Читать книгу Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane - Frank Callahan - Страница 92

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„Nein“, sagt Helen Pegg. „Ich habe einen ganzen Tag lang versucht, es ihm zu erklären. Er geht nicht fort.“ Sie zuckt die Schultern und versucht zu lächeln. Doch es gelingt ihr nicht.

Roger schaut über ihren Kopf hinweg in die Ferne, in der Andy irgendwo verschwunden ist. Wohin mag er geritten sein?

„Vielleicht wird nun auch alles anders“, hört er das Mädchen sagen. „Dein Vater wird zur Vernunft kommen.“

„Wegen Andy?“

„Ja.“

„Ich glaube das nicht. Es wird sein, wie es immer war. Er hat viele Männer in den Tod getrieben, Frauen und Kinder unglücklich gemacht und mit nichts in die Wildnis hinausgetrieben. Keiner weiß, was aus ihnen geworden ist. Nein, er hat niemanden ermordet und wird nicht verurteilt werden. Aber er ist genau wie Andy, nur hat er mehr Macht. Und er ändert sich nicht. Er will das Tal. Er will seinen Kopf durchsetzen. Es hat sich nichts geändert.“

„Würdest du ihn ganz alleinlassen?“

„Ja, das weißt du doch. Mich hält hier nichts, weil es mir immer ist, als würde ich das Blut an seinen Händen sehen. Du glaubst vielleicht, man könnte seinen Vater nicht hassen. Aber man kann es, glaube mir!“

„Ich hatte immer angenommen, er würde dir leid tun“, murmelt sie.

„Ja, manchmal ist es auch so. Aber wenn ich dann an die Siedler denke, die er vertrieb, dann ist es anders.“

Der Siedler Pegg kommt aus dem Haus und langsam zum Brunnen herüber. Sonnenstrahlen spielen in seinen grauen, lichten Haaren.

„Du meinst es gut mit mir und Helen, mein Junge“, sagt der alte Mann. „Ich kann das beurteilen. Du hast uns sehr geholfen. Und du weißt, dass es fraglich ist, ob ich dir jemals das Geld zurückzahlen kann.“

„Davon wollen wir nicht reden.“

„Na gut. Aber das andere hat auch keinen Sinn. Zu was habe ich ihm das Geld gegeben, wenn nicht dazu, hierbleiben zu können?“

„Es hat mit dem Geld nichts zu tun. Schulden können einen Mann auch verfolgen. Jetzt könnten Sie verkaufen, Pegg. Sie hätten dann etwas, wenn wir in ein anderes Land kommen.“

Der Siedler schaut seine Tochter an und schüttelt den Kopf.

„Helen kann machen, was sie will. Ich aber bleibe. Ich hänge an diesem Stück Land. Vielleicht verstehst du das nicht, Roger. Vielleicht können die jungen Männer die alten nie verstehen.“

„Wenn du bleibst, bleibe ich auch“, sagt das Mädchen.

Roger will etwas sagen, als der Siedler den Kopf mit einem scharfen Ruck nach Süden wendet.

„Reiter!“, stößt er hervor.

In der nächsten Sekunde hört auch Roger den klopfenden Hufschlag. Zwei Minuten später tauchen fünf Reiter auf der Hügelkette im Süden auf. Sie halten dort an, und das Rasseln von Rädern ist zu hören.

„Männer deines Vaters“, meint der Siedler. „Und wahrscheinlich die, die nicht deine Freunde sind. Andys Freunde!“

Roger möchte sagen, dass Andys Freunde wahrscheinlich Viehdiebe sind, oder zumindest gewesen sind. Aber dann fällt ihm ein, dass es auch auf der Ranch eine Handvoll Reiter gibt, die mit Andy gut standen und genau vom gleichen Schlag waren wie er selbst.

Das Räderrasseln hat sich verstärkt.

Staub wallt über den Hügel. Von zwei Pferden gezogen taucht der Buggy des Ranchers auf.

„Ins Haus!“, ruft der Siedler. „Geh, Roger! Du hast damit nichts zu tun. Er will uns jetzt vertreiben!“

„Das glaube ich nicht.“

„Was soll er weiter hier wollen?“

„Vielleicht kommt er wegen mir. Irgendwer kann mich gesehen haben, als ich nach Norden ritt.“

„Du musst fort!“, drängt das Mädchen. „Roger, hörst du nicht!“

„Soll ich vor meinem Vater fliehen, nur weil ich meine eigenen Vorstellungen von den Dingen in der Welt habe?“

„Er will dir deine Vorstellungen sicher austreiben. Und du weißt, wie brutal er sein kann! Er macht zwischen seinen Söhnen und irgend einem anderen Mann keinen Unterschied, wenn es darum geht, seinen Kopf durchzusetzen. — Geh, Roger!“

Er bewegt sich nicht. Er starrt auf die Reiter und den Wagen, die jetzt den Hügel herunterkommen. Und nun erkennt er die Reiter auch und sieht seinen Vater deutlich.

Sie halten vor ihm an. Die Pferde schnauben, und Schaum tropft von ihren Mäulern. Hank Brents Tier sieht besonders abgetrieben aus. Es scheint den weitesten Weg hinter sich zu haben.

Das Gesicht des Ranchers hat sich in die Breite geschoben. Ein Blitzstrahl nach dem anderen schießt aus seinen Augen.

„Jetzt kann ich mir denken, wer dir das Geld gab, Pegg!“, schreit Berton Keefe.

„Wer?“, fragt der Siedler, dem die Hände zu zittern beginnen.

„Roger. Ihr habt ihn geschickt ausgenutzt. Aber nun ist es aus damit.“

Hank Brent zieht sich die gelben Handschuhe höher und grinst breit, während er Roger anschaut.

„Wir ...“ Der Siedler bricht ab, als Berton Keefes Hand herrisch durch die Luft streicht.

„Ich weiß schon. Ich hatte nur gedacht, er würde tun, was ich ihm befohlen habe. Er sollte aufhören, mit der Tochter eines Schollenbrechers zu tändeln. Aber er hat keinen Stolz!“

„Vielleicht hatte Andy mehr Stolz“, sagt Roger leise, aber doch laut genug, dass ihn alle verstehen. „Er tändelte mit einem Tanzhallenmädchen, das zwischen Abilaine und hier jede Stadt kennt und in jeder bestimmt ein halbes Dutzend Männer.“

Berton Keefes Gesicht wird flammend rot. Sein Mund bildet einen schmalen Strich in seinem Gesicht.

„Wir reiten zurück und unterhalten uns auf der Ranch weiter darüber. Es geht diesen Schollenbrecher nichts an. Nur eines kannst du dir inzwischen merken, Pegg: Wenn ich genau feststellen kann, dass es Rogers fünfhundert Dollar waren, bezahlst du noch einmal! Überlege dir, ob du warten willst, bis ich zurückkomme.“

Der Siedler schaut unsicher auf Roger.

„Wenn es wirklich mein Geld war“, sagt der, „so kann nur ich es zurückverlangen. Du solltest dir angewöhnen, in mir einen erwachsenen Mann zu sehen, Dad!“

Der Rancher schnauft verächtlich.

„Mit dir werde ich schnell einig. Mit dir werde ich es so rau machen, wie es mein Vater mit mir machte.“

„Willst du dich an mir rächen, wenn du deinen Vater meinst?“

„Halte die Klappe! Hank, hilf ihm auf sein Pferd!“

Hank Brent zieht wieder an seinen gelben Handschuhen, wobei sich das Grinsen in seinem Gesicht noch mehr verstärkt. Mit einem blitzartigen Sprung ist er aus dem Sattel und kommt auf Roger zu.

„Na komm“, grient er. „Dein Pferd steht dort drüben!“

Roger rührt sich nicht. Er fragt sich nur, welchen Befehl die vier anderen Männer bekommen, wenn Hank Pech haben sollte.

„Hörst du nicht?“, fragt Hank.

„Es ist seltsam, dass ein Rancher seinen Sohn durch einen Cowboy zu etwas zwingen will“, meint Roger. „Man muss das vielleicht erst erleben, um ihn richtig sehen zu können.“

„Hank, schneller, er will nicht!“, schreit der Rancher.

Nun steht Hank Brent dicht vor Roger. Er streckt die Hand aus, um nach dem Arm des Ranchersohnes zu greifen, aber Roger dreht sich.

Hanks Hand greift ins Leere. Er stößt ein tiefes Brummen aus und ballt die Faust. Da trifft ihn Rogers Hieb, der ihn gegen sein Pferd schleudert und zu Boden wirft. Das Pferd ist zur Seite ausgewichen. Hank kommt mit einem Fluch wieder hoch und rennt gegen Roger an. Seine Hand rast durch die Luft, trifft Roger und donnert ihn gegen die Brunnenmauer. Er will wieder zuschlagen, aber Roger taucht unter der Faust hinweg und schlägt von der Seite her nach Brents Schläfe.

Hank fällt in den Staub und bleibt liegen.

„Wunderbar“, sagt der Rancher. „Und ich dachte schon, in dir wäre überhaupt kein Saft, mein Junge. Aber das nützt dir nichts. Du kommst mit uns. Los, Männer, macht ihm klar, dass er mit uns kommen wird!“.

Die vier Männer springen gleichzeitig von den Pferden und springen vorwärts. Roger verpasst dem ersten einen Leberhaken, der den zusammenknicken lässt. Er schlägt noch einmal nach der Nase des Kerls, hört dessen abgründiges Brüllen und fühlt einen schmetternden Hieb, der ihn an der Schläfe trifft und rabenschwarze Finsternis vor seine Augen zaubert. Er denkt noch, dass er nicht fallen und ohnmächtig werden darf, als die Erde schon auf ihn zukommt. Den Aufschlag spürt er noch dunkel im Unterbewusstsein. Aber Helens gellenden Schrei hört er nicht mehr.

„Werft ihn auf sein Pferd“, sagt der Rancher. Und an Pegg gewandt fährt er fort: „Du hast vierundzwanzig Stunden Zeit. Bis dahin werde ich es genau wissen und wieder hier sein.“

Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane

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