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Keine Schiffe – Massiver Nachteil für das Sowjetische Mondprogramm

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Ein massiver Nachteil für das sowjetische Mondprogramm war das Fehlen solcher Wasserwege. Besonderes Kopfzerbrechen bereitete die Frage des Transportes der N1-Mondrakete. Der Träger war für die Beförderung als komplette Einheit viel zu groß. Das OKB-1 schlug daher vor, die Komponenten in Samara zu produzieren, die N1 dort zusammenzubauen und zu testen um sie danach wieder komplett auseinanderzunehmen und in Einzelteilen nach Baikonur zu transportieren. Dort sollte sie in einem gewaltigen neuen Montagegebäude, ganz in der Nähe der Startanlage, wieder zusammengebaut werden.

Der Plan fand bei den Entscheidungsträgern in der Regierung zunächst wenig Anklang. Sie scheuten die Kosten für ein massives neues Gebäude in Baikonur, das ausschließlich für die N1 vorgesehen war. In den Jahren 1962 und 1963 liefen deshalb eine Reihe von Studien, wie man die Rakete als Ganzes von Samara aus dorthin transportieren konnte. Darunter waren so exotische Vorschläge wie der Bau eines gewaltigen Luftschiffes, das in der Lage war, 250 Tonnen (das Gewicht der leeren Rakete) zu transportieren. Man dachte auch über eine Art riesigen Aero-Katamaran nach, der aus zwei über einen Steg miteinander verbundenen Luftschiffen bestand, welche die Rakete in die Mitte nahmen und dann damit zum Startort flogen. Weniger exotisch, aber nicht weniger teuer, war die Idee des Baus einer 1.300 Kilometer langen Spezialautobahn von der Wolga bis zum Startplatz.

All diese Pläne wurden schließlich wieder aufgegeben, und man kam schweren Herzens wieder auf den ursprünglichen Ansatz des OKB-1 zurück: den Bau einer riesigen Fertigungshalle am Startplatz. Die dort angelieferten Einzelteile durften dabei lediglich so groß sein, dass man sie auf dem Schienenweg dorthin transportieren konnte. Das stellte sich vor allem bei den Tanks als problematisch heraus. Diese Komponenten wurden (und werden) traditionell schon aus Dichtigkeitsgründen stets als monolithische Strukturen gefertigt. Doch hier ging das nicht. So blieb nichts anderes übrig, als in Samara lediglich die blütenblattfömigen Einzelsegmente zu fertigen, die erst in der Endmontagehalle in Baikonur zusammengeschweißt werden konnten. Dieser komplexe Vorgang des Bauens, des Demontierens, des Transportes in hunderten von Waggons, das Rütteln und Schütteln während der eineinhalbtausend Kilometer langen Fahrt und dem erneuten Zusammenbau barg alleine schon eine Unzahl möglicher Fehlerquellen in sich. So hat sich die Sache mit den Schiffen – von Ausnahmen abgesehen – durchgesetzt. Fast alle Raumfahrtnationen, die große oder sehr große Raketen bauen, nutzen sie. Und nicht länger nur als reines Transportmittel, sondern zunehmend auch als Start- und Landeplattformen. Sehen wir uns die Schiffsflotten der großen Raumfahrtinstitutionen und -unternehmen jetzt einmal an. Die nachfolgende Schilderung erhebt dabei keinen Anspruch auf Vollständigkeit, denn neben den genannten Schiffen werden gerade bei Barken oder den SpaceX-Droneships auch immer wieder kurzzeitig gemietete Schlepper mit eingesetzt.



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