Читать книгу Big Ideas. Das Geschichts-Buch - Филип Уилкинсон - Страница 30
ОглавлениеIN DIESEM ZEICHEN WIRST DU SIEGEN
SCHLACHT AN MILVISCHER BRÜCKE (312 N. CHR.)
IM KONTEXT
FOKUS
Die Ausbreitung des Christentums
FRÜHER
33 n. Chr. Kreuzigung Jesu
46–57 Missionsreisen des hl. Apostels Paulus
64–68 Nach Großbrand in Rom tötet Kaiser Nero Hunderte Christen als Sündenböcke; Martyrium der Hl. Peter und Paul
284–305 Diocletian und Galerius unterdrücken das Christentum im ganzen Reich
SPÄTER
325 Das erste Konzil von Nicäa legt die orthodoxe christliche Lehre fest
um 340 Wulfila, der »Moses der Goten«, beginnt mit Bekehrung der germanischen Stämme zum arianischen Christentum
380 Christentum wird Staatsreligion des Römischen Reichs
391 Heidnische Kulte werden im Römischen Reich verboten
Der Übertritt Konstantins I. zum Christentum nach seinem Sieg an der Milvischen Brücke stärkte die neue Religion: Sie gewann rasch an Anhängern und verdrängte die heidnischen Kulte
Im Oktober 312 n. Chr. lagerte Kaiser Konstantin I. an der Milvischen Brücke bei Rom in Erwartung einer Schlacht gegen Maxentius, seinen Rivalen, um die Kontrolle des westlichen Römischen Reichs. Einer Quelle nach hatte Konstantin in den Tagen vor der Schlacht die Vision eines leuchtenden Kreuzes am Himmel mit der Inschrift in hoc signo vinces (»in diesem Zeichen wirst du siegen«). Die Überzeugung, der Gott der Christen sei auf seiner Seite, wurde bestätigt, als seine Armee Maxentius’ Truppen besiegte. Konstantin scheint eine theologische Legitimierung seines Strebens nach Alleinherrschaft gesucht zu haben, und ein monotheistisches höchstes Wesen erschien ihm in dieser Hinsicht wohl als passendes himmlisches Spiegelbild seiner irdischen Stellung.
Trotz der Legende von seiner göttlichen Vision scheint Konstantins Übertritt zum Christentum schrittweise und nicht plötzlich erfolgt zu sein – getauft wurde er erst Jahre später auf dem Sterbebett. Bald nach seinem Sieg an der Milvischen Brücke begann er jedoch, das Christentum zu legalisieren und dann zu begünstigen; 313 n. Chr. gewährte das Mailänder Edikt den Christen im Reich die Religionsfreiheit.
Ein Reich mit vielen Religionen
Nach dem Tod Christi blieb die auf seinen Lehren gründende Religion im Römischen Reich fast 300 Jahre lang eine kleine Sekte, die neben vielen anderen mono- und polytheistischen Religionen praktiziert wurde. Das Christentum war der Reichsobrigkeit jedoch aufgrund bestimmter Elemente, etwa seinem Gleichheitsgedanken, suspekt, und Christen wurden zeitweise verfolgt.
In der gesamten antiken Welt führten damals Änderungen der sozialen, politischen und wirtschaftlichen Bedingungen zu einem kulturellen und religiösen Wandel; das Christentum war nur eine von mehreren monotheistischen Religionen, die im Römischen Reich an Beliebtheit gewannen, darunter der ihm in vielen Dingen ähnliche persische Mithraskult.
Der Aufstieg des Christentums
324 wurde Konstantin nach der Ausschaltung des Kaisers im Osten zum Alleinherrscher über das Römische Reich. Er versuchte, das Christentum in diesem vielfältigen und aufsässigen Reich als einigende Kraft zu nutzen. Um das Regieren der immer dominanteren östlichen Hälfte zu erleichtern, gründete er die neue Stadt Konstantinopel (heute Istanbul), die er christlich und heidnisch weihen ließ, wo aber nur christliche Kirchen gebaut werden durften. Obwohl der Übertritt aller römischen Bürger zum Christentum lange dauern würde, strömte während Konstantins Herrschaft die Oberschicht in der Hoffnung auf politischen Aufstieg und die Gunst des Kaisers in die Kirche, und der Kaiser ließ im ganzen Reich Basiliken bauen.
Das Christentum war damals jedoch keine einheitliche Religion, und es bildeten sich Spaltungen (Schismen). 325 berief Konstantin das Konzil von Nicäa – das erste umfassende Konzil der christlichen Kirche – hauptsächlich zur Beilegung des arianischen Schismas, eines theologischen Streits über die Göttlichkeit Jesu.
Rom wird christianisiert
Mitte des 4. Jh. versuchte Kaiser Julian, den alten heidnischen Kult wiederzubeleben, aber es war zu spät: Zumindest im Osten waren die Christen mittlerweile in der Mehrheit. Der Glaube war immer enger mit dem Reich verbunden, denn der Römische Staat formte die Kirche zu einem Instrument der sozialen und politischen Kontrolle, der Einheit und Stabilität.
Unter Kaiser Theodosius I. (reg. 379–395) wurden heidnische Tempel und Kulte abgeschafft, die Häresie verboten und das Christentum zur römischen Staatsreligion erhoben. Schließlich wurde es auch die Religion der barbarischen Nachfolgestaaten im Weströmischen Reich sowie des Byzantinischen Reichs im Osten. Im Lauf der Jahrhunderte entwickelten sich die westliche (katholische) und östliche (orthodoxe) Kirche in Lehre und Organisation auseinander, aber das Christentum blieb bestehen.