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Zwiebellook und Heckeinstieg

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Skifahren früher, das war viel kälter. Der Wunderstoff Goretex war zwar Ende der 1970er-Jahre schon erfunden, aber es dauerte noch lange, ehe er die Sportbekleidung revolutionierte. Die Finger waren klamm in nassen Handschuhen, man fror im Skianzug, der schon nach wenigen Stürzen feucht war und nie mehr trocknete. Skifahren früher, das hieß auch, endlose Schichten an „Untendrunter“ zu tragen. Wir, die Kinder der 70er, haben damals den Zwiebellook erfunden, aber der war nicht leicht und schick, es war ein Gewurschtel, kratzig, und schnürte einem die Luft ab.

Die Skischuhe waren wie Schraubstöcke. Entweder man ließ die Schnallen auf Stufe eins und rutschte im Schuh herum. Oder man zog die Schnallen an, dann war der Schmerz nach kurzer Zeit zwar vorbei, aber nur deshalb, weil wir die Füße gar nicht mehr spürten. Die Skischuhe waren noch so bockig und steif, dass man die Schnallen, wenn man sie einmal unvorsichtigerweise öffnete, weil man sich kurze Erleichterung erhoffte, nicht mehr schließen konnte. Und obwohl wir teilweise zwei Paar Skisocken übereinander trugen, froren wir uns die Zehen blau. Neidisch schauten wir auf die paar wenigen Privilegierten, die geschäumte Skischuhe trugen. Was wir nicht wussten: Wenn sich der Fuß zum Beispiel wegen einer Schwellung während eines Skiurlaubes geringfügig änderte oder es im Frühling sehr warm wurde, drückte nichts mehr als diese Luxusmaßanfertigung.

Bei den Skischuhen galt übrigens: je mehr Schnallen, desto besser. Fünf Schnallen waren zum Beispiel ähnlich attraktiv wie acht Zylinder bei einem Auto. Dann irgendwann kamen einschnallige Skischuhe mit dem sogenannten Heckeinstieg auf den Markt. Die Einschnaller waren ein Zeit lang sehr gefragt: Man konnte mit ihnen hervorragend gehen, aber mangels Halt leider nicht Ski fahren. Der sportliche Aspekt besiegte schließlich die Bequemlichkeit, die Schnallen kehrten zurück.

Auch eine andere kurzzeitig dominierende Erscheinung entpuppte sich als Eintagsfliege: die Parablacks. Vor allem Skifahrer aus dem Osten des Landes befestigten die zwei Aufsätze hinter den Skispitzen und glaubten das Versprechen, damit das Überkreuzen der Skier zu verhindern – man fuhr ja so eng wie möglich. Die Idee der Parablacks war gewinnend, leider scheiterte es an der Umsetzung. Hatte man die Skier einmal überkreuzt, blieben sie dank Parablacks für immer überkreuzt. Die Bindung war natürlich immer möglichst so eingestellt, dass sie beim nun unvermeidlichen Sturz keinesfalls aufging.

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