sein. Nun folgt die Transferphase, in der sich das Raumfahrzeug noch befinden wird, wenn die meisten der SPACE-Leser diese Ausgabe in den Händen halten. Im Februar trifft Tianwen-1 am Mars ein und führt ein Brennmanöver durch, nach dessen hoffentlich erfolgreichem Abschluss es sich auf einem sehr langgezogenen sogenannten „Capture Orbit“ befindet. Dessen Umlaufdauer wird etwa zehn Tage betragen, bei einer Inklination zum Äquator von 11,8 Grad. Aus dieser vorläufigen Umlaufbahn wird sich das Raumfahrzeug nach und nach mit Hilfe mehrerer weiterer Brennmanöver auf seinen Arbeitsorbit begeben, der ein Periaris von 265 Kilometern und ein Apoaris von 12.000 Kilometern aufweisen soll und dabei über die Marspole führt. Frühestens im April, wahrscheinlich aber im Mai, wird sich das Lander/Rover-Modul vom Orbiter trennen und seinen Abstieg durch die Mars-Atmosphäre zur Oberfläche antreten. Zunächst bremst der Lander so stark ab, dass er die obersten Schichten der Mars-Atmosphäre erreichen kann. Sobald er dort angekommen ist, beginnt die aerodynamische Abbremsung mittels des Hitzeschildes. Die Eintrittsgeschwindigkeit in die Marsatmosphäre beträgt dabei 17.300 Kilometer pro Stunde. Innerhalb von 290 Sekunden wird diese Geschwindigkeit auf 1.650 Kilometern pro Stunde reduziert.




Zu diesem Zeitpunkt wird das Fallschirmsystem aktiviert, das die Geschwindigkeit innerhalb von 90 Sekunden auf etwa 350 Kilometer pro Stunde reduziert. In dieser Flugphase trennt sich der Lander auch vom unteren Teil des Hitzeschildes. Danach trennt sich der Lander vom Fallschirm und der oberen Kappe des Schildes und dann beginnt die propulsive Schlussphase der Landung. 80 Sekunden dauert es, bis die Geschwindigkeit vollständig abgebaut ist. Etwa 100 Meter über der Oberfläche steht der Lander zunächst still. In diesem Zeitraum scannt er den Boden unter sich ab, bis er eine ebene und weitgehend steinfreie Fläche gefunden hat. Dieser Prozess kann bis zu 100 Sekunden dauern, so lange reicht der Treibstoff. Danach erfolgt der endgültige Abstieg zur Oberfläche mit einer Geschwindigkeit von 3,6 Metern pro Sekunde. Das Landegebiet liegt in der Utopia Planitia Region, unter dessen Oberfläche ein gigantisches Wasserreservoir in Form von Eis vermutet wird. Die darin gebundene Wassermenge ist so groß wie die des Lake Superior in den USA, einer der größten Süßwasserseen der Erde. Bald nach dem Aufsetzen klappt der Lander zwei Rampen aus, über die der Rover auf die Oberfläche des Mars rollen kann. Der Tianwen-Orbiter stellt das Funkrelay mit der Erde für den Rover dar. Die nominale Missionsdauer ist mit 90 Tagen ausgelegt, doch hoffen die chinesischen Wissenschaftler auf einen wesentlich längeren Einsatz. Vielleicht erinnern sie sich noch: Die beiden US-Marsrover Spirit und Opportunity, die im Januar 2003 auf dem Mars landeten blieben bis zum 25. Mai 2011 und 10. Juni 2018 im Einsatz und auch sie waren jeweils nur für 90 Tage auf dem Mars ausgelegt.

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