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7Der Patient

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Rolf Kramer wollte weg. Endlich raus aus dieser Klinik. Die Therapie sei erfolgreich verlaufen, hieß es. Der Doktor hatte versprochen, dass er es schaffen würde, sein Trauma zu überwinden. Er hatte sein Versprechen gehalten. Die Erinnerungen an die fürchterlichen Geschehnisse waren jetzt weggesperrt in die tiefste Kammer des Unterbewusstseins. Daraus sollten sie nie mehr ausbrechen, hatte er sich geschworen.

Ein neues Leben beginnen!

Natürlich kannte er das Risiko, der Therapeut hatte ihn gewarnt: »Was du einmal an Grausamkeit erlebt hast, kannst du zwar verdrängen, aber du wirst es nie mehr los. Doch im Gegensatz zu früher kannst du es kontrollieren, es beherrschen.«

Die Stimmen. Die Kommandos. Ab und zu hörte er sie noch. Sie kamen im Traum, mal geschrien, mal geflüstert.

Wie auch immer, keine Gedanken an die Vergangenheit mehr. Einen Job suchen, eine Frau finden, Familie gründen! Er betrachtete sich im Spiegel: ein Mann Anfang vierzig, gut aussehend, noch im besten Alter. Solche Einschätzungen von sich selbst hätte er früher nie gehabt. Spiegel? Die gab es für ihn und seine Kameraden nicht. Man schaute einander auch nicht ins Gesicht. Zumindest nicht lange genug, um darin zu entdecken, worüber nie geredet wurde.

»Guten Morgen, Rolf«, riss ihn die bekannte Stimme aus den Gedanken. »Heute heißt es Abschied nehmen. Freust dich schon darauf, was? Ich habe dir eine Wohnung in Niedernhausen besorgt, ganz in der Nähe. Für den Fall, dass du Heimweh kriegst.« Kramer entging das Lächeln nicht, mit dem der Sprecher seine Bemerkung begleitete. Der Blick des Doktors fiel auf die vollgestopfte Reisetasche. »Wie ich sehe, hast du bereits gepackt. Gut, dann wollen wir keine Zeit verlieren, ich bring dich hin.«

Doch statt nach Niedernhausen zu fahren, ging es in die entgegengesetzte Richtung. In einem nahe gelegenen Dorf bog der Mercedes an einem Platz mit grüner Wassertränke und Hebelpumpe nach rechts. Die Straße verengte sich zu einem asphaltierten Weg. Nach hundertfünfzig Metern fuhr das Fahrzeug auf eine steile Einfahrt und hielt auf einem bekiesten Hof. Zwei Autos standen vor einem L-förmigen Gebäude geparkt.

»Wo sind wir hier?« Argwöhnisch beäugte Kramer das Schild, das neben dem Eingang an der Mauer befestigt war.

Der Doktor stieg aus, öffnete die Beifahrertür. »Steig aus, Rolf, ich will dich mit jemandem bekannt machen.«

Kramer verharrte auf dem Sitz. »Hier habe ich nichts verloren.« Er fühlte die Hand auf seiner Schulter. »Das gehört zur Therapie, Rolf. Vertraue mir. Steig bitte aus.« Die Augen, in die er blickte, duldeten keine Widerrede.

Er gab nach, unterdrückte die aufkommende Wut und tat, was von ihm verlangt wurde.

Der Plot

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