Читать книгу Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane - Frank Callahan - Страница 76

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Berton Keefe bewegt die Räder seines Rollstuhles mit den Händen, um näher an das Gatter zu kommen, bei dem seine beiden Söhne stehen. Berton Keefe ist ein gar nicht sehr alter, aber zerbrochener Mann. Er lebt nur noch von der Erinnerung, seit er aus dem Sattel fiel, weil ein Cowboy den Bauchgurt nicht fest genug angezogen hatte. Er war unter die Herde gekommen, und vier Wochen lang hatte es so ausgesehen, als würde er sterben. Aber er war doch härter gewesen als alle dachten.

Berton Keefe hustet unterdrückt. Er hustet seit damals. Der Doc hatte gesagt, es wäre ein Knochensplitter, der wandert. Und manchmal spuckt der Rancher Blut aus und es schmerzt ihn beim Atmen. Der Knochensplitter scheint nun den rechten Lungenflügel erreicht und vielleicht schon durchbohrt zu haben.

Andy Keefe ist der ältere der beiden Söhne. Er ist dreißig. Er stellt gerade die Blechbüchse auf den Pickettpfahl und tritt dann acht Schritte zurück. Er zieht seinen Colt und schießt. Er macht das mit einer spielerisch wirkenden Leichtigkeit. Die Büchse wird in die Luft gewirbelt. Die zweite Kugel jagt sie nach links und die dritte schleudert sie gegen die Schuppenwand.

„Gut“, sagt der Rancher kratzig und hustet wieder. „Wunderbar, mein Junge. — Nun bist du dran, Roger! Wenn du sie viermal triffst, bist du besser als Andy!“

Roger Keefe wendet sich seinem Vater zu. Er ist groß und schwarzhaarig wie sein Bruder. Nur sein Gesicht sieht nicht so hart aus.

„Ich frage mich, wozu das gut sein soll“, meint er.

Der Rancher grinst etwas. Gleich darauf verzieht sich sein Gesicht im Schmerz, und er hustet wieder.

„Das ist die Macht, die ein Mann hat“, sagt er schließlich rasselnd. „Seine Faust und die Schnelligkeit seines Colts zählen hier draußen. Sonst nichts. Hast du es noch nicht begriffen?“

„Vielleicht will er es nicht begreifen“, wendet Andy ein, der Patronen in die Kammern seines 45ers schiebt. „Genauso wenig, wie er die Art begreifen will, die dich zu einem reichen und angesehenen Mann gemacht hat.“

„Sagen wir, zu einem gefürchteten Mann“, verbessert Roger. „Das kommt eher hin.“

„Geachtet oder gefürchtet. Wo ist der Unterschied?“, will der Rancher wissen. „Hier zählen nur Tatsachen, und jeder richtet sich danach Ich habe aus zehn Nachbarn zwei gemacht. Und die werde ich auch noch los. Einen noch heute. Jeder hier oben am Snake River weiß das. Vielleicht ist es mir lieber, dass sie mich fürchten statt achten.“

„Er ist aber anderer Meinung“, bohrt Andy weiter.

„Ja, ich weiß. Und gerade bei ihm bedauere ich es, Andy.“

„So?“, fragt Andy scharf. „Bei ihm bedauerst du das also?“

„Ja. Weil er mehr taugt als du!“ Der alte Mann dreht den Rollstuhl mit ruckartigen Handbewegungen. Hustend rollt er davon.

Seine Söhne sehen ihm nach. Als der Rancher vor der Verandatreppe anhält, ruft er:

„Den Wagen, John!“

Ein Cowboy taucht in der Stalltür auf.

„Ja, Boss.“

„Und fünf Mann, die mit uns reiten.“

„Jetzt geht es zu Pegg“, sagt Andy, der wieder grinst. „Schulden kassieren, die Pegg nicht bezahlen kann, weil er eine schlechte Ernte hatte.“

„Weil eine Rinderherde über seine Felder ging“, verbessert Roger bitter.

„Spielt doch keine Rolle, Bruder. Es läuft auf das gleiche hinaus. Jedenfalls wird er packen und fort sein, ehe die Sonne untergeht. Bedauerst du es sehr?“

„Ich?“

„Stell dich nicht so an. Mit ihm wird auch seine Tochter gehen. Und ich weiß, dass dir an ihr etwas liegt. Du wagst es nur nicht zu sagen, weil unser Vater etwas gegen die Schollenbrecher hat. Und offenbar willst du es auch mit ihm nicht verderben.“

Roger blickt auf den gebeugten Rücken seines Vaters, der wohl darauf wartet, dass ihn jemand die Treppe hinaufführt.

„Du solltest dich um deine Angelegenheiten kümmern“, erwidert er leise. „Letzte Woche habe ich in Collins gehört, dass du Schulden am Spieltisch zurückgelassen hast. Viele Schulden!“

Andys Gesicht hat sich verfärbt. Es wird erst rot, dann grünlich.

„So, hast du das gehört!“, stößt er keuchend hervor und macht einen Schritt auf Roger zu.

„Ja. Und wenn du noch lauter schreist, wird es Dad jetzt nachträglich erfahren. Weiß der Teufel, was er dann macht.“

Andys Hände öffnen sich, aber der Zorn weicht nicht aus seinem Gesicht.

„Natürlich hast du es ihm nicht gesagt“, redet Roger weiter. „Aus dem gleichen Grunde vielleicht, aus dem ich ihm etwas verschwiegen habe. Er will die Ranch größer und mächtiger machen. Ich halte es vielleicht mit den Strohköpfen. Und du sorgst auf jeden Fall auch nicht dafür, dass Geld zu Geld kommt.“

„Andy, Roger!“, ruft der Rancher über die Schulter. „Macht euch fertig!“

Sie haben die Pferde gesattelt und ziehen sie zu dem Buggy hinüber, in dem ihr Vater schon sitzt. Als sie aufsitzen wollen, sagt ein Cowboy:

„Ein Reiter. — Mit zwei Pferden!“

Sie wenden alle die Köpfe und sehen den Mann auf der Hügelkuppe. Er kommt auf die Ranch zu. Hinter sich zieht er ein zweites Pferd, auf dem etwas liegt. Als er nähergekommen ist, erkennen sie, dass es ein Mann ist. Vielleicht ein Toter.

Der Reiter kommt langsam näher. Er beeilt sich auch nicht, als er sehen muss, dass die Männer im Hof unter dem knarrenden Windrad auf ihn warten. Als er bei ihnen ist, hält er an.

„Das ist Meek“, sagt er. „Er war ein guter Junge und hat nie jemandem etwas getan. Dafür haben sie ihm in den Rücken geschossen.“

„Wer?“, fragt der Rancher.

„Vermutlich die Rustler, Boss. Sie haben sich wieder mit einer kleinen Anzahl Herefords begnügt. Nach den Spuren müssen es etwa zwanzig Tiere gewesen sein.“

„Und wie viele Reiter?“

„Das ließ sich nicht feststellen. Mehr als fünf bestimmt.“

Berton Keefe blickt im Kreise herum. Sein Gesicht wirkt hart und verschlossen, aber es kann auch der bohrende Schmerz sein, der in ihm wühlt.

„Diese verdammten Banditen!“, stößt er hervor, als die Männer schweigen. „Ich möchte nur wissen, was sie sich dabei denken, einen Mann wie mich anzugreifen.“

„Vielleicht nehmen sie nur so wenige Rinder, um dich nicht noch mehr gegen sich aufzubringen“, sagt Andy,

„Oder um schneller verschwinden zu können“, wendet Roger ein.

„Habt ihr sie verfolgt?“, fragt der Rancher an den Reiter gewandt.

„Ja, schon. Aber in den Bergen verloren wir die Spuren.

„Dann beerdige ihn. Wir haben jetzt keine Zeit. Los, Männer!“

„Wollen wir nicht wenigstens bleiben, bis er unter der Erde ist?“, fragt Roger. „Tom Pegg läuft dir doch nicht davon.“

„Wir haben keine Zeit!“, schreit Berton Keefe. „Los jetzt!“

Der Wagen rollt los. Die Reiter folgen ihm. Nur Roger hält noch. Sein Blick ruht auf dem Cowboy.

„Das ist keine gute Ranch“, murmelt der Mann. „Sie hat nicht einmal Zeit zu einer Beerdigung. Ob dein Vater daran denkt, dass Meek für ihn erschossen wurde?“

Roger hört die Bitterkeit aus den Worten des Mannes und merkt, wie er die Schultern zuckt.

„Pegg kann er morgen noch davonjagen“, redet der Weidereiter weiter. „Dagegen habe ich nichts. Ich bin Rindermann. Aber . .“

„Wenn du fort reitest, werden andere kommen und deinen Platz einnehmen. Es ändert sich deshalb nichts. Deshalb solltest du bleiben. Ein Rindermann findet hier draußen nicht jeden Tag einen Job.“

„Andy, wo bleibst du?“, schreit der Rancher zurück.

„Ich komme“, erwidert Andy, wobei er immer noch auf den Cowboy blickt. „Vielleicht ändert er sich doch noch.“

„Er ändert sich nie. Er kann gar nicht anders sein, sonst wäre er nicht, was er heute ist. Nur Männer wie er sind zu etwas gekommen.“

Andy reitet schweigend weiter. Er fragt sich, ob der Vorwurf auch ihm gelten sollte. Als er den Wagen eingeholt hat, sagt sein Vater:

„Es ist alles ganz einfach. Pegg hat einen Wagen. Ich halte ihm den Schuldschein unter die Nase. Er weiß vielleicht nicht einmal, dass ich ihn von der Bank übernommen habe. Er wird die fünfhundert fälligen Bucks nicht haben. Und ihr ladet alles auf seinen Wagen, was er noch brauchen kann und für uns wertlos ist.“

„Gut, Dad.“

Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane

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