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Raumfahrzeug und Testflüge

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Die Bezeichnung „Gangayaan“ bedeutet in Sanskrit so viel wie „Himmelsfahrzeug“. Entwickelt und hergestellt wird es von Hindustan Aeronautics Limited. Betreiben wird es der Auftraggeber, die Indian Space Research Organisation (ISRO). Das Raumschiff ist für eine zwei- bis dreiköpfige Besatzung ausgelegt. Es besteht aus zwei Komponenten: dem etwa 3,6 Tonnen schweren Crew-Modul und dem etwa drei Tonnen schweren Service-Modul. Zusammen werden sie als „Orbitalmodul“ bezeichnet. Das Raumfahrzeug wiegt damit etwa 600 Kilogramm weniger als ein bemanntes Sojus-Raumschiff, 1,5 Tonnen weniger als eine Shenzhou oder vier Tonnen weniger als ein Crew Dragon. Alles in allem ist Gangayaan also sehr leicht, wobei bedacht werden muss, dass für diese vorläufige bemannte Ausführung einiges an Ausrüstung noch fehlt, die erst später gebraucht wird, wie zum Beispiel ein Rendezvous- und Dockingsystem. Das Service-Modul verfügt über zwei flüssigkeitsbetriebene Haupttriebwerke. Für die Sicherheit der Astronauten wird das Orbital Vehicle mit einem Startrettungssystem ausgerüstet, das bereits vor dem Start „scharf“ geschaltet wird und die Flugphasen bis zum Beginn des Betriebs der zweiten Stufe abdeckt. Bereits im Frühjahr 2009 wurde ein Mock-Up in Originalgröße der Gangayaan-Kapsel an das Satish Dhawan Raumfahrtzentrum für das Training der Astronauten geliefert. Am 13. Februar 2014 übergab die Hindustan Aeronautics Limited den ersten Boilerplate-Prototypen an die ISRO für die Durchführung des Experimentes mit der Bezeichnung CARE (für: Crew Module Atmospheric Re-entry Experiment). Eine „Boilerplate“ ist ein Dummy, ein nur teilweise funktionsfähiges Vehikel, das aber dem originalen Raumfahrzeug genau nachgebildet ist. Es wird für die Test von Komponenten, Subsystemen und Systemen eingesetzt Bei der ISRO wurde diese Kapsel mit verschiedenen Systemen ausgerüstet, wie etwa dem Lebenserhaltungssystem und dem Navigations- und Flugführungssystem, und dann für den Versuch vorbereitet. Dieser erste Flugtest mit einer originalgroßen Kapsel fand am 18. Dezember 2014 statt. Die Mission war gleichzeitig der erste Testeinsatz der GSLV Mark III-Rakete. Der Start erfolgte um 9:30 Uhr Ortszeit an der Rampe 2 des Sathish Dhawan-Weltraumbahnhofs. Dabei wurde die Boilerplate-Kapsel auf eine suborbitale Flugbahn geschickt, die bis in 180 Kilometer Höhe führte. In einer Flughöhe von 126 Kilometern trennte sich die Kapsel von der Rakete, flog die geplante Parabel ab und landete etwa 25 Minuten später im Golf von Bengalen in der Nähe der Nikobaren. Der Test wurde als extrem erfolgreich bezeichnet. Alle Subsysteme funktionierten gut, ebenso das Fallschirmsystem und der Hitzeschild, der bei diesem Flug bis zu einer Temperatur von 1.600 Grad Celsius belastet wurde. Für die Tests des Startrettungssystems, ein klassischer Fluchtturm wie ihn auch die Mercury-, Apollo- und Sojus-Raumfahrzeuge verwendeten (und in letzterem Fall immer noch verwenden), sind zwei Versuche vorgesehen. Der erste fand am 5. Juli 2018 statt. Dabei wurde ein sogenannter Pad Abort simuliert, also ein Rettungsfall bei dem die Trägerrakete entweder noch auf der Startrampe steht oder erst eine geringe Flughöhe erreicht hat. Es wird auch noch einen sogenannten Inflight Abort-Test geben, also einen simulierten Flugabbruch in größerer Höhe und bei höheren Geschwindigkeiten. Dessen Datum stand aber bei Redaktionsschluss noch nicht fest.

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