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Motivationen

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Cristiane ist eine schöne und temperamentvolle und im wahrsten Sinne des Wortes rassige Brasilianerin und lebt seit vier Jahren in Deutschland. Sie ist mit einem Deutschen verheiratet, den sie bei einem Arbeitseinsatz in Brasilien kennenlernte. Ihre Muttersprache ist Portugiesisch. Motiviert durch ihre Beziehung zu ihrem späteren Mann, eignete sie sich schnell einen großen Wortschatz der deutschen Sprache an. Seit August 2010 besucht sie die Vorbereitungsklasse mit berufsbildenden Aspekten am Berufsschulzentrum in Freiberg, in der jugendliche Migranten die deutsche Sprache lernen bzw. vervollkommnen. Da sie sehr mitteilungsbedürftig ist, erzählte sie mir viel aus ihrem Leben in Brasilien. Wir fanden schnell einen Draht zueinander und eines Tages machte ich die Bemerkung, dass sie über ihre Erlebnisse doch ein Buch schreiben könnte. Mit der Entgegnung, dass ich das auch könnte, da ich ja so viele Ausländer kenne und gute Beziehungen zu ihnen habe, gab sie mir den letzten Anstoß, dieses Buch zu schreiben, was ich schon längst als Vorhaben in meinem Hinterkopf hatte.

Meine zusätzliche Motivation war Ihr Buch „Deutschland schafft sich ab“, Herr Sarrazin, das ich gerade lese. Dieses habe ich mir von meinem Mann zum Geburtstag schenken lassen, das heißt, eigentlich schenkte er mir die Autobiografie von Angelina Jolie, aber die interessierte mich weniger als die Problematik, um die es in Ihrem Buch geht. Deshalb habe ich es kurzerhand umgetauscht. Ein anderes Buch, das ich gleichzeitig lese, hat den Titel „Entweder Broder“ und ist eine Deutschland-Safari mit Henryk M. Broder, einem polnischen Juden, und Hamed Khaled-Samad, einem ägyptischen Moslem, die beide in Deutschland vollkommen integriert sind. Angeregt wurde ich dazu durch eine Fernsehsendung in der ARD, die mich neugierig auf die beiden Männer machte und über die ich mehr wissen wollte. Ich verbinde in dem vorliegenden Buch meine Erlebnisse und Erfahrungen mit Migranten in meiner langjährigen Tätigkeit als Lehrerin mit autobiografischen Fakten und Antworten auf Ihr Buch, Herr Sarrazin. An verschiedenen Stellen stelle ich Fragen an Sie und kommentiere Meinungen über Sie und Ihr Buch. Dabei gehe ich auf einzelne Textabschnitte ein, ergänze Meinungen von mehr oder weniger bekannten Personen und reflektiere aktuelle und geschichtliche Ereignisse.

Herr Sarrazin, auf Ihrer Homepage (vom 23.08.2010) kündigen Sie die Veröffentlichung Ihres Buches mit folgenden Worten an: „Trotz meiner extrem harten Arbeit bei der Deutschen Bundesbank geht unser deutsches Vaterland für mich immer vor. Deshalb habe ich nebenher ein Meisterwerk analytischer Probleme geschaffen. […] Anständige Deutsche sollten dieses Buch kaufen.“ Man kann nur hoffen, dass Ihre extrem harte Arbeit bei der Deutschen Bundesbank trotzdem einen Einfluss auf die positive Entwicklung unseres (wen Sie auch immer zu den Unsrigen zählen) Landes hatte. Es bleibt abzuwarten, ob unsere Nachkommen Ihr von Ihnen als Meisterwerk bezeichnetes Buch auch als solches einschätzen. Ihr Rat an die anständigen Deutschen, das Buch zu kaufen und nicht einfach nur zu lesen, ist ja von sehr vielen erhört worden. Anständig waren sie zumindest in Bezug auf die Mithilfe bei Erhöhung der Verkaufszahlen. Ob es alles Anständige waren im Sinne dieser Charaktereigenschaft ist zu bezweifeln. Meine Frage an Sie ist, was verstehen Sie eigentlich unter einem anständigen Deutschen? Ich meine, was für den einen anständig ist, muss es für den anderen noch lange nicht sein, oder? Sie schätzen sich ja offensichtlich als anständig ein und ich darf mich auch dazu zählen, denn ich habe Ihr Buch gekauft und sogar gelesen! Da das Gegenteil von anständig unanständig ist, müssen sich wohl diejenigen, die Ihr Buch noch nicht gekauft haben, wirklich schämen! Aber vielleicht hatten sie einfach nicht das Geld dazu oder geben es nur für Trivialliteratur aus. Auf jeden Fall habe ich Ihr Buch in meiner „anständigen“ Familie zum Lesen ausgeliehen.

Meine Antwort auf Ihr Buch, Herr Sarrazin

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