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Familienbande

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Cristiane ist die Einzige aus ihrer Familie, die in Deutschland lebt. Doch trotz der großen räumlichen und zeitlichen Entfernung zwischen ihr, ihren zwei Schwestern und ihren Eltern ist für sie ihre Familie sehr wichtig, was sie immer wieder zum Ausdruck bringt. In meiner eigenen Familie sieht es anders aus. So äußerte eine Verwandte bei einer Familienfeier, bei der auch ihre Schwiegereltern anwesend waren: „Freunde kann man sich aussuchen, die Familie nicht.“ Seitdem, es ist ungefähr zehn Jahre her, haben ihre Schwiegereltern kein Wort mehr mit ihr und ihrem Mann gewechselt und sich nie mehr gesehen. Mein Bruder, der für eine Versicherung arbeitet, hat seit vier Jahren keinen Kontakt mehr zu mir und meinen zwei Schwestern, weil er von der Familie eine Auszeit wollte.

Den Grund dafür habe ich damals nicht erfahren. Erst bei einem Gespräch mit meinem Bruder, das ich vor ungefähr zwei Jahren mit ihm suchte, schilderte er mir seine Motive. So erzählte er mir, dass er für ein Versicherungsangebot für das Auto seiner Nichte viel Zeit investiert hat, sie dann den Vertrag jedoch nicht abschloss. Außerdem wären ihm die Zusammentreffen der Familie zu häufig. Das klingt sicher für Außenstehende ziemlich lächerlich und ist auch für mich nicht nachvollziehbar.

Ich will weitere Einzelheiten gar nicht genau ausführen, aber hier bewahrheitet es sich, dass man mit der Familie lieber keine Geschäfte machen sollte. Ich muss dazu sagen, dass mein Bruder meiner Meinung nach zu den „Reichen an Geld“ der Gesellschaft gehört. Das hat mit seiner Cleverness zu tun, die er bei der Ausübung seinen Jobs bei einer Versicherung anwendet. Aber Reichtum beschränkt sich ja bekannterweise nicht nur auf Geld, sondern auch auf menschliche Eigenschaften wie Toleranz, Großzügigkeit und Herzlichkeit.

Trotz meiner Bemühungen um eine Kontaktaufnahme zu meinem Bruder habe ich keine Beziehungen mehr zu ihm und seiner Familie. Das ist zwar schade und tut weh, aber ich habe dieses Kapitel in meinem Leben jetzt abgehakt.

Ich habe gerade ein Lied von Udo Jürgens gehört, das er zu Ehren von Udo Lattek sang und die Liedzeile hatte: „Was du bekommst, ist immer das, was du gegeben hast.“ Ich finde, das ist eine große Wahrheit, nach der man leben sollte. Übrigens, Herr Sarrazin, mein Bruder muss einige Gemeinsamkeiten mit Ihnen in Bezug auf sein Verhältnis zu Zahlen haben, das ja bei der Arbeit bei einer Versicherung bzw. im Bundesamt der Finanzen oder als Vorstandsmitglied der Deutschen Bundesbank von großer Bedeutung ist.

„Seit man begonnen hat, die einfachsten Behauptungen zu beweisen, erwiesen sich viele von ihnen als falsch.“

(Bertrand Russell)

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