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Die Mission

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Vor dem ersten bemannten Orbitalflug werden zwei unbemannte Testflüge stattfinden. Die erste Testmission war eigentlich für Dezember 2020 geplant. Dies dürfte nun aber durch die Corona-Epidemie wahrscheinlich eine Verzögerung von sechs bis acht Monaten erfahren. Ein zweiter orbitaler Testflug sollte sechs Monate darauf stattfinden.


Bei beiden Missionen soll eine instrumentierte Testpuppe den Platz eines Astronauten einnehmen. Diese Puppe ist beinlos, weiblich und mit einem Kommunikationssystem ausgerüstet. Sie kann einige grundlegende Funktionen an Bord des Raumfahrzeugs wahrnehmen. Der Name dieser Puppe, oder wie es die ISRO lieber hört des „Androiden“, ist Vyommitra.

Sechs Monate nach dem zweiten unbemannten Testflug soll der erste bemannte Einsatz erfolgen. Den bezeichnet die ISRO im Übrigen ebenfalls als „Testmission“. Spätestens im August 2022, wenn Indien den 75. Jahrestag seiner Unabhängigkeit feiert, sollte Gangayaan etwa eine Woche lang in den Orbit starten. Noch ist nicht klar, ob zwei Astronauten fliegen werden, oder nur einer. Das Raumfahrzeug ist aber im normalen Einsatzbetrieb für drei Besatzungsmitglieder ausgelegt. Es wird im Übrigen auf jeden Fall eine rein männliche Crew sein, denn in Russland trainieren derzeit ausschließlich (insgesamt sechs) Männer. Die Trägerrakete wird das Raumschiff in eine Erdumlaufbahn mit einer Höhe von 300-400 Kilometer bringen. Beim Flugprofil einer GSLV Mark III, mit dem relativ schubschwachen aber sehr effizienten Wasserstoff-Sauerstoff-Triebwerk der zweiten Stufe dauert das etwa 16 Minuten. ISRO will bei diesem Flug vier biologische Experimente und zwei Mikrogravitationsexperimente durchführen. Die Mission ist auf eine Dauer von fünf bis sieben Tagen ausgelegt. Vor der Landung und nach der Zündung eines der beiden Haupttriebwerke für das Retromanöver wird die Gerätesektion abgeworfen. Die Landung soll im Arabischen Meer vor der Provinz Gujarat erfolgen. Eine Reserve-Landezone liegt im Golf von Bengalen. Das Crew- Modul ist mit zwei Hauptfallschirmen ausgerüstet, kann aber auch mit nur einem einzelnen Schirm sicher landen. Die Fallschirme reduzieren die Geschwindigkeit von etwa 780 Kilometer pro Stunde, ausgehend von der „Terminal Velocity“ (also der Fallgeschwindigkeit der Kapsel unter Berücksichtigung der atmosphärischen Bremsung) auf unter 40 Kilometer pro Stunde beim Auftreffen auf das Wasser.

Wie geht es nach diesem ersten Orbitaleinsatz weiter? Die Pläne dafür liegen bereits auf dem Tisch. Gangayaan muss dafür in der nächsten Phase des bemannten indischen Raumfahrtprogramms mit der Fähigkeit für die Durchführung von Rendezvous- und Docking-Manövern ausgestattet werden. Auch ein Ziel für Indiens Raumschiff ist bereits in Vorbereitung. Bei einer Pressekonferenz anlässlich der Chandrayaan 2-Mondmission am 13. Juni 2019 gab der ISRO-Vorsitzende Dr. Kailasavadivoo Sivan bekannt, dass Indien den Bau einer nationalen Weltraumbasis ins Auge fasse. Diese aus zwei Modulen bestehende Kleinraumstation könnte bereits im Zeitraum 2025-2027 realisiert werden. Wir haben es eingangs bemerkt: Indien verfolgt konsequent den Weg zur Autonomie im Weltraum. Der Aufstieg zu den ganz großen Weltraumnationen ist fest in der indischen Raumfahrt-Agenda fixiert.

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