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1.2.2 Wissensgewinnung und Wissensvermittlung über die Sprache

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Der Zusatz von Peter Dinzelbacher (1993: XXIV) – „Mentalität manifestiert sich in Handlungen“ – ist hier für die Verbindung von Theorie und Methode von zentraler Bedeutung: Die Handlungen, an denen sich das Mentalitätenwissen einer Zeit abzeichnet, können über die Sprache, mit der sie vollzogen wurden, wiederhergestellt werden und lassen sich folglich auf diese Weise untersuchen. Es ist die Sprache, über die Wissen wieder- und weitergegeben wird, sich Wissen manifestiert und konstituiert, in Texten oder Gesprächen materialisiert und damit greifbar und analysierbar wird.

Empirische Sozialwissenschaft muss sich für Texte interessieren, weil ihr Gegenstand ihr in Texten gegenüber tritt und weil sie die Aussagen über ihren Gegenstand an nichts anderem als an Texten überprüfen kann (Wernet 2009: 11).

So wird in Anlehnung an Viehöver/Keller/Schneider (2013: 9), Felder/Müller (2009: 5) und Felder (2009: 21–77) die Sprachlichkeit der Wissenskonstituierung betont: Wissen entsteht über Kommunikation, Wissen wird verwahrt über Kommunikation und Wissen verändert sich über Kommunikation. Mit den genannten Autoren wird auch die Gesellschaftlichkeit der Sprache unterstrichen: Sprache kann nicht unabhängig von gesellschaftlichen Erfahrungen existieren. Sie wird im sozialen Kontext praktiziert und verändert sich in diesem Kontext. Deshalb eignet sich die zunächst abstrakt erscheinende Einheit ‚Diskurs’, um „das Netz aller in einer Gesellschaft möglichen Aussagen zu einem bestimmten Thema […] einschließlich der gesellschaftlichen Perspektiven, Normen, Interessen und Machtverhältnisse“ auf einer vierten Ebene1 zu erfassen (vgl. Linke/Nussbaumer/Portmann 2004: 290). Die Rekonstruktion eines Diskurses erlaubt es, eine Vielzahl an sprachlichen Handlungen – die den Untersuchungsgegenstand der vorliegenden Arbeit mit dem entsprechenden Titel ‚Deutsch in Luxemburg’ bilden – zu erfassen und dabei kollektives Sprachwissen und Sprachhandeln zu untersuchen. Warnke/Spitzmüller (2008: 42) führten aus, dass es

[d]as Ziel vieler diskursanalytischer Arbeiten ist […], Ideologien oder Mentalitäten freizulegen. Ob eher das eine oder das andere im Mittelpunkt steht, hängt unter anderem auch von der fachgeschichtlichen Tradition ab, in der die jeweiligen Analysen stehen. Im Umkreis der germanistischen Diskursgeschichte bzw. Diskurssemantik ist eher das aus der französischen (Annales-)Historiographie stammende Konzept der Mentalität wichtig geworden, in der angelsächsischen Diskurslinguistik sowie in der Kritischen Diskursanalyse eher das Konzept der Ideologie, das dort stark von der linguistischen Anthropologie geprägt wurde.

Öffentliche sprachliche Manifestierungen sind zugleich Praxis (Produzent/Produktion) und Arrangement (Abbildung und Ordnung) dieses Wissensbestandes.2 Die Sprache informiert über das Wissen (im vorliegenden Fall über Sprachwissen) und sie ist zugleich am Erschaffen neuen Wissens beteiligt bzw. motiviert zu einem bestimmten Verhalten (hier zu einem bestimmten Sprachhandeln). So werden über sprachliche Manifestierungen (Gesprächsauszüge, Texte, etc.) die Bedeutungen und Bewertungen, die in der luxemburgischen Gesellschaft zu einer bestimmten Zeit einer oder mehreren Sprachen beigemessen werden, zugänglich.

Deutsch in Luxemburg

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