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EIN HINWEIS AUF DIE EXISTENZ EINER BILDERSCHRIFT IN GRIECHISCHEN LANDEN

DER PALAST VON KNOSSOS (UM 1700 V. CHR.)

IM KONTEXT

FOKUS Minoisches Kreta

FRÜHER

um 7000 v. Chr. Kreta wird erstmals besiedelt

um 3500 v. Chr. Beginn der Bronzezeit in Kreta

SPÄTER

um 1640 v. Chr. Ein Vulkanausbruch verwüstet die minoischen Kolonien und die Küste

um 1500 v. Chr. Stärkere Hierarchisierung der minoischen Kultur; Übertragung örtlicher Verwaltung an große Villen

um 1450 v. Chr. Die Mykener erobern Kreta

um 1100 v. Chr. Seevölker terrorisieren den Mittelmeerraum und führen zum Niedergang der minoischen Kultur

1900 n. Chr. Arthur Evans beginnt Ausgrabungen auf Knossos

1908 Der italienische Archäologe Luigi Pernier entdeckt den Diskos von Phaistos

Ende des 19. Jh. wurden dem britischen Historiker Arthur Evans in Athen antike Tonsiegel zum Kauf angeboten. Sie stammten von der noch wenig erforschten Mittelmeerinsel Kreta, und für Evans boten sie einen faszinierenden Hinweis auf die Existenz des ersten Schriftsystems in Europa.

Evans folgte den Siegeln nach Kreta und entdeckte bei Ausgrabungen bei Knossos im Norden der Insel eine riesige Palastanlage. In der Bilderwelt des Palastes stand ein Stierkult im Mittelpunkt; es gab auch Fresken, die den Sprung über einen Stier zeigten. Evans nannte die Kultur »minoisch«, nach dem kretischen König Minos, der den griechischen Sagen zufolge ein Labyrinth für den Minotaurus – ein furchterregendes Wesen halb Mensch, halb Stier – erbauen ließ. Dabei entdeckte Evans, dass die Minoer tatsächlich die Frühform eines Alphabets erfunden hatten, das er Linearschrift A nannte.


Die Palastzeit

Die Minoer waren ein Volk unbekannten Ursprungs (möglicherweise aus Anatolien), die in der Jungsteinzeit etwa 7000 v. Chr. auf Kreta siedelten. Sie betrieben Ackerbau, hüteten Schafe und hatten Kultstätten in Höhlen, auf Berggipfeln und an Quellen. Um 2400 v. Chr. begannen sie jedoch, größere Palastanlagen zu bauen. Bis 1900 v. Chr. waren in der sog. Palastzeit der minoischen Kultur in Knossos, Phaistos, Malia und Chania Paläste in weitgehend ähnlicher Form errichtet worden, wobei der in Knossos der größte war. Er wurde um 1700 v. Chr. zerstört, womöglich durch einen Brand oder eine Flutwelle, wurde aber bald darauf an gleicher Stelle wiederaufgebaut. Zu seiner Glanzzeit um 1500 v. Chr. bedeckten der Palast von Knossos und die ihn umgebende Stadt eine Fläche von 75 Hektar und hatten eine Bevölkerung von bis zu 12 000 Menschen. Die minoischen Paläste besaßen alle große, von Gebäuden mit vielen Kammern umgebene Zentralhöfe und waren mit Fresken von Pflanzen und Tieren reich geschmückt. In weitläufigen Lagerräumen sammelten die Herrscher – die vielleicht Priesterkönige oder -königinnen waren – große Warenmengen zur Weiterverteilung. Die minoischen Herrscher kontrollierten auch den Handel mit anderen Bronzezeitkulturen im Mittelmeerraum, wie Byblos in Phönizien (heute Libanon), Ugarit in Syrien, dem pharaonischen Ägypten und Siedlungen der griechischen Mykener auf den Kykladen und darüber hinaus.

Linearschrift A

Die Minoer erfanden eine eigene Schrift, vermutlich zunächst zum Zweck der Verwaltung und Buchführung. Sie entwickelte sich von einer hieroglyphischen Bilderschrift zur Linearschrift A, einer Silbenschrift, in der Zeichen Silben (statt wie bei Alphabeten einzelne Laute) darstellten. Die minoische Sprache der Linearschrift A konnte bis heute nicht entziffert werden, aber um 1450 v. Chr. wurden die Minoer von den Mykenern vom griechischen Festland erobert. Diese wandelten die minoische Schrift in Linearschrift B um und schrieben damit archaisches Griechisch.

Kurz nach der mykenischen Eroberung Kretas brach die minoische Kultur vollends zusammen, außer die minoische Schrift, die dem heutigen lateinischen Alphabet zugrunde liegt.


Dieses Stiersprungfresko im Palast von Knossos, Kreta ist das am vollständigsten restaurierte von mehreren Wandbildern mit Stierkämpfen, die damals ein häufiges künstlerisches Motiv waren

Der Diskos von Phaistos


Der Diskos von Phaistos ist eine etwa 15 cm große Scheibe aus gebranntem Ton, die 1908 im minoischen Palast von Phaistos im Süden Kretas gefunden wurde und mit einer unbekannten Schrift bedruckt ist. Man hat den Diskos auf 1700 v. Chr. datiert, doch er wurde mittels Blockdruck hergestellt, welcher nach allgemeiner Auffassung erst etwa 2000 Jahre später in China erfunden wurde, und ist damit eines der großen Rätsel der Archäologie. Die Zeichen, von denen viele Alltagsgegenstände darstellen, sind spiralförmig angeordnet und durch senkrechte Linien geteilt. Einige Historiker ziehen Parallelen zwischen bestimmten kretischen Hieroglyphen und der Linearschrift A und halten die Schrift auf der Scheibe für eine Ausarbeitung einer bestehenden minoischen Schrift. Es gibt viele Theorien zur Bedeutung des Diskos – manche sehen in der Inschrift eine Hymne an eine Göttin, andere eine Geschichte, einen Kalender oder ein Spiel, andere halten ihn für eine geschickte Fälschung.

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