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Teil Zwei: Die Eröffnung Kurze Rochade

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Die Stadtratssitzung war um 10:00 Uhr zu Ende. Der größte Punkt auf der Tagesordnung war der der Ausbau der S-Bahn-Line vom Stadtteil Thon aus bis nach Erlangen, der nördlichen Nachbarstadt. Das Projekt existiert seit mittlerweile 20 Jahren und wurde immer wieder verworfen, jetzt allmählich nahm es wortwörtlich Fahrt auf. Alles, was noch zu tun war, war einen Bürgerentscheid durchzubekommen, die Baugenehmigung für die Erlanger Innenstadt genehmigt zu kriegen, der die Stadt für zehn Jahre in eine unansehnliche Großbaustelle verwandeln würde, die Prozesse der Umweltschützer bis zum Bundesverwaltungsgericht durchzuklagen und die Ausschreibungen zu starten, um die billigsten Gewerke in ganz Osteuropa aufzutreiben. Ein Kinderspiel also. Daneben war sein Anliegen, Mittel für den Aufbau eines neuen Bürgertreffs in Galgenhof, dem schlimmsten Brennpunkt im Süden, zu beantragen, geradezu banal. Es wurde trotzdem vorerst abgelehnt, da der Haushalt für dieses Jahr bereits verabschiedet war. Er dürfe Ende des Jahres das Thema zur Wiedervorlage bringen. Es lebe die Bürokratie. Vor allem, dass der Vorstand der Bezirksverwaltung ihm so in den Rücken gefallen war, ärgerte Greif. Der jetzige Vorstand hätte ihn unterstützen und einen kleinen Teil seines Budgets neu zuteilen können. Der hatte aber so getan, als hätte er ihn nicht mal gehört. Verdammtes Arschloch. Greif war es egal, bis dahin war er ohnehin Bürgermeister und würde sich auch in die Südtstadtverwaltung einmischen, mit gewissen Sonderrechten ausgestattet, was Budgets und Vollmachten anging. Sollen sie machen was sie wollen, bald würde nur noch das gemacht werden, was er wollte.

Greif bog auf dem Weg zu seinem Büro noch auf die Toilette ab. Er stand am Pissoir und dachte an seinen Termin mit dem Bauausschuss um elf, als sich ein großer Schatten über ihn legte. Die massige Gestalt von Hermann Perek schob sich neben ihn und nestelte mit großer Mühe an dem Reißverschluss herum, der für die im Verhältnis zu kurzen Arme, sehr weit weg war.

Johannes Puls machte einen Satz nach oben.

»Tut mir leid wegen deines Antrags gerade, Müller scheint nicht allzu begeistert gewesen zu sein.«

»Das war zu erwarten,« erwiderte Greif kühl. Er machte den Fehler und blickte aus dem Augenwinkel rüber. Nur eine Millisekunde, die aber ausreichte, um Pereks widerlichen kleinen Schwanz zu sehen. Greif kroch die Galle hoch. Er biss die Zähne so fest zusammen, dass es knirschte. Er presste die Augen fest zusammen, um die alten Bilder zu vertreiben. Er packte schnell ein und ging rüber zum Waschbecken, um sich einen Schwall eiskaltes Wasser ins versteinerte Gesicht zu spritzen.

»Ich verspreche dir, sobald ich Bürgermeister bin, wird deinem kleinen Projekt da unten ausreichend Budget zugeteilt, damit du das eine oder andere umsetzen kannst.«

»Das ist zu gütig von Ihnen. Glauben Sie mir, ich werde auf Ihr Angebot zurückkommen.«

Die beiden Männer, die von ihrem Äußeren her unterschiedlicher nicht sein könnten, sahen sich durch den Spiegel hindurch an. Greif emotionslos und versteinert. Perek hingegen sah seinen Kollegen mit einer Mischung aus Sehnsucht und Bedauern an.

»Johannes, was damals …«

»Lass gut sein, Hermann. « Greif warf das Papier in den Müll und stürmte aus der Toilette. Hermann Perek sah ihm nur stumm nach.

Das Spiel des Greifen

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