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Der Schmerz in den Zehen

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Der beste Teil am Skifahren ist – heute wie damals – das Danach. Nichts von dem, was gemeinhin als Après-Ski beschrieben wird, fühlt sich so gut an, wie das Ausziehen der Skischuhe nach der letzten Abfahrt. Das Kribbeln der Beine, die langsam wieder ausreichend durchblutet werden. Der Schmerz in den Zehen, wenn sich die Kälte langsam zurückzieht und das Gefühl zurückkehrt. Die ersten Minuten irgendwo im Warmen, wenn die Heizung zu wirken beginnt und man sich aus dem feuchten Anorak schälen kann und die Wangen zu glühen beginnen. Der große Appetit auf Schokoriegel und Traubenzucker, die nie so gut schmeckten wie nach einem langen Skitag. Daran hat sich wenig geändert.

Das echte Après-Ski, also in Hütten, Bars und Discos in Skischuhen zu tanzen (wenigstens konnte einem niemand auf die Zehen treten) und so lange der Wodka-Feige zuzusprechen, bis der nächste Skitag erst nach Mittag beginnen konnte, blieb uns noch verwehrt.

Ein richtiger Skitag begann mit einem opulenten Frühstück. Im Skiurlaub stimmte der Spruch von der wichtigsten Mahlzeit des Tages, der uns während der Schulzeit das flaue Gefühl im Magen nicht nehmen konnte. Wir aßen, was wir kriegen konnten. Eier in allen Zubereitungsformen und dazu frische, aber meist zähe Semmeln. Marmelade war entweder sehr orange oder sehr rot, sehr süß, und in ihr war kein einziges Fruchtstückchen zu finden. Manchmal sehnen wir uns heute noch nach dieser durch und durch künstlichen Marmelade, während uns ein Cranberry-Wacholder-Weichsel-Aufstrich mit ganzen Fruchtstücken und garantiert ohne Geschmacksverstärker serviert wird.

Der Zeit nach dem Skifahren kam große Bedeutung zu, weil es einen großen Teil des Tages betraf. Denn selbst wenn wir die Liftkarten ausgefahren, die Punktekarte bis auf den letzten Punkt ausgequetscht und mit der letzten Gondelbergfahrt noch einmal ganz hinauf gefahren waren: Es blieb noch jede Menge Tag übrig. Wo heute in jedem Hotel ein Wellnessbereich auf seine Gäste wartet, mussten wir uns, wenn überhaupt, mit dem örtlichen Hallenbad behelfen. Manchmal zogen wir, während sich die Eltern vor dem Abendessen noch einmal hingelegt hatten, unsere Moonboots an – das glatte Gegenteil von Skischuhen, warm und weich und unendlich bequem und noch nicht von Hansi Hinterseer unmöglich gemacht – und spazierten in der Dämmerung durch den Ort. Wir kletterten in den hohen Schneehaufen, die von riesigen Baggern den Winter über aufgetürmt worden waren, um Straßen und Parkplätze freizubekommen. Doch die eigentliche Faszination unserer Skiferienabende lag unter der Erde. Dort war so gut wie immer der Skikeller untergebracht. Da wurden abends noch von fachkundigen Einheimischen die Ski gewachst, von einem alten Bügeleisen tropfte da rosafarbenes oder gelbes Wachs auf die Skier – den Geruch haben wir noch heute in der Nase. Manchmal durften wir beim Abziehen helfen. Und schauten dann noch einmal zu, wie der Besitzer des Hotels die Kanten der Skier schliff. Vor dem alles entscheidenden Abschlussrennen des Skikurses wurde unseren Skiern diese Spezialbehandlung auch zuteil. Wir haben uns wahnsinnig schnell gefühlt, gewonnen haben wir dann trotzdem nicht.

Neben dem Skikeller gab es meist einen Aufenthaltsraum. Je nach Größe der Pension oder des Hotels standen dort nur ein paar Tische und Regale mit diversen Brett- und Kartenspielen, manchmal sogar ein Tischtennis- oder ein Billardtisch. Dort unten verbrachten wir jede freie Minute, quasi als Ausgleich zur vielen frischen Bergluft, die wir tagsüber abbekamen. Unser Highlight waren die ersten Videospielautomaten. Da gab es etwa das legendäre Teletennis, einen schwarz-weißen Fernseher, der in einen Tisch eingelassen war, mit zwei kleinen weißen Strichen, die man mit zwei Knöpfen nach links und rechts lenken konnte. Dazwischen zischte ein winziger weißer Pixelball hin und her. Wir konnten uns, selbst wenn wir nur zuschauen durften, wie andere spielten, kaum losreißen. Später dann gab es auch die ersten Pacman-Spiele, sogar schon mit verschiedenen Farben. So verbrachten wir unsere Tage wechselweise ganz weit oben oder tief unten im Keller.

Schnee von gestern

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