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Schiffe für die Raumfahrt

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Die Sache mit den Schiffen in der Raumfahrt begann im Apollo-Programm mit der Entwicklung der Saturn-Trägerraketen. Der Bau dieser gigantischen Träger war nicht nur ein ungeheures technisches Unterfangen, es war auch eine logistische Herausforderung erster Ordnung. Komponenten von über 20.000 Auftragnehmern und Unterauftragnehmern mussten nicht nur rechtzeitig fertig gestellt werden, sondern auch rechtzeitig bei den großen NASA-Centern eintreffen, damit sie dort geprüft und zu größeren Einheiten integriert werden konnten.




Die einzelnen Stufen der Raketen waren bei ihren ausgedehnten Reisen auf Seewegen und Kanälen bis zu 70 Tage unterwegs. Eine andere Transportmöglichkeit als Schiffe gab es für die gewaltigen Teile nicht. Andernfalls hätte man die Produktionsstätten allesamt am Cape konzentrieren müssen. Die Fertigungsanlagen der Saturn-Erststufen fanden ihre Heimat in Michoud, einem östlichen Vorort von New Orleans. Um die Erststufe der Saturn I und ihre zunächst noch auf den Zeichenbrettern stehenden Nachfolger in Serie zu bauen, benötigte man eine riesige Werkshalle. Unbedingt notwendig dafür war eine Anbindung an die nationalen Wasserwege, um die gewaltigen Geräte bewegen zu können. Die monströse Größe des ins Auge gefassten Startvehikels und die Notwendigkeit, dass die Herstellungswerke, Testanlagen und das Startgelände untereinander zugänglich sein mussten, brachten noch einen zusätzlichen limitierenden Faktor ins Spiel: man benötigte nicht „irgendwelche“ Wasserwege, man benötigte Kanäle und Seerouten, die garantiert ganzjährig eisfrei waren. Die logische Wahl für diese Kombination von Faktoren war der Süden der USA, und hier vor allem die Golfküste. Hier gab es ein durchgehend mildes, schnee- und eisfreies Klima und ein gut ausgebautes System von Kanälen mit Zugang zu den Seewegen. Michoud liegt etwa 25 Kilometer östlich des Stadtzentrums von New Orleans. Dort gab es ein wahres Mammut-Gebäude mit einer überdachten Fläche von 170.000 Quadratmetern. Es war Bestandteil eines Komplexes mit 3,5 Quadratkilometern Größe, der sich direkt am Wasser befand. Hier war während des zweiten Weltkriegs zunächst eine Schiffswerft gewesen, danach ein Werk für Frachtflugzeuge und während des Koreakrieges eine Fabrik für Panzermotoren. Der Komplex war hervorragend geeignet, und so wählte ihn Wernher von Braun im September 1961 als Fertigungsstätte für die neuen Großraketen aus. Hier bauten dann die NASA und die Firma Chrysler die ersten Stufen für die Saturn I und die Saturn IB, und Boeing die ersten Stufen der Saturn V. Beeinflusst wurde die Wahl von Michoud auch dadurch, weil man nicht nur Fertigungsstätten, sondern auch – möglichst ganz in der Nähe und natürlich ebenfalls mit dem Schiff erreichbar – Testanlagen von nie zuvor gekannten Dimensionen brauchte. Man wollte ja möglichst nahe an den Fertigungsstätten die Abnahmetests für die produzierten Fluggeräte durchführen. Sicherheits- und Lärmschutzvorschriften erforderten ein ungeheures Areal, welches nicht nur die Teststände aufnehmen konnte, sondern gleichzeitig auch als akustische Pufferzone diente, und die gab es im Grenzgebiet zwischen Mississippi und Louisiana, gut 70 Kilometer vom Werk in Michoud entfernt. Die zweite Stufe der Saturn V, S-II genannt, wurde in Kalifornien von North American gefertigt. Nach der Produktion musste sie mit dem Schiff zur Mississippi Test Facility (MTF) transportiert werden. Das war ein mehrere tausend Kilometer langer Seeweg zunächst nach Mittelamerika, dann durch den Panama-Kanal und schließlich wieder hinauf in den Golf von Mexiko. Der Weg für die S-IC Stufen, die in Michoud hergestellt wurde, war dagegen zunächst nur gut 70 Kilometer lang. Sie wurde mit einer Kanalbarke zur MTF gefahren. Nach den Tests wurden sowohl die S-II als auch die S-IC (und davor schon die S-I und die S-IB der Saturn I-Raketen) wieder auf Barken verladen und ans Cape nach Florida transportiert. Die Logistik für die dritte Stufe der Saturn V, S-IVB genannt, war nicht weniger komplex, obwohl sie um einiges kleiner war. Sie wurde bei Douglas in Los Angeles gebaut. Hier mussten die aber immer noch recht großen Stufen durch den dichten Verkehr von Los Angeles zum Hafen transportiert werden, wo es dann mit Barken zu den Testanlagen von Douglas in der Nähe von Sacramento ging, danach zu den Tests nach Huntsville und schließlich ans Cape.

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