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Roger geht durch den langen Flur, dessen Boden mit Kokosmatten bedeckt ist. Er hört das abgerissene Husten seines Vaters, und für einen Moment tut ihm der dahinsiechende Mann leid. Aber als er in der Tür der Wohnhalle steht und Berton Keefe in seinem Rollstuhl neben dem Kamin sieht, verschwindet das Gefühl.

Roger muss an die Männer, Frauen und Kinder denken, die das weite Tal verließen. Mit einem Wagen, auf dem ihre Habe lag. Vor sich die düstere, undurchsichtige Zukunft. Und hinter sich die Trümmer, die von der hoffnungsvollen Arbeit vieler Jahre geblieben waren. Nichts als das Leben und ein wenig Eigentum, mit dem er selbst nichts anfangen konnte, hatte er ihnen gelassen. Es war ihm gleichgültig gewesen, dass seine Frau daran zerbrach und schließlich starb. Es hatte ihn auch nicht interessiert, als man einen der Davongejagten mit einer Kugel im Kopf und dem eigenen, abgeschossenen Revolver neben sich gefunden hatte. Nichts hatte ihn ändern können. Er war seinen Weg gegangen, ließ Blut und Tränen hinter sich. Dann hatte ihn das Schicksal selbst schwer geschlagen. Die letzten Siedler im Tal hatten aufgeatmet. Aber offenbar zu früh.

Denn er ist nicht anders geworden. Er ist genau wie damals, nur kann er sich nicht mehr so darum kümmern.

Und seine Söhne versagen — beide. Wenn auch aus ganz verschiedenen Gründen.

„Komm her!“, ruft der Rancher und hustet wieder, indem er sein bunt kariertes Taschentuch vor den Mund presst.

Roger geht näher, lehnt sich an den Kamin und blickt seinen Vater an. Er wundert sich, dass er ihn so ruhig ansehen kann. Aber dann wird ihm klar, wie hart die Strafe des Schicksals für den alten Mann ist. Vielleicht fühlt Berton Keefe das selbst schon.

„Andy war wieder die ganze Nacht fort“, sagt der Rancher. „Hast du ihn bei der Herde gesehen?“

„Bei der Herde, bei der ich war, nicht“, murmelt Roger und findet es fast zum Lachen, dass sie ihn beide hintergehen.

Berton Keefe hustet wieder.

„Dann muss er in der Stadt gewesen sein“, knurrt er endlich heiser. „Hast du gehört, ob er wieder gespielt hat?“

„Ich habe in der Stadt nie mit jemandem gesprochen“, weicht Roger aus. „Aber in dieser Nacht kann er nicht in Collins gewesen sein.“

„Warum nicht?“

Roger erzählt seinem Vater, was er auch dem Marshal erzählt hat. Er lässt Andy aus, obwohl sich in ihm der Verdacht immer mehr verdichtet und ihm schon fast wie eine undenkliche Wirklichkeit vorkommt. Andy ein Rinderdieb! Nichts ist für ihn leichter als das. Er kann sogar die Wachen so einteilen, dass es die Banditen leicht haben. Er kann ihnen die Herden bis zu einem gewissen Grade entgegenbringen.

„Du hättest ihn lebend bringen müssen“, sagt der Rancher pfeifend, als Roger geendet hat. „Wir hätten ihn ausquetschen und dann die anderen holen können.“

Roger wundert sich, dass sein Vater nicht von dem Geld spricht. Es scheint ihm im Moment nicht wichtig genug zu sein.

„Ich wollte ihn nicht erschießen“, sagte Roger. „Ich wusste ja gar nicht, dass er ein Rinderdieb ist. Und auch jetzt bleibt es eine Annahme des Marshals.“

„Wer soll es weiter gewesen sein? Welcher Halunke hat soviel Geld?“

Roger nickt, weil er sich dem Argument nicht verschließen kann. Er forscht im Gesicht seines Vaters und fragt sich dabei, ob der etwas von Andys Schulden wissen kann.

Nein, es scheint nicht so. Berton Keefe ist nicht der Mann, der es verbergen könnte.

„Es ist gut“, knurrt der Rancher. „Ich hatte sonst nichts weiter gewollt.“

Roger geht hinaus. Als er in den Hof kommt, sieht er seinen Bruder nach Osten reiten. Also nicht in die Stadt — noch nicht.

Einen Moment überlegt er, ob er ihm folgen soll. Dann verwirft er den Gedanken. Jetzt wird Andy nicht schon wieder zu den fernen Bergen reiten, über denen gerade die Sonne rot leuchtend aufsteigt.

Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane

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