Читать книгу Der Plot - Frank Eldering - Страница 13
5Jagdinstinkt
Оглавление»Ist dieser Platz noch frei?«
Max zuckte zusammen. Einige Seiten flatterten auf den Boden. Einen Moment lang starrte er verdutzt in ein Paar blau schimmernde Augen. Chiara! Was macht die hier?
Er warf einen Blick auf den Presseausweis, den sie um den Hals hängen hatte.
»Hat es dir die Sprache verschlagen?«
Er löste sich aus seiner Starre. »Entschuldige, nein …«
»Heißt das: nein, nicht frei?«
Er winkte in den menschenleeren Raum. »Wie du siehst, sind alle anderen Tische belegt.«
Sie lächelte, bückte sich und sammelte die heruntergefallenen Blätter vom Boden auf. Sie warf einen kurzen Blick darauf, da riss er sie ihr aus der Hand.
Chiara hob die Brauen und legte ihre Tasche ab. »Du bleibst noch ein paar Minuten hier?« Mit einer Handbewegung zum Papierstapel fügte sie hinzu: »Hast noch einiges zu lesen, wie ich sehe. Ich hole mir in der Zwischenzeit was zu trinken.« Sie ging zur Theke und kehrte mit einer Tasse Espresso zurück. Die Schriftstücke waren verschwunden. Sie setzte sich Max gegenüber und warf die Haare nach hinten.
»Was wollte Modric von dir?«
Sie kennt den Verleger?
»Warum interessiert das die Presse?«
Sie nippte an der Tasse. »Weil die Presse zufällig mitbekommen hat, dass er dir vorhin einige Umschläge gab. Drei waren es, wenn ich mich nicht täusche. In einem befand sich ein Dokument, das du unterschrieben hast. Wenn zwischen einem Autor und einem Verleger Dokumente unterschrieben werden, handelt es sich meistens um Verträge.« Sie lächelte. »Oder etwa nicht?«
Er lehnte sich zurück.
»Das geht dich nichts an.«
Ihr Blick verdunkelte sich. Sie beugte sich zu ihm, stemmte die Ellbogen auf dem Tisch, das Kinn auf die verschränkten Hände.
»Vielleicht doch?«
Auch Max beugte sich vor, bis ihre Gesichter sich fast berührten. »Du bist uns gefolgt. Das warst doch du, die sich auf dem Laufband plötzlich versteckt hat?«
»Das hast du richtig erkannt. Als ich dich mit Modric sah, wurde ich neugierig. Der Modric Verlag publiziert nur wissenschaftliche Bücher. Ich war vorhin auf dem Stand der ARD bei der Vorstellung des neuesten Buches eines seiner Autoren. Aber du schreibst Krimis. Also fragte ich mich: Was will er von dir? Als er dir dann auch noch dicke Briefumschläge gab und zum Schluss ein schmales Kuvert aus der Innentasche, weckte das meinen Jagdinstinkt.«
Max kannte Chiara von ihrer kurzzeitigen Affäre vor fünf Jahren. Sie würde keine Ruhe geben, bis sie alles in Erfahrung gebracht hatte. Er beschloss, sie mit ein paar Informationen zu füttern, die nah an der Wahrheit lagen. Das sollte die Vereinbarung mit Modric nicht gefährden.
Er lehnte sich zurück. »Modric will seinen Verlag neu ausrichten, mehr Belletristik. Er hatte im Internet um Bewerbungen gebeten, ich schickte ihm ein Exposé mit Leseprobe. Es gefiel ihm, er lud mich auf die Messe und zum Mittagessen ein, gab mir einen Vertrag.«
»Das ging aber schnell. Und gleich eine Anzahlung dazu?«
Ihr Blick zeigte, dass sie ihm kein Wort glaubte.
»Über welches Thema schreibst du? Ein pseudo-wissenschaftliches? Depressionsbewältigung für erfolglose Autoren vielleicht?«
»Tut mir leid, Chiara, aber zu diesem Thema fehlt mir die nötige Erfahrung. Nein, ich schickte ihm meinen neuesten Krimi. Er gefiel ihm. Das ist alles.«
Ihre Augen erforschten seinen Blick, auf der Suche nach Anzeichen, die ihn als Lügner entlarven würden. So oft, wie er sie damals belogen hatte, musste sie darin geschult sein. Anscheinend fand sie nichts, denn sie leerte die Tasse und stand auf. Das Interesse an ihm schien erloschen. Vorerst.
»Freut mich für dich, Max. Mach´s gut.« Sie drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, drehte sich um und verließ das Restaurant.
Er sah ihr nach.
Ein besserer Abschied als das letzte Mal.