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DIE WELT DES MITTELALTERS

500 –1492

536

Die Armee des Oströmischen Reichs unter Belisar erobert Rom zurück und vertreibt die Ostgoten

762

Mit Gründung Bagdads durch den Abassidenkalifen al-Mansur beginnt die Blütezeit des Islam. Die Stadt ist ein Zentrum muslimischer Gelehrsamkeit

800

Der fränkische König Karl der Große wird in Rom zum Kaiser gekrönt. Als weltlicher Führer der Christenheit vereinigt er einen Großteil Westeuropas

1120

In Kambodscha beginnen die Arbeiten am riesigen Hindutempel Angkor Wat, der der größte religiöse Bau der Welt wird

UM 610

Mohammed verkündet, er habe eine göttliche Offenbarung erhalten, und gründet den Islam. Innerhalb von 20 Jahren dominiert die Religion die Arabische Halbinsel

793

Wikingerkrieger überfallen brutal ein Kloster auf der heiligen Insel Lindisfarne in Nordengland – der erste von vielen Wikingerüberfällen

1099

Christliche Ritter erobern Jerusalem von den Muslimen und gründen Kreuzfahrerstaaten in Palästina und Syrien

1192

Minamoto Yoritomo wird Shogun und begründet eine Abfolge von Militärherrschern, die Japan für die nächsten 650 Jahre regieren

1215

König Johann von England unterzeichnet die Magna Charta, die besagt, dass alle Individuen, auch der König, den geltenden Gesetzen unterliegen

1324

Mansa Musa, der reiche Herrscher von Mali, begibt sich auf einen viel beachteten Hadsch nach Mekka, und der Islam verbreitet sich in Westafrika

1347

Die vermutlich aus Asien stammende Beulenpest erreicht Europa. Innerhalb von zwei Jahren tötet sie über ein Drittel der europäischen Bevölkerung

1443

Zur Förderung der Schriftkundigkeit führt der koreanische König Sejong ein neues, einfacheres Alphabet für die koreanische Sprache ein

1275

Der Venezianer Marco Polo erreicht den Hof des Kublai Khan; der Mongolenherrscher erobert vier Jahre später Südchina

1325

Die Azteken gründen ihre Hauptstadt Tenochtitlan in Zentralmexiko. Die Inkas errichten eine Hochkultur in Peru

1368

Hongwu wird nach dem Sieg über die Yuan-Dynastie zum ersten Kaiser der Ming-Dynastie ernannt. Es folgen fast 300 Jahre des Wohlstands und der Stabilität

1492

Ferdinand und Isabella von Spanien erobern Granada und beenden so 800 Jahre muslimischer Herrschaft auf Iberischer Halbinsel

Historiker nennen die Epoche von 500 bis 1500 das »Mittelalter«, da sie zwischen der Antike und der Neuzeit liegt. In Wirklichkeit gab es jedoch nie einen klaren Bruch mit der antiken Welt. Im östlichen Mittelmeerraum bestand das Römische Reich nach dem Niedergang Roms als Byzantinisches Reich noch fast 1000 Jahre weiter. Die alte Tradition eines geeinten, von einem Kaiser regierten Chinas wurde im 6. Jh. wiederbelebt und dauerte – mit einigen Unterbrechungen – bis zur Ming-Dynastie an. Sogar in Westeuropa, wo der Zusammenbruch nach dem Untergang des Römischen Reichs am deutlichsten war, überlebte die christliche Religion in Rom als wichtigstes Kennzeichen für die Unterscheidung zwischen »zivilisierten« und »barbarischen« Völkern.

Der Aufstieg des Islam

Die Gründung des Islam im 7. Jh. war ein umwälzendes Ereignis, und die davon inspirierten arabischen Armeen veränderten die politische Landschaft: Der muslimische Herrschaftsbereich erstreckte sich bald von Spanien bis Zentralasien. Christentum und Islam prägten diese Epoche.

Obwohl kein geeintes Kalifat aufrechterhalten werden konnte, sorgte der Islam für kulturelle Kontinuität, selbst als die Macht sich von den Arabern zu anderen Völkern wie den Türken verlagerte. Die großen Städte der muslimischen Welt übertrafen die der Christenheit an Größe und Entwicklungsstand; muslimische Gelehrte bewahrten das Wissen der alten Griechen und bauten darauf auf. Während des ganzen Mittelalters blieb die islamische Kultur dynamisch und expansiv.

Das Schicksal Westeuropas

Westeuropa verlor im Vergleich zur Römerzeit drastisch an Entwicklungsniveau. Kriegerkönige herrschten über dünn besiedelte Gebiete mit Subsistenzlandwirtschaft, und die Region wurde bis ins 10. Jh. immer wieder Ziel von Einfällen, etwa der Wikinger und Magyaren.

Die Sehnsucht nach dem alten Rom führte 800 zur Kaiserkrönung Karls des Großen, aber das von ihm beanspruchte Römische Reich konnte Westeuropa politisch nicht einen. In Abwesenheit starker zentralisierter Staaten wurde die Gesellschaft von Feudalbeziehungen zusammengehalten. Ab dem 11. Jh. ereignete sich in Westeuropa ein Aufschwung von Kultur, Handel und städtischem Leben. Die »mittelalterliche Warmzeit« (950–1250), während der Europa überdurchschnittliche Temperaturen erlebte, verbesserte die Ernten. Große Kathedralen und Burgen wurden gebaut. Als die christlichen Kreuzfahrer sich bis nach Jerusalem vorkämpften, fanden viele Fortschritte in Medizin, Philosophie, Astronomie und Geografie in der arabischen Welt statt.

Wachstum und Rückgang

Man nimmt an, dass die Weltbevölkerung bis zum 13. Jh. auf rund 400 Mio. angewachsen war – doppelt so viel wie zum Höhepunkt der antiken Reiche. Ein umfangreiches Netzwerk verband Europa mit China und den blühenden Handelsreichen Asiens, per Land entlang der Seidenstraße und per See über den Indischen Ozean. Kairo und Venedig gelangten als Zentren dieses Handels zu Reichtum.

Doch das Leben blieb unsicher. Die Mongolen – Nomadenkrieger aus der asiatischen Steppe – griffen wichtige Städte vom Nahen Osten bis nach Südchina an und verübten große Massaker. Tödliche Seuchen waren ebenfalls weitverbreitet.

In der Mitte des 14. Jh. fiel dem Schwarzen Tod, der über die Handelswege verbreitet wurde, wohl ein Viertel der Weltbevölkerung zum Opfer.

Erfindungen und Fortschritt

Der technische Fortschritt war langsam, aber insgesamt bedeutend. Als fortschrittlichstes Land der Welt war China letztendlich die Quelle der meisten Erfindungen, von Papier und Blockdruck bis hin zu magnetischen Kompassen und Schießpulver. Doch auch das vergleichsweise rückständige Europa profitierte von Verbesserungen in Schiffbau und Metallverarbeitung; die Erfindung und Verbreitung des Pflugs und der Windmühle revolutionierte die Landwirtschaft. Am Ende des Mittelalters hatten sich die westeuropäischen Königreiche von auf Treueeiden beruhenden Feudalstaaten zu stabileren, stärker zentralisierten Staaten entwickelt, die wichtige Ressourcen in große Entdeckungs- und Kolonisierungsunternehmen stecken konnten. In Amerika entwickelten sich währenddessen Kulturen wie die Azteken und Inka unabhängig weiter, unberührt von den Entwicklungen in Eurasien und Afrika – bis zur Ankunft der spanischen Konquistadoren im 16. Jh.

Big Ideas. Das Geschichts-Buch

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