Читать книгу Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane - Frank Callahan - Страница 89

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Das Mädchen Dallas ist stehengeblieben und schaut auf den Toten, dann auf Roger und dann auf die anderen Männer, die einen Kreis bilden.

„So geht das nicht weiter“, sagt eine hohl klingende Stimme. „Das ist der zweite Mord an einem Abend!“

„Ja, ein kalter Mord“, sagt ein anderer Mann. „Andy Keefe ist ein Mörder! Wir müssen eine Posse zusammenstellen.“

„Und?“, erkundigt sich ein dritter.

„Soll die Posse zu Keefes Ranch reiten und dort verhöhnt und fortgejagt werden, wenn nicht etwas Schlimmeres passiert?“

„Keefe kann keinen Mörder decken!“

„Und wenn es sein Sohn ist?“

„Keefe kann keinen Mörder decken!“, beharrt der Mann, der die Posse aufstellen will. „Auch dann nicht, wenn es sein Sohn ist. Er muss ihn herausgeben! Und wenn er das nicht tut, drohen wir ihm, den Richter in Silver City sofort zu verständigen. Das sollten wir überhaupt tun.“

Ein paar Minuten lang reden die Männer alle durcheinander, während sich Roger hinter ihnen an der Wand entlang schiebt. Als er aus dem Spielsaal geht, fasst Dallas nach seinem Arm.

„Roger, helfen Sie ihm!“, flüstert sie. „Die Männer sind anscheinend fest entschlossen, ihn zu holen. Helfen Sie ihm! Sagen Sie ihm, dass er fliehen soll!“

Roger wundert sich über die Angst, die Dallas um seinen Bruder hat.

„Los, auf was warten wir noch!“, ruft eine Stimme. „Wir wollen doch nicht warten, bis der nächste dran ist!“

„Gehen Sie, schnell, Roger!“, drängt das Mädchen. Sie schiebt ihn durch den Saloon, in dem kein Mensch mehr ist.

Als sie an der Tür sind, bleibt Roger stehen.

„Haben Sie es gesehen?“, fragt er.

„Nein.“

„Es war Mord.“

„Roger, es geht um Ihren Bruder! Gehen Sie! Schnell, Roger!“

Er fühlt sich hinausgeschoben. Die kalte Nachtluft tut ihm gut. Er hört, dass Dallas noch mehr sagt, aber es weht an seinen Ohren vorbei. Sie drängt ihn vom Stepwalk hinunter.

Er überquert die Fahrbahn und betritt den Mietstall. Dem Stallmann sieht er an, dass er schon Bescheid weiß. Alle Leute müssen es wissen. Offene Feindschaft spricht aus dem Blick des Mannes, und er fühlt, dass ein Fluch auf ihm liegt, der seinem Namen und wahrscheinlich auch seiner Person gilt. Er zieht sein Pferd aus der Box und sattelt es. Der Stallmann denkt nicht daran, ihm zu helfen. Er streckt auch die Hand nicht aus, als Roger bezahlen will.

Roger lässt das Geldstück auf den Boden fallen. Er führt sein Pferd. hinaus, steigt auf und reitet davon.

Flüchtig blickt er noch einmal zu dem Tanzmädchen hinüber. Sie wird Andy vergessen, aber vielleicht fällt ihr das schwerer, als er immer dachte.

Roger hat sich nicht beeilt. Er weiß nicht, ob das, was er tun soll, richtig ist. Er weiß überhaupt nicht mehr, was richtig ist. Es war leicht, davon zu reden, die Halunken, die Meek auf dem Gewissen haben, alle zu töten. Ja, das Reden ist leicht.

Als er die Ranch erreicht, sieht er das Licht in der Wohnhalle. Und er bemerkt auch Andys hohe Gestalt.

Jetzt wird er ihrem Vater alles gesagt haben. Zumindest alles aus der Stadt. Es ließ sich nicht mehr umgehen.

Roger steigt im Hof ab. Er lässt die Zügel aus der Hand fallen und geht auf das Haus zu. Er fürchtet die Begegnung, und doch weiß er, dass ihr nicht auszuweichen ist.

Als er den Flur betritt, hört er seinen Vater etwas sagen und dann plötzlich verstummen. Er bleibt im Rahmen der offenen Tür stehen. Berton Keefes Rollstuhl steht neben dem Kamin. Der Flammenschein beleuchtet das wie zerhackt aussehende Gesicht des Alten. Andy lehnt an der Wand zwischen den beiden hohen Fenstern. Beide Männer blicken auf Roger.

„Wo kommst du her?“, fragt der Rancher grollend.

„Hat er es dir nicht gesagt? Ich war auch in der Stadt.“

„Macht ihr alle, was ihr wollt?“

„Jeder von uns scheint seine eigenen Wege zu gehen“, meint Roger ausdruckslos.

„Hast du es gesehen?“

„Ja.“

„Wie war das, als Andy schoss? Hatte der Keeper schon gezogen?“

„Er hatte gar keinen Colt bei sich.“

Berton Keefes Gesicht ruckt herum.

„Keinen Colt . . .?“

„Nein “

„Er lügt!“, schreit Andy.

Roger lächelt flüchtig. Es wird auf seinem Gesicht kaum sichtbar.

„Warum sollte ich lügen?“, fragt er. „Habe ich etwas davon?“

„Vielleicht!“, zischt Andy.

„Ich wäre nicht hierhergekommen, wenn mich Dallas nicht darum gebeten hätte.“

„Wer ist Dallas?“, will der Rancher wissen.

„Ein Tanzhallenmädchen. Sie hat Angst um ihn, weil die Männer eine Posse zusammenstellen. Sie werden hierher kommen. Es kann nicht mehr lange dauern.“

Andy stemmt sich von der Wand ab und geht bis zur Mitte des Zimmers.

„Dazu fehlt ihnen der Mut!“

„Als der Marshal ermordet wurde, fehlte ihnen der Mut, das stimmt. Aber nun denken sie wohl daran, dass Collins ein Eldorado für Banditen werden könnte, wenn sie sich nicht auf ihre Kraft besinnen. Deshalb kommen sie.“

„Wir schicken sie mit blutigen Köpfen nach Hause!“, kreischt Andy.

„Du hältst jetzt die Klappe. — Roger, wie war das mit dem Marshal? Ist er tot?“

„Hat Andy das vergessen zu sagen?“

„Offenbar ja. Los, sprich!“

„Der Marshal wurde von den Männern ermordet, zu denen jener Wegelagerer gehörte, den ich erschoss. Die Banditen wollten das Geld zurückholen, das ich Darcan gab.“

„Woher wussten sie es?“

„Das weiß ich nicht. Irgend jemand muss es ihnen gesagt haben.“ Roger blickt seinen Bruder an, und für zwei Sekunden kreuzen sich ihre Blicke.

„Dad, du jagst sie zurück!“, ruft Andy. „Hörst du, was ich sage?“

„Du bist verrückt. Du bist so verrückt, dass ich dich dafür totschlagen würde, wenn du nicht mein Sohn wärst. Andy, in dir habe ich mich immer selbst erkannt. So war ich früher. Aber einen Mord? Nein, einen Mord hätte ich nie begangen.“

„Ich sah aber einen Colt in seiner Hand!“

„Hör auf! — Roger, weißt du, warum er ihn erschossen hat?“

„Nein Vielleicht ist er sehr erschrocken. Der Keeper rief ihn von hinten an.“

„Warum?“

„Lass dir das doch von ihm erklären.“

„Er belügt mich am laufenden Band.“

„Ich glaube, sie kommen bald“, sagt Roger.

„Willst du, dass er flieht?“

„Er ist mein Bruder.“

„Damit du hier alles schlucken kannst, was?“, knirscht Andy.

Roger schaut ihn wieder an.

„Du Narr! Denkst du, du hättest etwas von der Ranch, wenn sie dich in Collins hängen? Oder denkst du, diese Ranch hätte etwas davon, wenn sie sich vor einen Mörder stellt? In spätestens zwei Wochen wäre der letzte Cowboy, der etwas taugt, verschwunden.“

„Er hat recht“, brummt der Rancher.

„Auf Terror kann ich meine Macht nicht aufbauen.“

„Was hast du denn mit den Siedlern gemacht?“, schreit Andy.

„Mit den Siedlern? Ich war immer im Recht. Aber wenn ich mich vor einen Mörder stelle, habe ich nie recht!“

Roger denkt daran, dass einer der beiden gerade so schlecht ist wie der andere. Berton Keefe hat nur mehr Macht als sein Sohn in den Händen und braucht nicht selbst zu töten.

„Du verschwindest“, murmelt der Rancher. „Zumindest für einige Zeit. In ein paar Jahren ist Gras über die Sache gewachsen. Andy, hol die Kassette! Den Schlüssel brauchst du nicht zu suchen. Ich habe ihn in der Tasche.“

„Weil du mir nicht traust!“

„Es war gut, dir nicht zu trauen. Hol die Kassette!“

Roger tritt zur Seite, als Andy auf die Tür zugeht. Andy kommt mit der Kassette zurück.

„Ich gebe dir zweihundert Dollar“, meint der Rancher.

„Zweihundert?“

„Brauchst du mehr?“

„Ja.“

„Dann reite dorthin, wo du dir etwas verdienen kannst. Vielleicht verhilft dir das dazu, anders zu werden.“

Der Marshal kommt: Goldene Western Sammelband 12 Romane

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