Читать книгу Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane - Frank Callahan - Страница 88

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„Er könnte noch leben, wenn er das Geld nicht gehabt hätte“, hörte Roger Keefe den Stallmann neben sich sagen, während er auf die Straße hinausblickt.

„Wollen Sie mir einen Vorwurf machen?“, fragt Roger bitter.

„Nein, Mister Keefe. Aber das sind die Tatsachen. Es waren seine letzten Worte. Er ist nur wegen dem Geld umgebracht worden. Seltsam. In der Bank ist mehr zu holen.“

„Vielleicht wirbelt ihnen das zu viel Staub auf“, vermutet Roger. „Schließlich haben viele Leute Geld bei der Bank. Unter anderem mein Vater, der in solchen Dingen keinen Spaß versteht. Die Banditen mussten damit rechnen, den Tresor vielleicht nicht öffnen zu können. Und wenn ja, würden sie todsicher verfolgt. So nicht. Aber Sie haben recht. Es war meine Schuld. Ich hatte nicht damit gerechnet.“

„Womit?“

„Dass sie es so schnell erfahren und es unbedingt zurückhaben wollen. — Ist mein Bruder in der Stadt?“

„Ja.“

„Wo?“

„Sicher im Saloon. Ich wüsste keinen anderen Ort, der ihn interessiert.“

„Wissen Sie, ob er seine Schulden bei Rower bezahlt hat?“

„Damit will ich nichts zu tun haben.“

Roger lächelt bitter, als er zum Hoftor geht. Fünf Banditen ritten kaltlächelnd in die Stadt, schossen den Marshal nieder und holten ihr Geld zurück. Es scheint sich also doch um die Rinderdiebe zu handeln. Und die Leute standen dabei und ließen sie fortreiten. Vielleicht waren sie heilfroh, als der Hufschlag verklungen war.

„Feiges Pack“, murmelt er, als er die Straße überquert und der Krach aus dem Saloon ihm wie eine Welle entgegen brandet. Er muss immer wieder an Andy denken, der nach Osten ritt, sobald er davon erfahren hatte, dass die einhundertsechzig Dollar hier in der Stadt sind.

Sein Verdacht ist nun wirklich eine Gewissheit. Eine Gewissheit ohne Beweise. Und es ist ihm, als würde aus der Dunkelheit der Hauswand Meek herauswachsen und ihn zwingend ansehen.

„Ja“, sagt er laut.

Das Gesicht ist verschwunden. Kalt, morsch und rissig grinst ihm die kahle Wand entgegen. Und der Krach hat sich verstärkt.

Dann steht er vor der Tür. Rauchschwaden ziehen ihm entgegen und kreisen unter den vielen Lampen, die an perlenverzierten Schnüren von der hohen Decke hängen. Das Hämmern eines Orchestrions vermischt sich mit dem Gesang aus einer rauen Mädchenkehle.

Roger schiebt sich hinein. Der Geruch von Rindern, Pferden und Schweiß drängt ihm entgegen. Der Fuselatem eines Mannes streift ihn.

Zum Saufen haben sie Mut, denkt er bitter. Feiges Pack.

Er schiebt sich an dem Mann vorbei und sieht das Mädchen durch den Rauch auf der kleinen Bühne. Sie ist fast groß, hat rot leuchtendes Haar und ein sehr weißes, transparentes Gesicht. Sie heißt Dallas. Zumindest nennt sie sich so. Vielleicht weiß Andy es besser. Er ist mit ihr befreundet, soweit da von Freundschaft die Rede sein kann.

Roger geht langsam weiter. Er erblickt den Keeper, der ihn einen Moment anstarrt und bleich wird. Ob er Ärger riecht? Der Keeper wendet den Blick schnell ab.

Roger schiebt sich durch die Tischreihen und betritt den Spielsaal, den ein schwerer Vorhang abteilt. Er muss daran denken, dass der Keeper sein Geschäft versteht. Er sieht mehrere Männer der Ranch. Vielleicht haben sie sich genauso freigenommen wie er selbst und Andy. Einer will sich an ihm vorbeischieben, aber Roger hält ihn an der Schulter fest.

„Wegen mir brauchst du nicht zu gehen“, sagt er. „Vielleicht sollte ich das als Sohn des Bosses nicht sagen. Aber mir stinkt die Ranch.“

„Ich ... ich hatte etwas zurückgebracht, was der Storekeeper zu viel lieferte.“

„Dann bleib doch da.“ Roger geht weiter. Er hört, wie der Gesang abreißt und das Orchestrion mit einem Misston verstummt.

„Ein neuer Einsatz“, sagt eine Stimme.

Roger lehnt sich gegen einen Pfosten. Er kann Andy jetzt sehen. Er sitzt direkt vor ihm, hat ihn aber offenbar noch nicht bemerkt. Mit ihm sitzen der Schreiner Rower und der Blackschmied am Tisch. Andys Hände zittern.

„Sie haben die Revanche haben wollen, Mister Keefe“, meint der Schreiner. „Ich hatte nie mehr mit Ihnen spielen wollen. Aber eine Revanche darf man nicht ausschlagen.“

„Ich weiß, verdammt!“, schreit Andy. „Los, Rower, geben Sie!“

„Ich habe schon wieder einen Schuldschein von Ihnen genommen!“

„Das weiß ich, zum Teufel! Sie werden noch mehr nehmen. Oder ist Ihnen die Ranch meines Vaters nicht gut genug?“

„Ihres Vaters? Er wird nicht dafür geradestehen, denke ich.“

„Haben Sie Ihr Geld nicht immer bekommen?“

„Doch.“

„Dann geben Sie!“

Der Schreiner mischt die Karten, lässt zweimal abheben und teilt aus. Andy hebt seine Karten nur an den Ecken an.

„Gehe mit“, sagt der Schmied.

Andy kritzelt etwas auf einen Zettel und wirft ihn in den Pott.

„Mein Einsatz liegt“, verkündet er.

Der Schreiner bringt Geld ein.

„Und zwanzig“, sagt er.

„Die zwanzig und fünfhundert!“, schreit Andy und kritzelt wieder auf einen Zettel, den er zu dem ersten wirft. Er blickt den Schmied vernichtend an, woraufhin der seine Karten zur Seite schiebt.

„Steige aus.“

„Los, Rower!“, knurrt Andy. „Fünfhundert, wenn Sie noch Lust haben!“

„Sie bluffen doch nur, Keefe!“

„Bringen Sie fünfhundert ein, dann werden Sie es sehen.“

Der Schreiner bringt ein Bündel Geldscheine aus der Tasche. Roger fragt sich, ob der Mann von seinem Geschäft oder vom Spielen lebt.

Rower schiebt fünfhundert Dollar in den Pott.

„Gut“, sagt er gepresst. „Fünfhundert und zeigen, Keefe!“

Andy ist weiß um die Nase geworden. Langsam deckt er seine Karten auf.

„Drei gleiche“, sagt er zischend.

„Das ist nicht sehr viel“, meint Rower. „Ich habe ein volles Haus.“ Er deckt auf.

Andy lehnt sich einen Moment zurück, dann springt er plötzlich in die Höhe und schleudert den Tisch nach rechts. Der Schreiner und der Blackschmied sitzen frei.

Geldscheine wirbeln durch die Luft. Plötzlich ist es sehr still.

„Betrug!“, schreit Andy. „Ich habe genau gesehen, dass Sie, dreckiger Halunke, eine Karte aus dem Ärmel brachten. — Hoch, Rower! Jetzt weiß ich, wieso ich immer gegen Sie verlieren konnte. — Los, aufstehen!“

Roger schiebt sich seitlich um die Säule herum, als Andy zurücktritt. Seine Hand hängt über dem Colt. Der Schreiner beginnt zu zittern. Schweiß bricht auf seiner Stirn aus allen Poren.

„Hoch!“, donnert Andy wieder. „Los, du feiges Schwein! Fehlt dir nun der Mut? Lange genug hast du mich betrogen! Hört ihr es. Leute? Er betrügt.“

Stille.

„Er lügt“, sagt der Schreiner kleinlaut. „Glaubt ihm kein Wort!“

„Steh auf, Rower! Ich schieße dich sonst auf dem Stuhl zusammen!“

„Hol doch einer den Marshal!“ ruft der Schreiner verzweifelt.

„Für den Marshal sollst du morgen einen Sarg zimmern“, brummt der Schmied. „Hast du das vergessen?“

„Aufstehen!“, brüllt Andy wieder.

„Mister Keefe, geben Sie Frieden!“, ruft der Keeper, der durch den Vorhang kommt.

Andy wirbelt herum. Plötzlich liegt der Colt in seiner Faust.

„Du stinkst mir auch!“, stößt er hervor. Ein Flammenblitz bricht aus der Mündung.

Der Keeper zuckt wie unter einem Schlag zusammen und fällt.

Mit dem rauchenden Colt wirbelt Andy herum.

„Aufstehen, Rower!“, ruft er. „Ich zähle bis drei. Eins . . .“ Er bricht urplötzlich ab, als sein Blick auf Roger fällt.

„Er ist tot“, sagt jemand.

Roger blickt seinen Bruder stumm an.

„Was willst du hier?“, keucht Andy.

Roger antwortet nicht.

„Andy, was hast du getan?“, fragt eine kreischende Mädchenstimme durch den Raum.

Andy blickt immer noch auf seinen Bruder, der nicht spricht. Plötzlich schiebt er den Colt ins Holster, wirft sich herum und rennt an dem toten Keeper vorbei. Eine Tür wird zu geschmettert.

„Andy!“, kreischt die Mädchenstimme.

Hufschlag klingt auf.

Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane

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