Читать книгу Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane - Frank Callahan - Страница 101
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ОглавлениеTom Pegg geht vom Fenster zur Luke in der Tür, blickt hinaus und läuft dann zum Fenster zurück. Er hat die Parkerflinte in der Hand, und sein altes Sharpsgewehr an der Wand lehnen.
Helen lehnt am Tisch. Sie schaut aus dem Fenster und sieht den ersten fahlen Schimmer im Osten, der sich langsam vergrößert. Es ist sehr dunkel um sie, und sie sieht ihren Vater nur als Schatten. Nur wenn er vor dem Fenster steht, wird seine Gestalt in ihren Umrissen deutlicher.
„Du hättest mit ihm gehen sollen“, sagt er schwer. „Es ist nicht richtig von mir, dich hier zu behalten. Es fällt mir nur so schwer, plötzlich ganz allein zu sein.“
„Ja, Dad. Ich wäre ohne dich nicht gegangen. Niemals, das weißt du doch.“
„Du liebst ihn aber.“
„Mein Platz ist bei dir“, beharrt sie. „Nur, was können wir hier noch gewinnen? Berton Keefe ist gnadenlos gegen seinen eigenen Sohn. Du aber bist ihm ein Fremder, ein Fremder, der ihm noch dazu im Wege steht.“
Pegg bleibt an der Luke stehen und starrt hinaus. Über die Schulter sagt er: „Es ist Wahnsinn, du hast recht. Aber ich kann nicht mehr anders. Einmal muss man hart bleiben, auch wenn es der Untergang ist. Ich werde ihn töten, wenn er kommt.“
Draußen wird es heller. Das Tageslicht kriecht langsam in die Hütte herein. Hin und wieder erschallen die harten, tappenden Schritte des Siedlers, wenn er zum Fenster geht und wieder zurück zur Tür. Immer wieder schaut er nach dem Hügel, über den Berton Keefe kommen muss, wenn er der Spur seines Sohnes folgt.
Plötzlich bleibt der Siedler mit einem Ruck zwischen Fenster und Tür stehen und duckt sich zusammen. Aus der Ferne weht der Wind ein peitschendes Knallen heran. Dann wird es wieder sehr still.
Pegg dreht sich und forscht im bleichen Gesicht seiner Tochter.
„Schüsse“, murmelt er. „Hast du es gehört? Es waren Schüsse!“
„Ja, Dad.“
Pegg geht zur Tür und zieht den schweren Riegel zurück.
„Bleib hier“, sagt Helen ängstlich. „Es war bestimmt eine ganze Meile oder noch weiter entfernt. Bleib hier!“
Unentschlossen bleibt der Siedler stehen.
„Was geht es uns an, wenn irgendwo geschossen wird?“, fragt Helen. „Bleib hier!“
Pegg schiebt den Riegel wieder in die Zuhaltung und nimmt seine Wanderung durch den Raum wieder auf. Und immer wieder blickt er nach draußen. Aber Berton Keefe kommt nicht.
Da schiebt sich schon die Sonne über die Berge. Helens Gesicht sieht nun wie Wachs aus. Pegg steht wieder an der Tür und schaut auf den Riegel.
„Ich halte das nicht mehr aus“, murmelt er. „Ich muss nachsehen, was es gewesen ist.“
Das Mädchen antwortet nicht.
Der Siedler zieht den Riegel wieder zurück und tritt hinaus.
Helen bewegt sich immer noch nicht. Sie sieht ihren Vater zum Korral gehen. Er verschwindet aus ihrem Blickfeld. Als er wieder auftaucht, hat er sein zottiges Pferd bei sich.
„Mach die Tür zu, Helen!“, hört sie ihn rufen. Er klettert in den Sattel und reitet fort.
Helen geht zur Tür und verriegelt sie. Fast mechanisch greift sie nach der Sharps, die er dagelassen hat. Nun stellt sie sich ans Fenster. Ihr Vater verschwindet hinter der Hügelkuppe.
Helen wartet. Auf was sie wartet, weiß sie selbst nicht.