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Die Dame

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Es klingelte. Endlich. Yunis hatte eine schreckliche Stunde Englisch hinter sich. Er hatte mal wieder keine Hausaufgaben gemacht. Die Aufgabe war es sinnloserweise gewesen Vokabeln und deren Übersetzung dreimal abzuschreiben. Der Lehrer, Herr Matt, ein letztes Überbleibsel des kalten Krieges – das Gerücht hielt sich hartnäckig, er wäre früher bei der Stasi gewesen –, hatte in den letzten fünf Minuten der Stunde beschlossen die Hausaufgaben zu überprüfen. So war er Reihe um Reihe durchgegangen und sah sich die Hefte der Schüler an. Yunis schwitzte Blut und Wasser, zum Glück saß er ganz hinten rechts in der Ecke. Zu allem Überfluss platze auch noch fast seine Blase. Die rettende Klingel ertönte kurz bevor Herr Matt bei ihm und seinem Sitznachbarn Blinky Bill angekommen war. Blinky Bill hieß eigentlich Jens, der hatte allerdings einmal den Fehler gemacht und war mit einem Pullover des gleichnamigen Zeichentrick-Koalas aufgetaucht, als die coolen Kids natürlich schon zu alt und zu cool für sowas waren. Tja, einmal Blinky Bill, immer Blinky Bill.

Yunis stürzte beim ersten Anzeichen des Tones aus der Klasse, der Rucksack war schon vorbildlich gepackt. Nach dem erleichternden Besuch auf der versifften Schultoilette begab sich Yunis durch das Gedränge auf den Raucherhof hinter der Schule, wo er Andi und Sergio treffen würde. Sergio wusste noch gar nichts von ihrer frühmorgendlichen Achterbahn der Hochs und Tiefs.

»Junge, wie siehst du denn aus?« Sergio drückte sich die Faust an den Mund und klang halb belustigt, halb besorgt. Er nahm einen tiefen Zug von seiner Kippe.

Die beiden hatten sich etwas abseits des restlichen Tumults der Schüler gestellt.

»Georgie hat gestern fünfzig Gramm Gras bei Andi liegen lassen.« Sergios Augen wurden groß.

»Neiiiin, kein Scheiß?«

»Kein Scheiß, Mann«

»So ein Opfer. Tonto.« Sergio fluchte gerne mal auf Spanisch, um seinen Gefühlen Nachdruck zu verleihen, was die deutsche Sprache seiner Meinung nach nicht richtig hergab.

»Dachte, der ist dein Freund?«

»Aaaaach. Hey, er ist cool und hat immer was zu rauchen. Heißt aber noch lange nicht, dass er kein Trottel sein kann. Aber Alter, was zur Hölle ist passiert?«

»Die haben uns unten am Platz abgezogen. Scheiß Hurensöhne.« Andi war dazu getreten. »Moin Sergio.«

»Moin Ändi.« Fistbump.

»Eiskalt Mann, mit dem Messer und haben mich K.O. geschlagen.« Yunis zeigte auf sein Veilchen.

»Und mich haben drei in die Mangel genommen. Musste übelst kotzen«, ergänze Andi in einer Mischung aus Stolz und bitterer Erinnerung.

»Shit man. Und der Stoff?«

Andi und Yunis sahen sich an. »Der ist futsch.«

»Und was machen wir jetzt?«

»Wie, was machen wir jetzt?«

»Na Georgie, Junge, der bringt uns um.«

»Ach, das hat der doch gar nicht gerallt.« Andi war immer noch überzeugt.

»Alter, der ist zwar dumm, aber nicht komplett vertrottelt. Klar rallt der das.«

Allmählich schwanden Yunis und Andis Zuversicht, die sie sich in der Euphorie eingeredet hatten. »Es wurde geklaut, da können wir nichts für.« Sergio schüttelte den Kopf. »Mann, wenn ihr euch nicht immer ohne mich treffen würdet.«

»Hätte nichts geändert, die waren zu sechst oder siebt. Mit Messer. Vielleicht sogar Kanonen. Mann, das war ne richtige Gang.« Yunis schnallte nicht, dass es Sergio nicht unbedingt darum ging. »Trotzdem, einer mehr ist immer besser.«

»Keine Chance, Mann, die hatten uns völlig überrascht, oder Yuni?« Yunis hatte gar nicht mehr richtig zugehört, denn Eva hatte den Raucherhof betreten.

Eva Ross. Ein Traum von Frau. Feuerrote Haare, bleicher Teint, ein Lächeln, das Schnee schmelzen ließ. Die böse Königin und Schneewittchen höchstselbst wären krank vor Eifersucht geworden bei ihrem Anblick. Sie ging schon in die Oberstufe und war wohl das, was man eine Musterschülerin nannte. Zumindest im Vergleich zu Yunis. Höflich, strebsam und immer engagiert. Sie war Schülersprecherin, Mitglied der Schülermitverwaltung und vermutlich noch in jedem anderen Verein, in dem man sich einschreiben konnte. Die Hermine des echten Lebens. Und zu Yunis größter Verwunderung kam sie direkt auf ihn zu. Er war so perplex, er konnte nur zu Boden schauen.

Hi Eva, na was geht?

Hola schöne Frau, wie heißt du denn?

Hey, magst ne Kippe?

Oh Mann, alles Mist, warum fiel ihm nur nie was Gutes ein? Wie wäre es mit: Hallo Eva.

Ja, das war gut. Obwohl nein, dann gab er ja zu ihren Namen zu kennen. Was sollte er nur sagen?

»Hi Andi«, sagte Eva.

»Moin, moin.«

»Ich wollte dir noch die Unterlagen für die SMV Sitzung morgen geben.« Sie kramte in ihrem Rucksack nach ein paar Zetteln. Ihre runde Brille rutschte dabei auf die Nasenspitze.

»Wäre echt voll cool, wenn du da nochmal drüber schauen kannst, bevor wir’s in den Druck geben.«

»Klaro, ich schick dir dann die Anmerkungen heut Abend per Mail.« Andi steckte die Zettel in die Tasche.

»Danke dir, Barbara ist noch mit dem Jahresbericht Land unter.«

»Kein Stress.«

»Und wir müssen noch Jemanden finden, der die Karikaturen von der Südstadtverwaltung zeichnen kann, die fehlen noch fürs Deckblatt.« Sie sah aus, als hätte sie noch tausend andere Gedanken im Kopf, die alle auf einmal nach draußen mussten.

Erst jetzt sah sie in die Runde. »Hey Jungs.«

»Hi.«

»Hallo.«

»Huch, was ist denn mit deinem Gesicht passiert?«

Nichts aufregendes, eine bewaffnete Gang hat uns das Marihuana abgenommen, das wir einem Drogendealer geklaut haben, und uns anschließend verprügelt. Nein, besser nicht, Yunis musste improvisieren, was definitiv nicht zu seinen Stärken zählte.

»Hatte einen Unfall beim Sport. Nichts schlimmes«, log Yunis.

»Ach je, was machst du denn für Sport, Boxen oder so?«

Ja, ich boxe, hab‘ den lokalen Meistertitel dieses Jahr gewonnen. Willst du mal zum Training mitkommen und zugucken?

»Ja ne, bin da bei meinem Fitnesspark blöd vom Geländer gefallen.«

»Der da unten an der Frankenstraße? Den kenn ich, mein kleiner Bruder hatte da auch mal einen Unfall. Eine der rostigen Sprossen ist aus dem Gerüst rausgebrochen. Er hat sich den Arm übel gebrochen. Er hat heute noch ein paar Schrauben hier im Unterarm.« Zur Demonstration strich sie ihre Elle entlang. Yunis bemerkte die feinen Härchen, die auf ihrer ansonsten makellosen Haut wuchsen.

»Oh Shit,« warf Sergio ein, um daran zu erinnern, dass er auch noch da war.

»Kann man wohl sagen.« Eva schob sich mit dem Zeigefinger die Brille wieder fester auf die Nase. Eine Geste, die sie öfters machte. Yunis war hin und weg, es war als würde er einem Wesen aus einer anderen Welt zusehen, wie es unbekannte und faszinierende Gebärden vollführte, um mit der dummen Menschheit Kontakt aufzunehmen. Einfach himmlisch.

»Es ist eine Frechheit wie die Stadt die öffentlichen Parks vergammeln lässt. Andi kannst du nochmal die Muster geben?«

Andi reichte einen der Zettel an Yunis und Sergio.

»Die kommen in die nächste Schülerzeitung. Vielleicht gibt das etwas mehr Reichweite,« erklärte er.

Auf der Seite prangte oben groß der Schriftzug »Aufräumen e.V.«. Als Hintergrund diente die charakteristische Silhouette von Nürnberg, mit ihren mittelalterlichen Kirchen und natürlich der Kaiserburg. Schick gemacht, richtig professionell. Nur unten war noch ein leerer Fleck, da sollten wohl diese Karikaturen hin.

Bevor Yunis den Text darunter lesen konnte, nahm ihm Eva den Zettel aus der Hand. »Wir wollen, dass genau sowas nicht mehr passiert. Keiner soll sich verletzen. Keiner soll Angst in unserem Bezirk haben. Wir wollen aufräumen. Darum der Name.« Den Spruch hatte sie wohl schon öfters gesagt.

»Wir?«

»Mein Verein natürlich, der Aufräumen e.V. Wir engagieren uns in der Südstadt, damit wir endlich dieses Ghetto-Image loswerden. Warum nur Gostenhof? Was die können, können wir auch. Wäre doch voll cool, wenn es hier auch mal ein paar schöne Cafés und so gäbe. Und wenn man auch abends noch im Park spazieren gehen kann.«

»Klar«, stimmten Andi und Sergio gleichzeitig zu.

»Vielleicht wollen ja ein paar mehr Schüler mitmachen. Darum kommt das Thema jetzt groß in die Schülerzeitung.« Sie sah nochmal kritisch auf das Cover. »Diese blöden Karikaturen, vielleicht können wir ja auch einfach ein Bild von dem maroden Gerüst einfügen, quasi als Symbol für den Zustand der Stadt. Obwohl eine gute Karikatur von der Südstadtverwaltung genug provozieren könnte, um …«

»Weißt du was, Yunis kann gut zeichnen, vielleicht kann er uns ja aushelfen.« Andi erstrahlte sichtlich begeistert über seine Idee. Er hatte schon so oft versucht Yunis dazu zu bewegen, sich für irgendwas zu engagieren, am besten natürlich bei etwas, wo er selbst auch mitmachte, aber der zeigte wenig bis gar kein Interesse an etwas anderem als am Rumhängen und Kiffen. Aber jetzt hatte er vielleicht die richtige … ‘Motivation’ gefunden.

Yunis hatte gar nicht richtig zugehört, er hing noch bei Evas Aussage über die Parks. Gut, ab und an hingen da schon mal fiese Gestalten rum und gelegentlich wurde auch mal jemand in den Nürnberger Drogenparks erschossen oder abgestochen, aber bis jetzt hatte er noch keine Probleme bekommen.

»Wirklich? Das wäre ja mega gut! Würdest du das machen?« Eva strahlte ebenfalls. Yunis war völlig überrumpelt.

»Äh, ja klar.« Was passierte hier gerade?

»Weißt du was?« Eva sah Yunis direkt an. Die Hitze schoss ihm ins Gesicht.

»Komm doch heute Abend vorbei, zum Verein, mein ich, da haben wir ein Treffen. Dort können wir dann gemeinsam besprechen, wie das Cover aussehen soll und du kannst direkt von deinem Unfall erzählen. Johannes interessiert das bestimmt. Und er kann auch bestimmt was machen, um dir zu helfen.«

»Johannes?«

»Johannes Greif, unser Gründer.«

»Aha.«

»Also? Wär echt voll cool. Außerdem gibt es immer ein leckeres Buffet.«

Jetzt sag schon ja, du Idiot.

»Äh, okay.«

»Supi. Beim alten Siemens Gelände, gegenüber vom Manila. Kennst du?«

»Ja, glaub schon.«

»18:30.«

Es läutete.

»Oje, hab‘ jetzt Sport. Bis später dann.« Damit war sie auch schon wieder im Gebäude verschwunden. Was war gerade eben nur passiert?

»Alter, Eva Ross, auf der würde ich ja auch mal gerne reiten«, meldete sich Sergio zu Wort.

»Sollte sie nicht auf dir reiten?«, gab Andi zu bedenken.

»Ist doch egal, Mann, du weißt schon, was ich meine. Hauptsache es wird geritten.«

»Klar.« Fistbump.

»Männer, ich muss los. Sehen wir uns später?«

»Logen.« Sergio ging auch wieder rein.

Yunis blieb etwas verwirrt zurück. Wo sollte er hin? Und was machten die da? Egal, Eva hatte ihn eingeladen. Er war zwar verprügelt worden und schuldete einem unberechenbaren Irren einen Haufen Gras, aber vielleicht war der Tag ja doch nicht so beschissen.

Nach der Schule hingen Andi, Yunis und Sergio wie immer im Hummelsteiner Park rum, rauchten und versuchten mit Steinen aus dem Kiesweg diese verdammte Adler Skulptur auf dem Vordach des Schlösschens zu treffen. Die Sonne stand schon etwas tiefer und die unerträgliche Hitze des Mittags ließ allmählich nach. Mittlerweile hatte sich der Park gefüllt und alle möglichen Leute genossen das schöne Wetter. Irgend so eine dämliche Familie hatte ihren Lieblingsplatz auf der Bank beim Brunnen besetzt. Die Jungs hatten sich in penetrant kurzer Entfernung breit gemacht und qualmten eine nach der anderen, um die Familie endlich zu vertreiben. Die Mutter flüsterte schon auf ihren Mann ein, beide fühlten sich sichtlich unwohl, was die drei natürlich bemerkten und noch mehr anstachelte.

»Und, geht mit der Alten noch was?«, fragte Sergio lautstark, während er den nächsten Stein warf. Es war wichtig, dass das Pärchen jedes Wort verstand. Ein lautes klonk ertönte als der Stein den bronzenen Adler am Flügel touchierte. »Zählt!«

»Forget it, Alter, nur Volltreffer zählt.«

»Und Yuni, sag an, gehst du ihr heut Abend an die Wäsche?«

»Klar Mann, die will’s auf jeden Fall.«

»Yes.« Andi gab Yunis ein schmetterndes High Five.

»Weißt du was, nimm doch eine Kamera mit und film die Alte.«

Die Drei lachten herzhaft über die Idee.

»Und … und … «, Sergio bekam sich kaum ein, »… dann können wir sie auch noch ein bisschen erpressen.«

»Ja, ihre Eltern sind doch so scheiß Bonzen, die hat sicher Kohle ohne Ende.«

»Und danach schicken wir das Video in der Schule rum. Das wird so gut.«

»He Jungs, äh meint ihr, ihr könntet eventuell woanders rauchen, unsere Tochter ist gerade eingeschlafen und der Rauch ist nicht gut für das Kind.«

Stefanie Maier hatte so lange auf ihren armen Mann Thomas eingeredet rüberzugehen und die drei Jungs zu verscheuchen, bis dieser widerwillig eingeknickt war. Sein Vorschlag, einfach woanders hinzugehen war auf taube Ohren seiner Frau gestoßen. Wir waren zuerst hier, der Park ist für alle da und solches Verhalten darf nicht auch noch belohnt werden. Und jetzt geh endlich rüber, Rebecca wacht gleich auf, willst du das?

Da hatte Herr Maier fast keine Wahl gehabt, entweder Stress mit den gefährlich aussehenden Jugendlichen anfangen oder einen tagelangen Streit mit seiner Frau riskieren und sich als Schlappschwanz bezeichnen lassen. Nicht, dass sie es laut aussprechen würde, aber ihr gesamtes Verhalten würde es ihm entgegenschreien. Und zumindest sahen die drei nicht unbedingt nach Messerstechern aus. Genau darauf hatten die Jungs gewartet.

»Was willst du, Bastard?«

Sofort stellten sie sich in eine geschlossene Reihe und rückten dem kleinen Mann, der doch nur seinen Frieden wollte, dicht auf die Pelle. Alle legten gleichzeitig los.

»Verpiss dich, sonst gibt’s auf Maul.«

»Ich mach dein Gesicht zu Bolognese, Junge.«

»Und nimm deine Alte mit.«

Thomas Maier stolperte erschrocken von der Wucht der Reaktion rückwärts und trat sofort den Rückzug an. Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben.

»Was guckst du blöd? Willst du Stress?«

Auch Frau Maier war inzwischen aufgestanden und drückte die kleine Rebecca fest an sich, die heftig zu weinen begonnen hatte.

»Komm Schatz, wir gehen.« Herr Maier packte seine Frau am Arm und zog sie in Richtung Ausgang des Parks.

Der Blick, den sie ihm dabei zuwarf, sagte eindeutig ich habs doch gewusst, du Schlappschwanz. Egal wie man es machte …

Zufrieden ließen sich Andi, Yunis und Sergio auf ihre Lieblingsbank fallen. Erstmal ein schönes Kippchen auf den Sieg.

»Gesicht zu Bolgonese?«, fragte Yunis, ein Lachen unterdrückend.

»Hab‘ ich von Fler, Mann.« Die Drei prusteten los.

»Der hatte echt richtig Schiss.«

»Aber sowas von.«

Mit süßer Genugtuung als Grundlage schmeckten die Zigaretten gleich doppelt so gut.

Yunis stand auf und nahm ihr Kiesel-Spiel wieder auf.

»Und, wie war eigentlich Mathe?«, fragte er ganz beiläufig, so als interessiere es ihn gar nicht, während sein Kiesel einen Meter neben dem Adler gegen die braunen Dachziegel knallte.

»So lala, Mann, ich hoffe, es wird noch ne drei.«

»Reicht das fürs Gymi?«

»Ja würde grad so reichen. Damit wäre Englisch ausgeglichen.«

»Cool.«

»Wird schon«, bekräftige Sergio. »Bist doch das Genie hier.«

»Quatsch, bei dir kann’s doch auch reichen.«

»Ne, Mann, bin viel zu doof für alles. Steh noch auf fünf in Deutsch.«

»Willst du auch aufs Gymi?« Yunis horchte erschrocken auf. Er hörte davon zum ersten Mal.

»Ne, Mann, wie gesagt, reicht doch nicht. Außerdem hat mein Vater doch die Werkstatt, da mach ich dann Ausbildung. Ist ’n geiler Job, ey. An Karren rumschrauben und so.«

»Wo wir gerade bei Rumschrauben sind. Yuni, jetzt mal ernsthaft, gehst du da heut Abend hin zu diesem Vereinstreffen?«

Yunis hatte die Entscheidung schon lange für sich getroffen, um genau zu sein in dem Moment, in dem Eva ihn eingeladen hatte, trotzdem druckste er jetzt rum. Er wollte ja nicht zu übereifrig wirken.

»Ja weiß nicht, klingt ziemlich schwul alles.«

»Ist doch egal, geht doch um Eva und nicht um die Vereins-Spacken. Außerdem haste nix zu verlieren.«

»Außer natürlich deine wertvolle Zeit mit uns«, gab Andi zu bedenken.

»Shit, dann geh ich vielleicht doch hin.«

»So viel hält er also von uns, Sergio.«

»Voll traurig, Alter.«

»Jetzt hast du natürlich nur noch ein Problem.«

Yunis sah in fragend an.

»Du bist gar nicht vom Gerüst gefallen, du hast aufs Maul gekriegt.«

Da hatte er recht. Aber da würde ihm schon was einfallen, auch wenn improvisieren wirklich nicht seine Stärke war.

»Kein Stress, ich denk mir was aus. Der Spielplatz ist ja wirklich sau marode. Hat die einen Freund eigentlich?« Die beiden grinsten. Andi zuckte mit den Schultern. »Glaub nicht, zumindest hat sie nie einen erwähnt. Glaub die knackt noch beim Öffnen. Die hat doch gar keine Zeit für sowas, bei den ganzen Sachen wo die mitmacht. Weiß gar nicht wann die überhaupt mal schläft, da kommen echt manchmal Mails mit irgendwelchem SMV Kram um zwei Uhr nachts.« Er zwinkerte Yunis aufmunternd zu. »Warum machst du dich nicht ran, Andi? Hast nie was gesagt, dass ihr euch kennt.« Andi zuckte mit den Schultern. »Ist nicht so mein Fall. Ich meine, ja, die ist hot und auch echt nett und so, aber auch sau anstrengend. Ständig muss irgendwas für die SMV perfektioniert werden. Das ist nicht mein Ding.«

»Was ist das für ein komischer Verein eigentlich? Ist das von der Schule?«

»Ne, das ist was Öffentliches, da kann jeder mitmachen. Ist glaube ich so ne Art Nachbarschaftsverein der gesamten Südstadt. Jeder hilft jedem und so.«

»Warst du mal bei so einem Treffen?«

»Nope. Nur mal bei einem Sommerfest. Weiß nicht, die sind da alle echt krass commited und alles dreht sich um denen ihr’n Chef, der alles bestimmt. Wenn ich auf sowas Bock hätte, würde ich eher zum Bund.«

Andis Oberschenkel begann zu vibrieren. Er kramte das Handy aus der Jeans.

»Scheiße.«

Er drehte das Display, damit Yunis und Sergio sehen konnten:

»Georgie calling …«

Das Spiel des Greifen

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