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Andy steht auf dem Hof am Brunnen, als Roger die Ranch im Morgengrauen erreicht. Andy lächelt verkniffen.

„Du siehst verstaubt aus, Bruder. Du musst weit geritten sein.“

Roger mustert Andy dunkel. Er fragt sich, wie viel sein Bruder wissen kann. Und er fragt sich auch, ob der Mann wirklich ein Viehdieb war, wie der Marshal annimmt Ob er ihn fragen soll, ob er in den Canyon ritt und der Bandit vielleicht gerade schlief?

„Ich habe einen Banditen erschossen“, meint er. „In den Bergen. Er hatte einhundertsechzig Dollar in der Tasche.“

„In den Bergen?“

„Ja.“

„Was hast du denn dort gewollt?“

„Nimm an, ich wäre den Spuren entlaufener Rinder gefolgt“, sagt Roger.

„Wo ist das Geld?“

„In der Stadt. Bei Marshal Darcan. Er wird es demnächst dem Wanderrichter übergeben, wenn der nach Collins kommt.“

Andy setzt sich auf den gemauerten Brunnenrand und schüttelt den Kopf.

„Unser Vater lacht sich krank, wenn er das hört“, meint er. „Du erschießt einen Viehdieb, der hier Rinder stahl und sie verkaufte. Das Geld dafür, das er in der Tasche hatte, gibst du dem Marshal. Warum? Warum hast du es nicht behalten, oder Dad gegeben?“

„Oder dir?“, fragt Roger.

Andys Gesicht scheint sich zu versteinern.

„Du hättest es doch auch in die Stadt getragen“, fährt Roger fort. „Natürlich nicht zum Marshal. — Ich schätze, der Richter wird am Ende schon bestimmen, wer die Bucks zu bekommen hat.“

„Unser Vater wird sie bekommen. Er wird sie bei der Bank in Collins einzahlen, damit Geld zu Geld kommt. Ja, ich hätte sie auch in die Stadt getragen. Wozu, ist meine Sache. Ich stehe eben mit den Beinen im Leben. Ich bin wie die Reiter, die alles ausgeben, was sie in Monaten harter Arbeit verdient haben, wenn sie zu den Verladebahnhöfen kommen.“

„Nur hast du schon lange nicht mehr hart gearbeitet“, wendet Roger ein.

Andy steht wieder auf.

„Du haust sehr auf die Pauke“, sagt er schleppend. „Das kenne ich gar nicht an dir. Was soll das so plötzlich?“

„Nichts, Andy.“

„Weil du hinter etwas gekommen bist?“

„Mit deinen Schulden? Das wusste ich doch. Ich frage mich immer noch, wovon du das heute bezahlen willst. Und weißt du, was ich mich noch frage?“

„Nun?“

„Was du diese Nacht in den Bergen gewollt hast.“ Roger führt sein Pferd fort, ehe sein Bruder etwas erwidern kann.

Als er den Sattel auf die Korralstange gewuchtet und das Pferd durch die Fenz getrieben hat, steht Andy wieder neben ihm.

„Ich war nicht in den Bergen“, sagt er. „Wir kommst du denn darauf?“

„Hör auf, Andy! Du brauchst keine Angst zu haben. Ich sage ihm nichts. Es wundert mich nur, dass du ungeschoren an einem Mann vorbeireiten konntest, der auf mich ohne Anruf schoss. Es ist ausgeschlossen, dass er geschlafen hat und erst munter wurde, als dein Pferd an ihm vorbei war.“

„Ich weiß nicht, was du redest.“

„Spielt auch keine Rolle. Ich bin gespannt, ob Rower heute sein Geld bekommt.“

„Und wenn? Willst du dann unseren Vater fragen, ob er es mir gab?“

Roger schüttelt langsam den Kopf, während er seinen Beutel aus der Tasche zieht, einen Fuß auf die untere Querlatte setzt und sich eine Zigarette dreht.

„Nein“, sagt er und feuchtet das Papier mit der Zungenspitze an. „Wenn er es dir geben würde, sagt er es auch mir. Er sagt eigentlich alles.“

„Er würde es nicht sagen!“

„Doch. Und er würde dich verfluchen, weil du ihm sagen müsstest, wozu du zweihundert Dollar brauchst.“

„Du machst eine Menge Andeutungen. Aber du sagst nichts richtig.“

„Weil ich nichts weiß, Andy. Weil ich nicht sagen kann, ob du wirklich in den Canyon geritten bist. Es scheint so, aber ich weiß es nicht.“

„Und wenn ich in den Canyon geritten wäre?“, fragt Andy lauernd.

„Dann hättest du auch den Mann aufgestellt, der auf mich schoss und dafür in die Hölle kam.“

„Wie kommst du denn darauf?“

„Das ist die logische Folgerung. Sonst nichts. Und wenn der Mann wirklich einer der Viehdiebe war, dann kennst du ihn gut. Andy, die Viehdiebe interessieren mich nicht. Du weißt, warum das so ist. Aber Meek war ein feiner Kerl, um den es schade ist. Die Rustler haben ihn erschossen. Dafür hasse ich sie und werde jeden von ihnen töten, wenn ich ihm beweisen kann, zu den Mördern zu gehören.“

„Der Mörder kann doch wohl nur einer sein, nicht wahr?“

„Die Mörder sind alle die, die an dem gestohlenen Vieh Geld verdienen, Andy. Und ich werde jeden von ihnen erschießen! Jeden einzelnen!“

„Soll das etwas Besonderes heißen, weil du es so betonst?“

„Nein. Du sollst nur wissen, warum ich sie erschießen werde.“

„Wenn du dazu kommst, nicht wahr?“

„Allerdings. Einer hat mich offenbar schon stark unterschätzt, Andy.“ Roger brennt die Zigarette an, indem er ein Schwefelholz über die Trommel seines Colts reißt. Dann geht er an seinem Bruder vorbei, aus dessen Augen ihm der Zorn entgegen leuchtet.

Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane

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