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Aus der Jethose ins Schneehemd

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Das Outfit auf der Piste war natürlich wichtig. Grundsätzlich gab es zwei Skimoden-Philosophien. Die eine war eher am Rennsport orientiert. Man trug eine Jethose, eng anliegend, oft mit gepolsterten Knien und straffen Hosenträgern, die gar nicht notwendig gewesen wären, weil ohnehin nichts mehr rutschen konnte. Oben herum kombinierte man dazu in kalten Monaten einen Anorak, den Osterskilauf bestritt man in Pullover und Jethose, was als besonders schick galt. Zur Jethose passten gut Rennhandschuhe, die ein bisschen höher hinaufreichten als bis zum Handgelenk. Sie waren gepolstert, um sich nicht an den Stangen zu verletzen – obwohl wir natürlich nicht zwischen Stangen fuhren. Zum Rennoutfit gehörten eine Zeit lang auch gebogene Stöcke, die man in der Hocke besonders aerodynamisch unter die Arme klemmen konnte. Zum normalen Skifahren bewährten sie sich allerdings kaum.

Das Gegenstück zur Jethosen-Fraktion waren diejenigen, die auf den Overall schworen. Der Einteiler hatte gegenüber der Hosen-Anorak-Kombination einen beträchtlichen Vorteil: Stürzte man, war kein Spalt zwischen Jacke und Hose, durch den der kalte Schnee an die Haut gelangen konnte, wo er dann langsam schmolz. Auch dem Wind am Sessellift hielt der Overall besser stand. Es gab aber auch einen nicht zu unterschätzenden Nachteil: Auf der Toilette blieb der Einteiler eine Herausforderung.

Ein Kleidungsstück schlug zu unserer Zeit aber alles andere: ein roter Schilehrer-Anorak mit dem entsprechenden Skischulabzeichen. Und noch eine Sache einte fast alle: untendrunter, aber noch über der Skiunterwäsche trug man ein Mäserleiberl. Das „M“ am umgeklappten Stehkragen mit kleinem Zippverschluss passte immer, egal welcher Outfitgruppe man sich letztlich zugehörig fühlte.

Ausschließlich Skilehrer trugen Rucksäcke, für Gummibärli, Schnaps und die obligate Schaufel. Notwendige Utensilien – Sonnencreme, Schokolade, Geld – wurden im sogenannten „Wimmerl“ untergebracht, einer Bauchtasche, die immer idiotisch aussah, egal ob man sie hinten oder vorne trug. Diese unentbehrliche Tasche wurde auch „Banane“ genannt. Erstaunlicherweise sind Bauchtaschen, die auch bei Interrailreisen mitdurften, heute wieder im Trend.

Noch vor der Erfindung der Snowboards begann sich der starre Dresscode zu lockern. Plötzlich war es schick, in Jeans die Pisten hinunterzufahren, ein Trend, der ein paar Jahre zuvor noch undenkbar gewesen war. Wer einmal stürzte, fror sich zu Tode. Jeans zu tragen hieß also, ein garantiert sturzfreier Fahrer zu sein. Dieser Größenwahn rächte sich von allein.

Auch dünne Nylonoveralls und Schneehemden der Marke „Champion“ in Neonfarben (Gelb, Grün, Pink), die man einfach über die Zivilkleidung streifte, waren eine fast unerhörte Neuerung. Heute schauen wir immer noch ein bisschen neidisch und ungläubig auf die Snowboard-Outfits. Vor allem für diese Schuhe hätten wir getötet.

Schnee von gestern

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