Читать книгу Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane - Frank Callahan - Страница 80

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Roger Keefe sieht das Pferd seines Bruders, als er die Stadt erreicht. Collins ist eine kleine Stadt. Eine kleine, junge Stadt, die früher für eine Handvoll Siedler gearbeitet hat, von denen nur zwei übrig sind. Heute arbeitet die Stadt zum Teil für die Keefe-Ranch. Zum großen Teil! Und doch hassen alle diesen Namen.

Die Männer versuchen, sich das nicht anmerken zu lassen. Aber Roger liest es in ihren Blicken, die ihm begegnen.

Er reitet bis zum Store. Als er absteigt, kommt sein Bruder auf dem Stepwalk heran. Er grinst, wie er immer grinst, weil er sich in allen Dingen sehr überlegen fühlt.

„Du hast lange gebraucht“, meint Andy. „Dad hatte gesagt, du solltest sofort in die Stadt reiten, um die Bestellung aufzugeben.“

Roger steigt die Stufen zum überdachten Bretterweg hinauf und mustert seinen Bruder.

„Wenn ich recht gehört habe, müsstest du jetzt bei seinen Rindern sein“, erwidert er.

„Ja, das kann stimmen. Er fühlt sich immer noch groß und mächtig. Und doch kann er nichts mehr kontrollieren. Es tut ihm weh, wenn er im Wagen fährt. Und wir nutzen das jeder auf unsere Art. Ich frage mich, wie wir unter einen Hut kommen sollen, wenn er nicht mehr ist.“

„Darüber habe ich nie nachgedacht, Andy.“

„Mag sein. Es passt auch nicht zu dir. Du kannst ihn nicht leiden. Und doch machst du dir keine Gedanken darüber.“

Roger merkt plötzlich, dass Andy schon getrunken hat. Ist er deshalb in die Stadt gekommen?

„Es bleibt also unter uns“, redet Andy weiter. „Das war alles.“

Roger schaut ihm nach, geht dann in den Store und legt dem Keeper den Zettel vor, auf den Berton Keefe alles geschrieben hat. Ja, er leitet die Ranch immer noch, aber er hat keine Kontrolle mehr. Die Cowboys schweigen, weil sie nicht wissen, wer morgen ihr Boss sein könnte.

„Nehmen Sie alles mit?“, fragt der Storekeeper.

„Ich habe keinen Wagen. Mein Vater will es gebracht haben.“

„Gut, Mister Keefe.“

„Früher sagten Sie Roger zu mir“

„Ja. Aber früher ist eben doch schon eine Weile her, Mister Keefe.“

„Ich bin nicht viel älter geworden.“

„Sie denken vielleicht, ich hätte etwas gegen Sie. Aber es stimmt nicht, Mister Keefe. Niemand hat etwas gegen Sie oder Ihren Bruder.“

Roger biegt verächtlich die Mundwinkel nach unten. Er möchte dem Mann sagen, dass er sich die faulen Reden sparen kann, weil sie doch nicht stimmen. Aber er lässt es. Er wendet sich ab und geht hinaus.

Als er auf die Straße tritt, kann er Andy nicht mehr sehen. Er geht auf den Saloon zu und schiebt die Schwingtür mit der Schulter zurück. Er sieht den Salooner hinter der Theke. Sonst ist niemand in dem ewig halbdunklen Raum.

„Hallo, Mister Keefe“, murmelt der Mann hinter dem Tresen.

Roger würde ihm am liebsten ins Gesicht schlagen. Diese hinterhältige, unaufrichtige Freundlichkeit ärgert ihn. Er geht bis an die Theke und lehnt sich dagegen.

Der Keeper schenkt ihm ein Glas mit seinem besten Whisky voll. Er nimmt immer den besten Whisky, wenn ein Keefe sein Gast ist.

„Ja, zum Teufel!“, ruft draußen eine Stimme, und Roger erkennt, dass es sein Bruder ist, der da schreit. Zugleich sieht er, dass sich der Keeper zusammen geduckt hat.

„Ich brauche das Geld, Mister Keefe“, sagt eine zweite Stimme vor dem Saloon.

„Du wirst es schon bekommen. In zwei Tagen.“

„Na schön, solang will ich noch warten. Aber wenn ich dann ...“ Die Stimme bricht ab.

„Was?“, hört Roger seinen Bruder fragen. „Was ist, wenn dann ... ?“

„Ich brauche das Geld. Und ich werde Ihrem Vater ...“

Ein hallendes Geräusch und ein abgerissener Schrei folgen. Dann ein harter Aufschlag und Staub, der über die Schwingtür zieht.

Roger bewegt sich nicht. Auch der Keeper steht wie versteinert hinter dem Schanktisch, den Kopf und die Schultern nach vorn gereckt; bleich im Gesicht.

„Verschwinde, du kleiner, dreckiger Bastard!“, ruft Andy draußen. „Und merke dir, dass es besser ist, wenn du dein Maul hältst! Von meinem Vater würdest du das Geld niemals bekommen. Hoffentlich leuchtet dir das ein. — Fort!“

Hastige Schritte entfernen sich.

Roger trinkt einen Schluck.

„Wer war der Mann?“, fragt er.

„Ich weiß nicht.“

„Doch, Sie wissen es. Als Keeper kennen Sie jede Stimme in der Stadt. — Also,

wer?“

„Der Schreiner. Leat Rower.“

„Wie viel bekommt er von Andy?“

„Weiß ich nicht.“

„Sie haben sicher hier gespielt. Also müssen Sie es wissen. Wie viel?“

„Zweihundert“, antwortet der Salooner ungemütlich.

Krachend schlägt ein Stiefel gegen die Schwingtür. Sie fliegt zurück und Andy kommt herein. Die Wut leuchtet noch in seinem Gesicht. Er bleibt mit einem Ruck stehen, als er Roger sieht, den er offenbar nicht hier erwartet hat.

„Du?“, fragt er scharf.

„Ich hatte Durst. Stört es dich?“

Andy kommt langsam näher. Neben Roger bleibt er stehen und winkt dem Keeper zu.

„Na los, schneller!“, schreit er unbeherrscht. „Ich habe Durst!“

Die Finger des Keepers zittern.

„Du hast es also gehört?“, schnaubt Andy.

„Dass du einen Mann geschlagen hast?“

„Das andere! Natürlich hast du es gehört.“

„Ich wusste es doch schon, Andy. Warum regst du dich darüber auf?“

Andy nimmt das Glas und kippt den Inhalt auf einen Zug in den Mund. Er wirft das Glas ins Spülbecken und schiebt ein Geldstück über den Schanktisch.

„Seine Zeche mit“, grunzt er.

Der Keeper gibt Kleingeld zurück. Andy steckt es ein.

„Gehen wir“, murmelt er. „Wir haben den gleichen Weg.“

Roger lächelt. Er trinkt sein Glas aus und folgt seinem Bruder.

Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane

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